Zäh la vie

Eine Frau kämpft sich durch: Rachida Dati wurde berühmt als Justizministerin unter Nicolas Sarkozy. Ganz Frankreich rätselte, wer der Vater ihrer Tochter ist. Jetzt sitzt sie im EU-Parlament, hat aber schon das nächste Ziel vor Augen - Bürgermeisterin von Paris.

Lockerlassen, das ist nicht ihre Sache. Rachida Dati sitzt in ihrem Büro im Europaparlament in Straßburg und telefoniert. Es ist Mittwoch. Sie möchte sich für Freitag verabreden, geschäftlich, und zwar dringend. Aber das Gespräch läuft nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat.

Sie sei immer sehr früh auf den Beinen, zwitschert sie in den Hörer, könne morgens um sieben da sein, kein Problem. Das klingt nicht wie ein Vorschlag. Das klingt wie ein Angebot, das man nicht ablehnen kann.

»Sieben Uhr dreißig also. Perfekt«, sagt sie. »Au revoir, bis Freitag.« Sie legt auf, guckt triumphierend in die Runde. Bingo! Lucie und Philip, ihre Assistenten, lächeln. Sie teilen das enge Straßburger Büro mit ihr und wissen: Wenn Rachida Dati etwas will, kriegt sie es.

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Meistens jedenfalls. Den Job als Europaabgeordnete wollte Rachida Dati ursprünglich nicht so recht. So schien es jedenfalls im Jahr 2009, als Frankreichs damaliger Präsident Nicolas Sarkozy sie als Justizminis-terin absägte und nach Brüssel be-ziehungsweise Straßburg schickte. Doch wenn man sie jetzt fragt, ob sie ihm das verziehen hat, schnaubt sie nur. »Da gibt’s nichts zu verzeihen. Ich habe ein Buch geschrie- ben, wenn Sie also darin nachlesen möchten, wie ich Europaabgeordnete wurde: Ich habe ein Kind bekommen und wollte mit der Politik aufhören. Nicolas Sarkozy musste mich dazu überreden, ins Europaparlament zu gehen. Er riet mir dazu, weil es ein ruhigeres Mandat sei, das mir Zeit geben würde, mein Leben neu zu ordnen.«

Tatsache ist, dass Rachida Dati am fünften Tag nach der Geburt ihrer Tochter im Januar 2009 wieder ins Büro der Justizministerin stöckelte. Im taillierten Kostüm. Fünf Tage nach einem Kaiserschnitt. Den Franzosen stockte der Atem. Das konnte man schon so interpretieren, dass sie Angst um ihren Job hatte.

Ganz Frankreich regte sich damals auf. Nun würde sie auch noch den Frauen in den Rücken fallen, hieß es. Wer würde sich jetzt noch leisten können, nach der Geburt des Kindes länger als ein paar Tage der Arbeitsstelle fernzubleiben?

»Ach, wissen Sie, mir hat man immer Vorwürfe gemacht, egal was ich getan oder nicht getan habe«, sagt sie und winkt ab. »Als ich schwanger war, hieß es, oh, là, là, wir werden bald keine Justizministerin mehr haben. Oder: Sie verdient einen Haufen Geld, und sie wird nichts mehr dafür tun. Als ich aber sofort wieder ins Büro ging, hieß es, oh, là, là, was für eine Rabenmutter!«

Sie lacht laut und jovial, aber da ist ein bitterer Unterton. Wenn man sie fragt, ob man sich daran gewöhnt, immer attackiert zu werden, antwortet sie mit einem »Bof« - was soll’s, egal. Denkt kurz nach. Sagt dann: »Anfangs hat mich das sehr verletzt. Dann habe ich begriffen: Ich bin eine öffentliche Figur, da steht das sozusagen in der Packungsbeilage.« Sie bläst die Wangen auf, stößt die Luft aus und sagt wieder: »Bof.« Achselzucken.

In ihrer Zeit als Justizministerin setzte Rachida Dati Sarkozys Refor-men und Ziele - mehr Regeln und härtere Strafen zum Beispiel, besonders bei rückfällig gewordenen kriminellen Jugendlichen - mit großem Engagement durch. Und wurde heftig kritisiert, für ihre harsche Amtsführung, ihre Radikalität und Selbstherrlichkeit.

