Manchmal steigt einem ein Geruch in die Nase, der erinnert sofort an ein bestimmtes Gefühl oder einen Ort. Mir geht das ein bisschen so mit Agua de Florida und Peru. Wobei sich das »Florida« nicht auf den US-Bundesstaat bezieht, sondern einfach lateinisch ist für »blühend«.
Während meiner Reise durch Peru (auf der ich auch eine tolle Pisco-Sour-Mischung entdeckt habe) schnupperte ich diesen süßlichen, blumigen Duft immer wieder mal, in Geschäften oder kleinen Hotels. Kein Wunder, Agua de Florida ist einer der meist verwendeten Düfte in Lateinamerika. Das konnte ich erstmal nicht so recht nachvollziehen, weil er doch etwas plüschig riecht, so wie Kölnisch Wasser mit einer starken Moschus-Note.
Doch Agua de Florida ist weit mehr als ein etwas aus der Zeit gefallener Raumduft. Das erfuhr ich schließlich in Cusco, der ehemaligen Inkastadt in den Anden. Dort landete ich zufällig in einem kleinen Laden mit Zubehör für Schamanen. Dazu muss man wissen: Peru ist sozusagen eine Schamanen-Hochburg. Jedenfalls roch es auch hier wieder so süß. Ich fragte den Ladenbesitzer und er zeigte auf sein Regal, in dem Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit standen.
Trotz rudimentärer Spanischkenntnisse verstand ich schließlich, dass Agua de Florida eine wichtige Zutat für schamanistische Rituale ist. Der Schamane eröffnet und beendet damit rituelle Handlungen. Der Duft soll den Raum und die Aura reinigen. Außerdem, heißt es, schützt er vor bösen Träumen und nächtlichen Geistern.
Peruanische Mütter reiben ihren Kindern vor dem Schlafengehen zwei, drei Tropfen an die Schläfen. Das Wässerchen soll aber auch Müdigkeit und Schwermut vetreiben, Kraft und Energie verleihen, die Konzentration fördern und überhaupt das Glück anziehen. Wenn das nicht alles Gründe sind, um dieses besondere Duftwasser auch zuhause auszuprobieren?
Ich habe mir Agua Florida also hier bestellt und vollziehe jetzt, bevor ich mich an den Schreibtisch setze, das kleine auf dem Beipackzettel beschriebene Ritual: »Ein paar Tropfen in die rechte Handfläche geben, beide Handflächen aneinander reiben und den Duft durch die Nase tief einatmen. Dann die Hände hoch über den Kopf strecken und sie in einer Kreisbewegung zu den Oberschenkeln führen. Dabei mit Kraft durch den Mund ausatmen.«
Anschließend hoffe ich, von Kreativität überflutet zu werden. So oder so: Dieser Duft erinnert mich immer an meine aufregende Perureise und das gibt mir per se schon so etwas wie einen Energieschub.
Foto: Hersteller