»Ein Genie« nannte ihn Niki Lauda einst, denn keiner konnte so schnell um die Kurven jagen wie er: Walter Röhrl, Weltmeister, Rally-Legende, Schnee-Eis-Matsch-Ikone, der in den 1980er-Jahren alles in Grund und Boden fuhr dank Perfektionswahn, Disziplin und eisernem Willen. Das war damals, als die Autos noch eckig und schön anzusehen waren – und dank ihm sogar Opel gewinnen konnte.
Der Ehrgeiz war da, bevor es mit der Rallyfahrerei losgegangen war: Im Kindergarten, in der Schule, er wurde gehänselt, der roten Haare wegen. »Unglaublich. Ich hab' da so drunter gelitten, das war unglaublich.« Er wurde wütend. Rasend. »Wenn mich einer ausgelacht hat und der war nicht größer als zwei Meter, dann hab ich den sofort angesprungen.« Er habe jeden verprügelt, vermöbelt, verhauen, der sich über ihn lustig gemacht habe. Er wollte es allen zeigen, es allen beweisen. Und das hat er dann auch getan hinter dem Lenkrad.
Lob von außen jedoch, das sagt ihm nichts. »Ich mach mir aus Titeln nichts. Wenn jemand sagt ›bester Rallyfahrer aller Zeiten‹, so etwas kann ich nicht ernst nehmen, weil: So etwas kann niemand behaupten. Auch diese Wahlen: ›Fahrer des Jahres‹ und solches Zeugs. Ich bin da nie hin. Einmal bekam ich dafür sogar 10 000 Dollar Strafe. Da hab ich gesagt, sie sollen dem Verbandspräsidenten ausrichten, er könne mich 10 000 Mal am Arsch lecken. Lob ist für mich nicht lebensnotwendig. Die Fakten beim Rallyfahren sind die Zeiten. Bestzeit! Bestzeit! Bestzeit! Das ist die einzig wahre Aussage. Alles, was man messen kann. Die Uhr sagt die Wahrheit.«
Anlässlich seines 70. Geburtstags haben wir Walter Röhrl im Bayrischen Wald besucht. Ein Gespräch auch über Kurven, Nebel und den Greuel vor Geburtstagen, über Kleintraktoren, Kinder und Katzen, die Maxi heißen, aber eigentlich Rambo genannt werden. Und darüber, wie viele Punkte er in Flensburg hat und wie alles anfing am Steuer eines 200er-Mercedes mit 60 PS und einem rauchenden Rechtsvertreter der sieben Bischöfe Bayerns im Fonds.
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