Oft posierte Dati hübsch angezogen für die französische Presse. Als sie ihre Tochter bekam, rätselte das Land, wer der Vater sein könnte. Dati sagte nichts. Nur, dass sie eben »ein kompliziertes Privatleben« habe.

Zu jener Zeit wurde sie unbequem für Sarkozy. Auch weil seine neue Ehefrau, Carla Bruni, die schöne Ministerin wohl nicht so gern in seiner Nähe sah.

Anfang 2009 willigte Dati ein, nach zwei Jahren als Ministerin auszuscheiden. Die Reaktionen waren hämisch. Auch wenn sie beim ersten Treffen so tut, als sei sie cool genug, das an sich abperlen zu lassen - diese Erfahrungen haben sie nicht unberührt gelassen. Von jeder Frage fühlt sie sich angegriffen und antwortet schnell, ruppig, bockig, schnippisch. Manchmal ist das witzig. Aber sie greift keinen Faden auf, lässt kein Gespräch entstehen. Wie ein Tennisspieler, der den Gegner mit dem ersten Return ausschalten will und nicht versteht, dass man nur ein paar Bälle schlagen möchte, um sich aufzuwärmen und aneinander zu gewöhnen.

Für Rachida Dati ist jede Begegnung mit anderen Menschen ein Match. Sie macht einen Punkt, lehnt sich zurück, wartet auf die nächste Frage, knallt die Antwort zurück wie einen Schmetterball. Sie bietet nichts an, kein Thema, kein Getränk.

Sie ist zierlicher als erwartet. Und unauffälliger angezogen: schwarzer Rollkragenpullover, dunkle Jeans, schmaler, schwarzer Mantel. Perlenohrringe. Da kann keiner was sagen, sie passt ins Europaparlament.

Vor Kurzem hat sie wieder reichlich Presse bekommen, und wieder war der Ton süffisant. Sie hat den Mann, den sie als Vater ihrer mittlerweile vierjährigen Tochter bezeichnet, auf Unterhalt verklagt. Der Mann heißt Dominique Desseigne, ist 68 Jahre alt und meistens braungebrannt. Er besitzt 16 Luxushotels, 90 Restaurants, 39 Spielcasinos, bestreitet die Vaterschaft und lehnt einen Test ab. Seinen Anwalt hat er mitteilen lassen, dass Dati während der Affäre mit ihm acht weitere Liebhaber gehabt habe, darunter ein Bruder Sarkozys, der frühere spanische Regierungschef José Maria Aznar, ein Konzernchef, ein Minister, ein Fernsehmoderator und so weiter. Eine 42-jährige Frau, die angeblich neun Affären hat, ist schon mal ungewöhnlich.


»Niemals aufgeben. Nicht nachgeben.«

2007 war Dati Sarkozys große Hoffnungsträgerin: eine schöne Frau, die sich von ganz unten nach ganz oben gearbeitet hatte.

Vier Jahre hat Dati den Namen des Mannes nicht genannt. Warum jetzt?
Ganz falsche Frage. »Das werde ich Ihnen nicht sagen. Darüber rede ich mit niemandem. Und alles, was dazu geschrieben wurde, ist falsch.« Die schwarzen Augen blitzen. Stille.

Philip räuspert sich. Er sagt, dass nicht mehr viel Zeit sei, um 13 Uhr werde abgestimmt. Auf der Tagesordnung stehen: mehr Transparenz und Fairness bei den Ratings; die verschiedenen Möglichkeiten zur Zusammenfassung von Schulden, auch jenseits der Eurobonds.

Dati lächelt verbindlich und sagt: »Dann machen wir mal weiter mit dem Interview.«
Soll heißen, sie erwartet die nächste Frage. Was kann sie nicht ertragen an anderen Menschen? »Nonchalance. Dann kämpft man nicht mehr.« Sieht sie sich als Einzelkämpferin?

»Gar nicht. Einzelkämpfe sind zerstörerisch. Und wenn man versagt, ist es auch besser, nicht allein zu sein damit. Es kann sogar schön sein, zusammen zu scheitern.«

Was sind ihre Stärken?

