SZ-Magazin: Herr Stechbarth, am kommenden Wochenende steht uns die Zeitumstellung bevor...
Werner Stechbarth: Die macht mir viel Arbeit! Ich habe schon am Mittwoch angefangen, eine Uhr nach der anderen umzustellen. An einem Tag kriege ich das nicht hin. Ich muss auf die Leiter steigen und einzeln jede Uhr abnehmen. Immerhin kann ich sie dann gleich abstauben. Insgesamt brauche ich bestimmt vier oder fünf Tage. Aber es macht mir ja Spaß.
Was ist Ihnen lieber? Sommer- oder Winterzeit?
Sommerzeit. Ich finde das ja sowieso einen Schmarrn. Früher hat man gesagt, das spart Energie. Aber das ist ja lange nicht mehr so – im Gegenteil! Das sind Mehrkosten für alle. Sogar die Bahn muss stehen bleiben. Wenn die Frau Aigner mal Ministerpräsidentin werden sollte, will sie das ja ändern. Aber das schafft sie wohl auch nicht.
Wie viele Uhren hängen in Ihrem Wohnzimmer?
Genau 365. Das ist eine schöne Zahl. Für jeden Tag eine andere Uhr. Aber mehr Uhren hätten sowieso keinen Platz. Ich könnte noch einige an die Decke hängen, aber das wäre ziemlich umständlich. Im Keller sind auch bestimmt 200 Stück. Oft sehe ich eine neue, die mir gut gefällt. Dann wird eine alte abgehängt und kommt in den Keller.
Wie kamen Sie auf die Idee, Uhren zu sammeln?
Früher habe ich als Koch bei einer Fluggesellschaft gearbeitet und bin viel in der Welt herumgekommen. Irgendwann kam ich auf die Idee, mir aus jedem Land eine Uhr als Souvenir mitzunehmen. Die erste habe ich 1975 in Acapulco gekauft. Abgesehen von einigen Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald, stammen die Uhren zum Großteil aus dem Ausland.
Wie viel Zeit und Geld investieren Sie in Ihr Hobby?
Fragen Sie mich nicht. Von beidem viel zu viel. In der Früh mache ich meinen ersten Kontrollgang und schaue, wo die Batterien leer sein könnten. Heute habe ich bereits fünf ausgetauscht. Im Monat gebe ich ungefähr hundert Euro nur für Batterien aus. In vierzig Jahren kommt da schon viel zusammen. Aber ich bin Rentner, ich habe viel Zeit und es macht Spaß!
Was sagen Ihre Bekannten zu Ihrem Hobby?
Meine Freunde sagen, ich bin genauso verrückt wie meine Uhren. In meinem Kopf tickt es auch nicht richtig, sagen sie. Da gebe ich ihnen Recht, es ist wirklich so. Aber es kommt schon immer wieder jemand zu Besuch. Nur Schlafgäste hatte ich aber lange keine mehr. Das Gästebett steht im Wohnzimmer und vom lauten Ticken der Uhren könnte da niemand schlafen.
Und Sie stört das Ticken nicht?
Überhaupt nicht. Das Ticken ist total beruhigend. Ab und zu lasse ich abends den Fernseher abgedreht, setze mich auf den Boden und beobachte meine Uhren. Wenn gute Musik läuft, wenn in der Nacht die digitalen Uhren bunt leuchten, dann ist das wunderschön.
Ticken die Uhren synchron?
Nein. Ich habe eine große Funkuhr, nach der ich mich richte. Die anderen ticken alle ein bisschen anders. Das wäre ja schrecklich, wenn fünfzig Kuckucksuhren gleichzeitig schreien. Da hat man nichts davon. Bis zu zwanzig Minuten gehen die Uhrzeiten auseinander.
Haben Sie eine Lieblingsuhr?
Nein. Nicht, dass eine beleidigt ist! Ich sage immer: »Ich liebe euch alle und ihr seid alle die Besten!«