Eine Frage der Haltung

Cool kauern oder lässig lümmeln? Wie wir uns hinsetzen, sagt eine Menge über uns aus. Ein Überblick.



FREISITZEN

Kurzanleitung: Keinen Stuhl nehmen, klar, aber noch wichtiger: keine Lehne benutzen, auch keine Wand oder Litfaßsäule. Die fehlende Lehne unterscheidet das Freisitzen vom Gammeln. Der Schneidersitz ist nicht unbedingt nötig, sieht aber gut aus - vor allem in Gruppen.
Was die Pose signalisiert: Ich bin jung, ich bin ein Freigeist, ich habe intakte Bandscheiben.
Wo sie passt: Auf jeder Wiese, im Kinderzimmer, in Woodstock, in japanischen Teehäusern. Wo sie gar nicht passt: Businessmeetings, klassische Konzerte, Bar.

LÜMMELN
Kurzanleitung: Beine so weit wie möglich nach vorn schieben. Nicht auf dem Po sitzen, sondern eher auf dem unteren Rücken oder Steißbein. Beide Arme seitlich wegstrecken. De-luxe-Version: Füße hoch.
Was die Pose signalisiert: Hey, ihr Lehrer, Eltern und Vorgesetzte - aus mir wird nichts, habt ihr gesagt. Und jetzt? Na? Wer ist der Boss? Wer? Genau!
Wo sie passt: Bei Rekordeinschaltquoten und Bankkonten über 100 Millionen.
Wo sie gar nicht passt: Am ersten Tag des Praktikums.

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Frustsitzen und thronen

FRUSTSITZEN
Kurzanleitung: Die einzige Pose, bei der die Mimik entscheidend ist. Stellen Sie sich vor, Sie sehen aschgrauer Wand-farbe beim Trocknen zu. In einem feuchten, kalten Raum. Bei Baustellenlärm.
Was die Pose signalisiert: Signalisiert? Hä? Was soll die bescheuerte Frage?
Wo sie passt: Immer nur dann, wenn keiner zuguckt. Einzige Ausnahme: auf Ersatzbänken bei wichtigen Fußballspielen.
Wo sie gar nicht passt: Bei der eigenen Geburtstagsparty.

THRONEN
Kurzanleitung:
Schultern leicht hängen lassen, Beine parallel oder angemessen übereinanderschlagen, Hände im Schoß falten, Rücken gerade.
Was die Pose signalisiert: So viel Aufhebens, nur meinetwegen? Wie nett. Aber das wäre doch nicht nötig gewesen.
Wo sie passt: Bei einer Fashionshow in Reihe eins, in der Westminster Abbey oder im Buckingham-Palast.
Wo sie gar nicht passt: Auf dem Platz neben Thomas Gottschalk.

Stehsitzen und sitzräkeln

STEHSITZEN
Kurzanleitung:
Ihr Körper braucht mindestens so viel Spannung, als würden Sie stehen. Es hilft, die Beine übereinanderzuschlagen und mit beiden Händen Druck auf die Knie zu machen.
Was die Pose signalisiert: Ich bin sehr konzentriert. Und, psst, ich fühl mich nicht wohl in meiner Haut (und steh gleich auf).
Wo sie passt: Bei Günther Jauch im Studio, bei Polizeiverhören, beim ersten Treffen mit den Schwiegereltern in spe.
Wo sie gar nicht passt: In den eigenen vier Wänden.

SITZRÄKELN
Kurzanleitung
: Stuhl umdrehen, Beine rechts und links an der Lehne vorbei, fertig.
Was die Pose signalisiert: Sieh! Mich! An!
Wo sie passt: Sind Sie reich und berühmt? Nein? Dann, leider: nirgendwo.
Wo sie gar nicht passt: Im Stuhlkreis bei den Anonymen Alkoholikern, in Ohrensesseln.

Bilder: imago; dpa; getty