»Zäh sein. Hartnäckig. Belastbar sein, das halte ich für eine Stärke. Niemals aufgeben. Nicht nachgeben, auch das.«

Und ihre Schwächen? »Niemals aufgeben. Nicht nachgeben.« Sie grinst.

Um es von der Vorstadt in Chalon-sur-Saône im französischen Burgund bis ins französische Justizministerium zu schaffen, musste Dati zäh sein. Sie war das zweite von zwölf Kindern. Vater und Mutter, er marokkanischer Maurer, sie algerische Hausfrau, konnten nicht lesen und nicht schreiben. Über ihre Eltern spricht Rachida Dati nur gut: »Sie haben nie gerufen: Kinder, Essen! Sie haben uns alle mit Namen gerufen, einen nach dem anderen, und uns nie verwechselt. Das war toll, denn in so einer großen Familie hat man nicht viel Eigenes. Man schläft zu viert in einem Zimmer, zu dritt in einem Bett, das Licht brennt irgendwie immer. Aber jeder hatte sein Regal mit seinen Sachen oder seine Kiste. Keiner ging an die Sachen der anderen. Das war Ehrensache. Das strukturiert Kinder.«

Die Eltern, die muslimischen Glaubens waren, schickten ihre Töchter auf ein katholisches Mädchengymnasium: Le Devoir, zu Deutsch Pflicht oder Aufgabe und verinnerlicht von Rachida Dati. Mit 16 fing sie an, neben der Ausbildung zu jobben, erst im Supermarkt, dann als Hilfspflegerin und Putzfrau im Krankenhaus, schließlich als Kosmetikverkäuferin für Avon. Ihr großer Traum: »Ich wollte frei sein«, sagt sie. »Unabhängig. Die Mittel dazu haben.«

Trotzdem ließ sie sich mit 25 Jahren von ihren Eltern verheiraten. Weil es ihnen so wichtig war. Die Ehe hielt nur kurz. Danach suchte Dati, die Jura studierte, Kontakt zu wichtigen Leuten. »Dati war eine freie Frau, die bei ihren Beziehungen zu Männern deren Nützlichkeit im Blick hatte«, erinnert sich der Fernsehproduzent Mohamed Mebtoul. Er kennt sie seit zwanzig Jahren und meint das nicht böse.

Die Taktik hat funktioniert: Der frühere konservative Justizminister Albin Chalandon vermittelte Dati ihre erste Stelle beim Ölkonzern Elf Aquitaine.

Sie sagt, dass sie sich vor allem an erfolgreichen Frauen orientiert. »Die Frauen, von denen wir hören, sind große Ausnahmen. Sie sind niemals banal. Dann wüsste man nichts von ihnen.«

Simone Veil ist eine dieser Ausnahmefrauen. Die ehemalige französische Sozialministerin wurde zu Datis Mentorin und empfahl ihr eine zusätzliche Richter-Ausbildung, die Dati 1999 in Bordeaux abschloss. »Ich habe viele Menschen kennengelernt«, hat Simone Veil einmal über Rachida Dati gesagt. »So eine habe ich noch nie erlebt, sie ist außergewöhnlich.«


»Sie verlangt viel von sich, also verlangt sie auch viel von anderen.«

Die französische Ex-Justizministerin Rachida Dati kann gut austeilen und gut einstecken.Der Gesichtsausdruck einer entschlossenen Frau: Wenn Rachida Dati - hier in ihrem schmucklosen Büro im Straßburger Europaparlament - etwas will, kriegt sie es meistens auch.

Gleich 13 Uhr. Auf zwölf Zentimeter hohen Louboutins federt die Außergewöhnliche munter wie eine Sportlehrerin durch die lichten Flure des Europaparlaments zur Abstimmung, grüßt nach rechts und nach links, strahlt die Kollegen aus schwarz schimmernden Augen an. Die perfekte Bühne für sie.

Philip und Lucie bleiben im kleinen Büro zurück und seufzen matt. Sie erzählen, dass Dati nichts lieber macht als arbeiten. Weder Essens- noch Schlafenszeiten interessieren sie besonders. Sie kann durchmachen und regeneriert sich in kürzester Zeit.

