Finden Sie Eichhörnchen süß?

Beantworten Sie vier banalen Fragen, und wir sagen Ihnen, was für ein Mensch Sie sind. Oder zumindest, ob Sie oft ärmellose Oberteile tragen, gern Knetgummi riechen und Abba irgendwie witzig finden.

Am Anfang haben ein paar Nerds aus New York nur die Rätsel ihres Alltags gesammelt: Warum haben Akademiker oft frei stehende Kühlschränke? Wieso trinken Konservative selten Evian? Das hat sie an ein Uni-Seminar über "Machine Learning Theory" erinnert, wo Computer berechnen: Wer A mag, muss auch B mögen. Also haben sie vor zwei Jahren eine Firma namens Hunch gegründet. Ihr Ziel: eine Formel des Geschmacks zu entwickeln. Auf ihrer Webseite hunch.com stellen sie dafür Fragen, die erst mal albern wirken: ob man den Geruch von Knetgummi mag oder Eichhörnchen süß findet. Jede Antwort verrät dem Computer etwas über Alter, Geschlecht und politische Einstellung. Nach achtzig Millionen Antworten ist ihre Geschmacksformel so präzise geworden, dass Hunch Firmen wie Samsung über die Vorlieben von Internetnutzern berät. Ob das wirklich funktioniert? Hier sind vier dieser Fragen – mit den Ergebnissen, die zeigen, was Hunch über Sie zu wissen glaubt.

Und hier noch einige Korrelationen, die man bei hunch.com herausgefunden hat (und ein Interview weiter unten mit einem hunch.com-Verantwortlichen):

1) Menschen, die morgens ihr Bett machen, sind glücklicher in ihrem Job, als die, die es nicht tun.
2) Xbox-360-Spieler kennen mit höherer Wahrscheinlichkeit Zitate aus „Scarface“ und verwenden öfter das Wort "yo“ als Playstation-3- oder Wii-Spieler. Xbox-360-Fans hatten als Kind eher ein Dreirad.
3) Die Menschen, deren Lieblingscharakter aus der "Sesamstraße“ das Krümelmonster ist, glauben eher an ein Leben nach den Tod als die mit anderen Lieblingen. Ernie-Fans kümmern sich eher um die Umwelt und geben häufiger an, oft von Menschen missverstanden zu werden.
4) Eisberg-Salat wird auffallend oft von Menschen bevorzugt, die eine politisch konservative Einstellung haben. Rucola bevorzugen dagegen eher Liberale.
5) Benutzer einer E-Mail-Addresse mit AOL-Domain sind eher übergewichtig, weiblich und zwischen 35 und 64 Jahren als Nutzer vergleichbarer Domainanbieter. Sie haben zudem seltener studiert, leben eher in einem Vorort und haben häufiger ihr eigenes Land noch niemals verlassen. Und sie lieben überproportional Süßigkeiten.
6) Menschen mit einer Gmail-Addresse hingegen bevorzugen eher salzige Snacks. Sie sind eher männlich, dünn, und zwischen 18 und 34 Jahre alt. Sie leben häufiger in Städten, haben mit höherer Wahrscheinlichkeit mehr als fünf Länder bereist und sind öfter karriereorientiert.
7) Menschen mit einem iPhone haben mit dreimal so hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal einen Segway benutzt, als Menschen ohne iPhone.
iPhone-Benutzer betrachten sich lieber im Spiegel als Besitzer anderer Mobiltelefone. iPhone-User spenden häufiger Blut als andere.8) Besitzer eines deutschen Schäferhunds vertrauen im Vergleich mit anderen Hundebesitzern mehr auf ihre Intuition als auf ihren Verstand. Menschen mit Haustieren sind eher Befürworter der Todesstrafe als Menschen ohne.
9) Wer im Flugzeug aus Überzeugung am Mittelgang sitzt, hat wahrscheinlicher ein höheres Einkommen als Menschen, die einen Fensterplatz wählen. Gangwähler haben eher als ihre Sitznachbarn eine Kreditkarte und Premium-Status bei mindestens einer Airline. Am Fenster sitzen laut Statistik eher Natur- und Campingfreunde, die weniger fernreiseerfahren sind, dafür aber lieber noch in echte Buchläden gehen.
10) Mac-User geben mit 50 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit regelmäßig Parties, als PC-User. Die Lieblingscocktails der PC-User: Strawberry Daiquiri, Irish Coffee, Screaming Orgasm. Mac User bevorzugen: Hot Toddy, Gimlet, Moscow Mule. Mac-User sind mit 80Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Vegetarier als PC-User
11) Nachtaktive Menschen bestellen im Restaurant eher Gerichte, die sie noch nicht kennen, als Frühaufsteher. Während Männer, die Boxershorts tragen, in der Regel Star Wars lieber mögen, bevorzugen Slipträger eher Star Trek. Star-Trek-Fans wurden in der Schule eher gehänselt als Star-Wars-Fans.Boxershort-Träger arbeiten mit höherer Wahrscheinlichkeit in einem Großraumbüro als Slipträger.
12) Wer bei dem Wort "Banane" zuerst an "-Split" denkt liebt auffallend häufiger nicht nur Nachtische und Butter, sondern auch Elton John und glaubt an Engel. Menschen, die an "-Republik" denken, haben mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit Kleidungsstücke von Prada, Dolce&Gabanna und Gucci.
13) Unter Menschen, für die der Valentinstag von großer Bedeutung ist, gibt es mehr Geschiedene, als unter denen, denen der Valentinstag egal ist. Menschen, die morgens ihr Bett machen, glauben häufiger an Liebe auf den ersten Blick als ander.
14) Coca-Cola-Trinker haben durchschnittlich mehr E-Mail-Adressen als Pepsi-Trinker.

