Der politische Islam – eine ebenso aggressive wie totalitäre Bewegung – befindet sich jetzt vollständig in der Offensive. Er ist auf dem Vormarsch an den drei wichtigsten Schauplätzen der Politik: auf den Straßen, in den Schaltzentren der Macht und an den Kriegsfronten. Innerhalb nur weniger Wochen haben wir dreierlei erlebt: die bislang weitreichendste und gewalttätigste gesellschaftliche Mobilisierung des politischen Islams – ausgehend von Europa, über den Nahen Osten bis nach Asien – als Reaktion auf die dänischen Mohammed-Karikaturen; die bedeutsamste Übernahme politischer Macht seit der iranischen Revolution vor einem Vierteljahrhundert durch die unverhohlen auf Vernichtung zielende und messianisch-islamische Hamas-Partei; und einen säbelrasselnden Iran, der durch die Wiederbelebung seines Atomprogramms die bedrohlichste militärische Entwicklung des politischen Islams einleitete, seit Saddam Hussein versuchte, mit dem Einmarsch in Kuwait im Jahr 1990 den Golf (und damit die ganze Welt) in den Würgegriff zu nehmen.
So verstörend jede dieser drei Entwicklungen für sich genommen auch sein mag, wir würden ihre tiefere Bedeutung übersehen, wenn wir deren fundamentalen Zusammenhang verkennen. Sie sind auf unheilvolle Weise wichtiger als die Summe ihrer Einzelteile. In der zunehmenden gesellschaftlichen und politischen Mobilisierung des politischen Islams sind die Züge dessen zu erkennen, was sich später einmal zu einer völlig neuen, breit gefächerten interkontinentalen Intifada ausweiten kann. Auf den Straßen im Nahen Osten, in Asien und in vielen Teilen Europas drohen islamische Protestler dem Westen. Auf einem Marsch durch London schwenkten sie Transparente mit hetzerischen Aufschriften wie: »Massakriert alle, die den Islam beleidigen«, »Schlachtet die ab, die den Islam verspotten« und »Europa, dein 11. September naht«. Im Gaza-Streifen verlangten die Demonstranten, dass den Karikaturisten die Hände abgehackt werden, und ein Imam verkündete vor 9000 Gläubigen in der Omari-Moschee: »Wir werden nicht eher ruhen, bis den Verantwortlichen die Köpfe abgetrennt wurden.« Das ist nicht normale Politik. Das sind nicht einmal die normalen Auswüchse normaler Politik.
Als Regierungspartei ist die Hamas im Aufwind, im Gepäck die wahnwitzige antisemitische und todbringende islamische Ideologie und Praxis, die in ihrer Charta verankert ist. Dort steht geschrieben, es sei »Allahs Verheißung«, dass »Muslime die Juden bekämpfen (und töten)«. Chaled Maschal, der oberste Anführer der Hamas, unterstreicht, dass die Hamas ihre Ziele nie aufgeben wird: »Die Hamas hat eine Vision. Die Hamas hat einen Plan. Die Hamas kann den politischen Kampf meistern, so wie sie den militärischen Kampf gemeistert hat, jedoch mit einer anderen Sprache, mit anderen Mitteln – und die Anerkennung Israels gehört nicht dazu.« Maschal sagte dies in der Folge seines Wahlsiegs in einer langen, beklemmenden Rede nach dem Freitagsgebet in einer Moschee in Damaskus. Als seine Zuhörer, befeuert von seiner Rede, »Tod Israel! Tod Israel! Tod Amerika!« skandierten, gab sich Maschal einem schauderhaften Wunschtraum hin: »Bevor Israel stirbt, muss es erniedrigt und entehrt werden. So Allah es will, werden sie vor ihrem Tod jeden Tag Erniedrigung und Entehrung erfahren … So Allah es will, werden wir ihnen das Augenlicht rauben, werden wir sie um den Verstand bringen.«
Die Person, die auf bedrohlichste Weise den zeitgenössischen politischen Islam vertritt, ist nicht Osama Bin Laden, sondern Mahmud Ahmadinedschad, der iranische Präsident, mit dem die Hamas eine Allianz bildet. Ahmadinedschad trotzt dem Westen mit Aufsehen erregender Dreistigkeit. Er leugnet den Holocaust und schwingt sich selbst zum Gebieter über die Wahrheit auf. Er verkündet, Israel gehöre »von der Weltkarte getilgt«. Er besteht auf seinem Streben nach einer »islamischen Atombombe«. Massenmord – in Wort und Tat – ist das Markenzeichen des politischen Islams. Er kommt im so genannten Selbstmordattentat zum Tragen, einem Grundtypus des Völkermords, für das die Hamas-Regierung gerade, nach der jüngsten Bombenexplosion in Tel Aviv, ihre anhaltende Unterstützung bekräftigt hat. Massenmord in großem Stil wird vom islamischen Regime des Sudan in Darfur praktiziert, auch Al-Qaida bekennt sich dazu und übt ihn ganz offen aus. Man stelle sich nur vor, Al-Qaida hätte an besagtem Morgen im September eine einsatzfähige »islamische Atombombe« in Händen gehabt.