Aber es ist spannend mit ihr, sagt Lucie. Sie ist unkompliziert. Sie sagt, was sie denkt. Sie ist gut im Delegieren. Sie vertraut ihren Leuten, überträgt ihnen Verantwortung. Und sie nimmt sie überall mit hin, um sie wichtigen Leuten vorzustellen. Vielleicht weil sie weiß, wie nützlich das sein kann.

Die Stimmung im gemeinsamen Büro ist meistens locker, auch in Brüssel, sagen beide. Solange man belastbar ist. Sehr belastbar. »Sie verlangt viel von sich«, sagt Philip. »Also verlangt sie auch viel von anderen.«

Drei Wochen später steht Rachida Dati im Rathaus des 7. Arrondissements von Paris und hängt Grundschulkindern Medaillen um, die sie beim Schachturnier am Nachmittag gewonnen haben. »Bravo«, sagt sie zu jedem Kind und klatscht lahm in die Hände. Vierzig Mal geht das so, mehr fällt ihr nicht ein dazu. Ein paar Eltern möchten Fotos von ihren Kindern mit ihr machen. Dati legt einem Kind nach dem anderen die Hände auf die Schultern und lächelt in die Kamera. Ein bisschen müde wirkt selbst das.

Seit 2008 ist Rachida Dati Bürgermeisterin des 7. Arrondissements von Paris. Sie übt das Amt neben ihren anderen Tätigkeiten aus. Das »7e«, das von den Invalides über das Musée d’Orsay bis zum Eiffelturm reicht, ist schick, teuer, konservativ. Es war Sarkozys Idee, seine populäre Aufsteigerin und Integrationsfigur für Immigranten zur Bürgermeisterin ausgerechnet dieses Viertels zu machen. »Der Wahlkampf war unheimlich hart«, sagt sie, »aber dann habe ich sehr gut abgeschnitten, mit sechzig Prozent der Stimmen.«

Wenn man fragt, wie sie es als alleinerziehende Mutter geschafft hat, den Posten der Justizministerin mit dem der Bürgermeisterin zu kombinieren, gibt sie eine ihrer strategischen Lieblingsantworten: »Fragen Sie doch mal die Fabrikarbeiterin. Oder die Kassiererin, die alleinerziehend ist. Ich habe Leute, die für mich arbeiten. Das könnte alles ohne mich laufen. Die Kassiererin hat keine Leute, die etwas für sie erledigen.«

Ihr Büro im Rathaus ist ungefähr zehnmal so groß wie das in Straßburg, und sie hat es für sich allein. Riesige Fenster mit Blick in den Garten - das Rathaus des 7. Arrondissements ist das einzige in Paris mit Garten. Lackierter Holztisch, lederbezogene Schreibtischsessel, an der Wand hängt eine Luftaufnahme von Paris. Es sieht so aus, als sei das einzige Persönliche in diesem Raum ihre Handtasche. Keine Familienbilder, private Fotos im beruflichen Umfeld lehnt Rachida Dati ab. Überhaupt interessieren Fotos sie nicht besonders, sagt sie. Das sei eine Art von Sentimentalität, mit der sie nichts anfangen könne. Sie fotografiert nie, nicht einmal ihr Kind.

Dati hat ihre Tochter Zohra genannt, nach ihrer Mutter. »Damit möchte ich sie lebendig halten.« Ihre Mutter ist 2001 gestorben. Den Vater sieht sie mindestens zweimal im Jahr, sagt sie. Im Sommer und zur Weihnachtszeit. Da trifft sich die ganze Familie.

Das müssen fünfzig Leute sein.

»Mehr. Ich habe fast fünfzig Neffen und Nichten. Wir sind nicht viel weniger als hundert Leute an Weihnachten. Wir legen Matratzen auf den Boden. Wir sind ja daran gewöhnt.«

Dati hatte schon viele Neffen und Nichten, als sie Zohra bekam. Sie war 43. »Es war keine Obsession, ein Kind zu kriegen. Aber es war ein Wunsch. Es hat mich vervollständigt, dieses Kind zu haben«, sagt sie. »Meine Tochter ist das Wichtigste in meinem Leben. Sie ist das beste Antidepressivum, das es gibt. Man denkt, nichts ist mehr schlimm. In ihren Augen ist alles süß, lustig und interessant. Sie laugt dich aus, aber sie heitert das Leben auch sehr auf.«

Datis Stimme klingt rau, wenn sie angespannt ist. Jetzt wird sie weicher. Sie taut auf, wenn es um ihr Kind geht. Stolz berichtet sie, wie gut ihre Tochter sich durchsetzen kann. Wie oft sie recht hat. Wie sie ihre Mutter dazu zwingt, sich auf sie zu konzentrieren und nicht nebenher zu mailen oder Nachrichten zu gucken. Und dass sie, Dati, nicht in Kindersprache mit ihrer Tochter spricht, weil sie das schrecklich findet.

