Ein neuer Trainer alleine reicht nicht, es müssen drastische Maßnahmen ergriffen werden: fünf Szenarien zur Rettung unseres Lieblingsvereins.
1) Ex-Bahnchef Mehdorn rettet den FC Bayern
Am Mittwochabend ist der FC Bayern in eine der spannendsten Phasen, die eine Fußballsaison zu bieten hat, eingetreten: die des Konjunktivs (II sogar), die des "hätten wir mal".
Hätten wir mal, wie die Vordenker bei der Deutschen Bahn, den Emailverkehr unserer Mitarbeiter besser überwacht, mögen sich die Verantwortlichen nun denken. Und wenn wir schon dabei sind: warum nicht gleich die gesamte Online-Kommunikation. Dann nämlich hätten wir gewusst, dass jemand wie Lukas Podolski auf seiner SchülerVZ-Seite schon lange schreibt: "Hab keinen Bock mehr auf das blöde München."
Und hätten wir mal auch einen Blick in die Krankenakten unserer Angestellten gewagt, wie es ein Lebensmitteldiscouter vernünftigerweise vorgemacht hat. Dann nämlich hätten wir gesehen, dass jemand wie Massimo Oddo aufgrund seiner hohen Cholesterinwerte physisch gar nicht in der Lage dazu ist, einen Sprint gegen Thierry Henry zu gewinnen.
Hätten wir also mal einen wie Ex-Bahnchef Mehdorn engagiert, einen Basta-Typen, einen Anti-Konjuntiv, der mit dem ganzen "hätten wir mal" Schluss macht. Glück für die Münchner: Mehdorn ist gerade frei. Und auch an seinen neuen Vornamen könnte man sich schnell gewöhnen: Bayernchef Mehdorn.
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2) Silvio Berlusconi rettet den FC Bayern
Betretene Blicke, matte Mienen, karge Kommentare: Das Problem des Vereins ist vor allem ein atmosphärisches. Da muss Schwung rein. Wer wäre für ein bisschen joviale Stimmungsaufhellung besser geeignet als der italienische Ministerpräsident? Ein Mann, der durch ein Erdbebengebiet spaziert und obdachlosen Opfern in ihren Notzelten lachend kundtut, man müsse das alles als eine Art Campingurlaub verstehen, besitzt offensichtlich die Fähigkeit, auch die schwärzesten Stunden zu rosaroten Momenten umzudeuten.
Wer so entspannt mit Naturkatastrophen umgeht, der kann ein Fußballergebnis mit links zurechtdefinieren – und das bisschen 0:4-Klatsche wäre dann wahlweise einfach a) ein total gewitzter Supertrick, um jeglichen Druck aus dem Rückspiel zu nehmen (wozu stressen lassen, wenn’s sowieso nichts mehr zu holen gibt?); oder b) eine schlaue Methode, die Bankettrede von Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spiel schön knapp zu halten; oder c) eine willkommene Gelegenheit für Jürgen Klinsmann, sich endlich wieder in die USA zurückzuziehen, das schöne Land, das von einem „jungen, ansehnlichen und gebräunten“ Präsidenten (Zitat Berlusconi) regiert wird.
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3) Peer Steinbrück rettet den FC Bayern
Es wird Zeit für Peer Steinbrück und Angela Merkel in schwarzer Kleidung mit finsterer Miene vor die Presse zu treten. Schon wieder werden Millionengehälter an Versager gezahlt, schon wieder gibt es Spekulationen über eine Bad Bank (Rensing, Ottl, Podolski, Borowski, Sosa), das für seriösen Wirtschaftsjournalismus bekannte Handelsblatt mahnt in ungewohnt emotionalen Worten: "FC Bayern: Eine Schande für Deutschland".
Und wann hatte der berühmte Steinbrück-Ausspruch „Wir haben in den Abgrund geschaut“ mehr Gültigkeit als gestern Abend in der ersten Halbzeit der Champions League?
