“Bist du deppat!”

Nirgendwo fiebern Sportreporter so mit den Athleten wie in Österreich. Wir zeigen Ihnen die fünf leidenschaftlichsten Kommentare als Internetvideo. 

Es müssen schlimme Momente sein für Robert Seeger, wenn Nicht-Österreicher mit einer guten Zwischenzeit über die Piste jagen. Mehr als 1000 alpine Schirennen hat Seeger für das österreichische Fernsehen kommentiert. Regelmäßig rutschten ihm dabei alles andere als sachliche Sätze heraus. Zum Beispiel bei der Ski-Weltmeisterschaft 2003 in St. Anton. Ein Österreicher führt. Auf der Strecke nun ein Norweger. Er ist schnell. Zu schnell, wie Robert Seeger findet. „Es könnte ihm jetzt der Ski aufgehen!“, ruft er ins Mikrofon, „was wir ihm natürlich nicht wünschen.“ Einige Tage später die nächste Schmach. Ein Amerikaner gewinnt, wieder vor einem Österreicher. „Um Gottes willen!“, entfährt es Kommentator Seeger.

Video 1: “Ja, spinnt denn der? Der fährt ja wie eine gesengte Sau!”
Michael Walchhofer und Antoine Dénériaz bei der Olympia-Abfahrt von Turin 2006 (das Video sehen Sie unterhalb der Werbung).


Kommentar: Armin Assinger und Robert Seeger
Nirgendwo zählt ein Sieg bei einem Skirennen so viel wie in Österreich, nirgendwo fiebern Sportreporter so leidenschaftlich mit. Schließlich gilt es das Selbstverständnis Österreichs als Top-Skination zu kultivieren. Dass die Ergebnisse außerhalb von Österreich kaum jemand jucken: wurscht. Hauptsache ein Österreicher steht oben auf dem Siegertreppchen. Das gelingt zur Freude von Seeger und seinen Reporterkollegen recht häufig. Es muss ja nicht immer gleich ein Neunfach-Triumph sein (wie tatsächlich in Innsbruck vor zehn Jahren gelungen).

Video 2: “Der Hundling fährt, als wollte er alle Tore wegräumen!”
Hermann Maier bei der WM-Abfahrt von Vail 1999


Kommentar: Armin Assinger und Robert SeegerIn der Nationenwertung, in der die Weltcuppunkte der Damen und Herren zusammengerechnet werden, liegt Österreich auch so seit 1990 ununterbrochen
vorne. Seeger und seine Kollegen freuen, zittern, bangen, ärgern sich, hoffen, jubeln aber nicht alleine in der Kommentatorenkabine. Sie haben rotweißrote Skihelden neben sich, die nach ihrer aktiven Zeit eine zweite Karriere als Co-Kommentatoren starten. Beispielsweise der ehemalige Abfahrer Armin Assinger, der seit 2002 außerdem drei Mal die Woche mit der Sendung „Millionenshow" den österreichischen Günther Jauch gibt.

Video 3: “Der König ist tot, es lebe der König!”
Hermann Maier beim WM-Riesentorlauf von Bormio 2005


Kommentar: Hansi Hinterseer und Robert Seeger

Schnulzen-Experte Hansi Hinterseer (in den Siebzigerjahren sogar Vize-Weltmeister im Slalom) schaut ebenfalls immer wieder zur patriotischen
Doppelconférence vorbei. Jüngstes Mitglied in der Kommentatoren-Riege ist
Matthias Lanzinger, dem nach einem Sturz der linke Unterschenkel amputiert
werden musste. Sein Schicksal rührte die Skifans zwischen dem Arlberg und
dem Semmering so sehr, dass der ORF ihn schnell verpflichtete.

Video 4: “Bist du deppat!”
Hermann Maier beim Weltcup-Super G von Kitzbühel 2006


Kommentar: Armin Assinger und Robert Seeger

Sogar für frühere Athleten wie Hans Knauß, wegen Dopingverdachts ausgemustert, ist Platz in der Fernseh-Skifamilie. Kürzlich stellte er mit einer Kamera auf dem Helm und einer Kamera am Ski den Zuschauern die berüchtigte Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel vor. „Jiiiiiiiiipiiiijjjjjeeeiii!“, jauchzte er vor jedem Sprung. Das anschließende Rennen dürfte dem mittlerweile pensionierten Robert Seeger allerdings nur bedingt Freude gemacht haben. Ein frecher Franzose verhinderte einen österreichischen Doppelsieg.

Video 5: “Um Gottes willen! - Das ist eine harte Nuss!”
Bode Miller stürzt bei der Weltcup-Abfahrt Beaver Creek 2008 schwer – und fährt weiter


Kommentar: Hans Knauß und Oliver Polzer

Extras:

“Jawoll! 1:45:73 für unseren Franzi Klammer!”
Ein historischer Moment: Franz Klammer gewinnt die Olympia-Abfahrt in Innsbruck 1976. Eine ganze Nation fieberte mit.

“Er lacht schon wieder!”
Hermann Maiers Eltern verfolgen die Olympia-Abfahrt in Nagano 1998 – als ihr Sohn schwer stürzt.