Meistgelesen diese Woche:

Kelly Ford von hunch.com im Interview:SZ-Magazin: Herr Ford, wie groß ist der Datensatz, der Ihnen inzwischen zur Verfügung steht, wie aussagekräftig sind also Ihre Vorhersagen meines Geschmacks?
Ford: Wir haben 700 000 registrierte User, die im Schnitt 100 Fragen beantwortet haben, ich betone: im Schnitt, also wurden etwa 70 Millionen Fragen beantwortet.

Das Geheimnis Ihres Erfolges sind wohl die unerwarteten, amüsanten Fragen, die einem auf hunch.com gestellt werden. Etwa: "Mögen Sie den Geruch von Knetgummi?", oder "Betrachten Sie sich gerne im Spiegel." Wie kommen Sie auf solche Fragen?
Wir bitten unsere Benutzer sich Fragen zu überlegen und wir akzeptieren beinahe jede Frage, so ungewöhnlich sie auch sein mag - gerade bei den unerwarteten, abwegigen wie etwa die mit dem Knetgummi, ist es spannend zu sehen, welche Korrelationen der Computer zu anderen Antworten wie etwa dem Alter, Gewicht oder Lieblingsfilm findet.

Manche Antworten sind erwartbar, etwa die, dass Mac-Käufer eher liberal sind als PC-Besitzer, andere erstaunen einen doch sehr.
Wir bemühen uns, den Fragebogen so unakademisch wie möglich zu gestalten. Wir wollen keine langweilige Fragen stellen, wo machen Sie Urlaub, wie alt sind die Kinder. Ich denke genau darum beantworten User bei hunch.com so viele Fragen. Sogar die ersten 20 Fragen, in denen wir einige Standardwerte zur Person abfragen müssen, sind ein Mix aus Klassikern wie dem Alter und Geschlecht, aber auch den Fragen: "Glauben Sie an Aliens?" und "Welche Art von Pommes mögen Sie am liebsten?" - das sind übrigens beides sehr gute Fragen, um die politische Einstellung von Menschen herauszufinden.

Sie bitten Ihre User, den hunch-Account mit dem persönlichen Facebook-Accounts zu verbinden, warum?
Wenn wir auf die Facebook-Daten einer Person zugreifen können, muss der User eigentlich nicht mal mehr Fragen beantworten, dann wissen wir schon so viel und können gute Vorhersagen des Geschmacks treffen.

Was sagt denn eine Statusmeldung wie "tolle Party gestern" über meinen Musikgeschmack aus?
Wir nehmen nicht Sätze, die jemand postet, unsere Webseite schaut etwa, welche Webseiten jemand auf Facebook empfohleln oder folgt. Wenn das etwas die Seite von Barack Obama ist, können wir gleich recht genaue Vermutungen darüber abgeben welche Art von Restaurant so jemand mag.

Datenschutz ist natürlich ein Thema bei hunch.com, auf das wir aber nur kurz ansprechen wollen. Sie geben Daten an Samsung weiter, oder?
Wir verkaufen unsere Userdaten nicht. Was wir gemacht haben: Wir haben Samsung einige amüsante Fragen von unserer Webseite gegeben, von denen wir wissen, dass sie etwas über den Filmgeschmack von Menschen aussagen, damit empfiehlt Samsung seinen Kunden auf Basis derer Antworten Tipps.

Wie viele Fragen haben Sie eigentlich selber bei hunch.com beantwortet?
Alle. Es gibt maximal 2000 Fragen und alle Mitarbeiter hier bei hunch haben sie beantwortet. Zusätzlich kann man aber Empfehlungen abgeben, die wiederrum viel über den eigenen Geschmack aussagen. Und mein Facebook-Account ist mit hunch verbunden. Unsere Computer bei hunch versuchen alle diese Punkte miteinander zu verknüpfen und damit die Seite für alle User klüger und preziser zu machen. Jede einzelne Antwort macht die Gemeinschaft klüger. Wir haben etwa 70 Millionen Antworten, plus die Daten von Facebook und Empfehlungen der User. Das macht etwa 20 Milliarden Datenverknüpfungen. Sogar unserer extrem schnellen Rechner brauchen zwei ganze Tage, um den Datensatz einer Woche zu aktualisieren. Und trotzdem stehen wir noch am Anfang - wir wissen zwar recht viel über Fans von Barack Obama, aber noch wenig über etwa deutsche Politiker und die damit einhergehenden Verbindungen zu etwa Musik. Welche Art Restaurant bevorzugen etwa Menschen, die Angela Merkel mögen?

Welche Korrelation ist ihre liebste?
(lacht) Ich mochte sehr: "Menschen, die Manschettenknöpfe tragen machen eher Ärger als Menschen, die keine tragen."

Vielen Dank für das Gespräch.