Bilder einer Aufstellung

Normale Erinnerungsfotos sind der Familie Asada zu langweilig. Die vier Japaner betreiben aus Lust an der Verkleidung einen Aufwand, der andere Menschen total schlauchen würde.

Was ist daran eigentlich so komisch? Vier Menschen schlüpfen in immer andere Rollen – eine einfache Idee und eigentlich nichts Neues, Schauspieler machen das dauernd. Aber diese Leute hier sind zu viert, es sind immer dieselben vier, und sie ähneln einander: weil sie alle sich Krankenhausnachthemden oder Monteursanzüge überziehen, Strohhüte oder Kochmützen aufsetzen und so tun, als würden sie alle bei der Feuerwehr, in der Suppenküche, im Labor arbeiten. Manchmal tun sie auch so, als würden sie etwas zusammen unternehmen: einbrechen, zum Beispiel. Oder um die Wette essen. In einer Band spielen. Alles Dinge, über die jeder glaubt gut Bescheid zu wissen.

Aber diese vier ähneln sich auch noch auf andere Weise. Denn es sind Vater, Mutter, großer Bruder, kleiner Bruder. Die Asadas, eine japanische Familie. Sie sind einander vertraut, sie sind sich nah, und es ist diese Verbundenheit inmitten der Künstlichkeit, die diese Bilder ausmacht. Denn obwohl die Fotos komplett inszeniert sind: Es bleiben Familienfotos. An jedem Ort ist alles anders, doch die Protagonisten sind dieselben. Und sie bilden eine Einheit – eine Räubertruppe, eine Rockerbande, ein Team beim Modeshooting. Ihr Lachen, ihre Blicke, ihre Gesten beziehen sich aufeinander, und ja, gemeinsam wirken sie stark.

Der Mann, der sich diese Fotoserie ausgedacht hat, ist der kleine Bruder auf den Bildern. Der mit den zumeist längeren Haaren: Masashi Asada, und sein Projekt nennt er Asadake. Sieben Jahre lang hat er regelmäßig Familientreffen einberufen und Fotosessions draus gemacht. Es ging ihm, wie er sagt, »um eine andere Art der Erinnerungsfotografie«.

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Dafür hat der mehrfach ausgezeichnete Fotograf seine Familie in einige recht seltsame Situationen gebracht. Doch meistens lacht die Familie drüber. Das ist es auch, was sich auf den Betrachter überträgt: der Spaß der Asadas daran, sich in allerlei möglichst stereotype Welten hineinzuversetzen, höchst aufwendig, höchst perfekt, mit der größten Überzeugung, mit dem Mut zur Lächerlichkeit, aber im Schutz der Familie.

In Japan ist Asadake als Buch erschienen. Es hat zwei Cover, damit man es von zwei Seiten her aufblättern kann: von rechts, wie die Japaner. Und von links, wie wir. Am Ende ist dem Betrachter so, als würde er die Asadas ziemlich gut kennen. Schließlich hat er ja auch ihr Familienalbum durchstöbert.

Fotos: Masashi Asada