»Als ich schwanger war, hat man mir gesagt: Dein Leben wird sich total ändern. Du wirst dich ändern. Nichts ändert einen mehr als ein Kind.« Sie lacht, fast unbekümmert. »Es stimmt nicht. Ein Kind verändert dich nicht. Es bringt Dinge ans Licht, die in dir schlummern. Ein Kind macht dich empfindlicher, vielleicht ängstlicher, dankbarer. Aber es macht keinen anderen Menschen aus dir. Ich denke allerdings auch nicht, dass wir beide eins sind. Sie ist ein eigenes Wesen. Es ist ihr Kindergarten, nicht unserer. Ihr Schnuller, ihr Teller. Ich würde nie von ihrem Teller essen.«

Dati ist die einzige Bürgermeisterin in Paris, die in dem von ihr verwalteten Arrondissement lebt. Sie liebt das Viertel, so wie sie alles liebt, was elegant und glamourös ist.

Die Arbeitstage sind auch in Paris lang, aber keine große Herausforderung. Viel kann man nicht ausrichten als Bürgermeister eines Arrondissements. »Wenn sich in meinem Viertel ein Bürgersteig verbreitern soll, entscheide ich das. Bei der Straße muss ich mich an den Bürgermeister von Paris wenden«, sagt sie.

Der Bürgermeister von Paris wird nächstes Jahr gewählt. Rachida Dati würde das gern werden. Eine Art Boris Johnson für Paris. In letzter Zeit hat sie Johnsons Amtsführung ein paar Mal öffentlich gelobt. Sie kennt ihn zwar nicht, sagt sie, aber sie findet ihn originell. Eine Ausnahmeerscheinung. »Das ist angenehm, das kommt in der Politik ja nicht so oft vor.«

Eine Ausnahmeerscheinung ist Dati ebenfalls. Was noch für sie spricht, als Bürgermeisterin von Paris? Sie sagt, dass die Linken eine Politik gemacht haben, die gegen alles ist. »Gegen Autos. Gegen die Mittelklasse. Junge gegen Alte. Die Bewohner der Arrondissements im Osten gegen die im Westen. Arm gegen Reich. Ich würde versuchen, wieder mehr Miteinander nach Paris zu bringen.«

Versöhnliche Töne. Dazu schlägt die Standuhr in ihrem Büro sieben Mal. Der letzte Termin des Tages steht an: mit den Gärtnern besprechen, was gepflanzt wird. Draußen, bei fünf Grad. Sie zieht ein Gesicht. Nicht so ihr Ding.

Sie entschuldigt sich kurz und erscheint zwei Minuten später im anderen Outfit wieder: Statt des schwarzen Hosenanzugs für die Fotos mit den Kindern trägt sie jetzt Jeans und einen pinkfarbenen Lacoste-Pullover. Passend zu den Frühlingsblumen.

Rachida Dati
 
Leben und Streben: Rachida Dati ist sehr zielorientiert. Bereits im Jahr 1996 knüpfte die Juristin erste Kontakte zu Nicolas Sarkozy. 2002 bewarb sie sich bei ihm, der damals französischer Innenminister war, und war in seinem Stab zuständig für Einwanderungsfragen und Verbrechensprävention. Dann wurde Sarkozy Chef der liberal-konservativen UMP. 2006 trat Dati der Partei bei, wurde Sprecherin seines Wahlkampfteams. Als Sarkozy am 6. Mai 2007 zum französischen Präsidenten gewählt wurde, machte er sie zur Justizministerin: der vorläufige Höhepunkt ihrer Karriere.

Fotos: Jonas Unger