Es wird Zeit, über eine Verstaatlichung des FC Bayern nachzudenken. Vergleicht man den Verein mit den deutschen Firmen, deren Existenz durch die Krise bedroht ist, wird sofort klar: Auch hier geht es um Arbeitsplätze (na gut, vielleicht nicht so viele wie bei Opel, aber dafür umso höher dotierte). Wie bei der Hypo Real Estate geht es darum, dass das gesamte System kollabieren könnte, wenn erstmal ein Teil zusammenbricht (im Ernst: die Bundesliga ohne FC Bayern? Würde da noch irgendjemand was für die
Fernsehrechte bieten?)
Also: Ja, der FC Bayern sollte verstaatlicht werden, so wie die „Hypo Real Estate (HRE)“, noch so eine Münchner Bruchbude. Der Bund bietet wie heute bekannt wurde 1,39 Euro pro HRE-Aktie. Mit 1,39 Euro ist auch ziemlich genau der Marktwert von Christian Lell beschrieben.
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4) Die Fans des TSV 1860 München retten den FC Bayern
Retten, was zu retten ist, hat Karlheinz Rummenigge gestern abend gefordert Doch ausgerechnet in die nächsten beiden Bundesliga-Partien erwarten den FC Bayern zwei ziemliche Brocken: erst zuhause Frankfurt, dann in Bielefeld! Das wird der Verein nur überstehen, wenn die Fans wie ein Mann hinter der Mannschaft stehen. Auch, wenn es weh tut: Das wird nur mit den Fans des 1860 München gelingen. Die Fans des 1860 würden sicher gern eine Mannschaft anfeuern, die gegen Frankfurt und Bielefeld spielt und nicht nur gegen Ahlen und Wehen.
Überhaupt: Eine Mannschaft, die in der Tabelle auf Platz 4 steht, nur 3 Punkte hinter dem Spitzenreiter, würden die 60er-Fans nach jedem Spiel
zum Autokorso auf die Leopoldstraße zerren. Jetzt ein schöner Autokorso, das könnte auch die Bayern-Spielern helfen, die ja zuletzt echt ein paar ungute Erlebnisse hatten. Auch umgekehrt würde der Fantausch funktionieren: Die Fans des FC Bayern kommen ohnehin nur in die Allianz Arena, weil es dort gute Würschtl zu ganz reellen Preisen und einen ausgezeichneten Latte macchiato gibt. Ihre Mannschaft angefeuert haben sie eigentlich noch nie, dafür aber sehr oft ausgepfiffen. Trotzdem ist das Stadion jedes Mal ausverkauft. Die Fans von Bayern München hätten also sicher kein Problem damit, wenn statt Ribery und Toni einfach Manuel Schäffler und Julian Baumgartlinger auflaufen würden, sie müssten ihr Verhalten ja nicht ändern.
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5) Die Frauen retten den FC Bayern
Der FC Bayern krankt und weit und breit niemand, der ein Tablett mit
Zwieback und Tee vorbeibringt. Meint der Verein wirklich, es ginge auch ohne weibliche Unterstützung? Der Vorstand ohne Frau, der Trainerstab ohne Frau, der Aufsichtsrat ohne Frau. Dabei hätte man doch spätestens seit der Finanzkrise wissen müssen, dass zu viele Männer zu viel Ärger machen. Die einzigen Frauen, die den FC Bayern derzeit unterstützen, sind Susanne, Jaqueline und Estelle. Und die wollen nicht helfen, den Verein zu retten, sondern lieber Miss FC Bayern April werden.
Deutschland hat genug gut ausgebildete Frauen. Was der Verein jetzt braucht, ist ein bisschen Ursula von der Leyen (kann die Kinder zum Sport fahren, Mittagessen kochen, nötige Reformen einleiten und gleichzeitig auf Pressekonferenzen gut frisiert auftreten), ein bisschen Alice Schwarzer (Gegner anraunzen, hart in die Zweikämpfe gehen) und ein bisschen Heidi Klum, die im Zweifelsfall jede Woche einen rausschmeißt.
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(Autoren: Julia Rothhaas, Max Fellmann, Rainer Stadler, Christoph Cadenbach, Marc Baumann)