Bordeaux: Eine Stadt wacht wieder auf
Ja, ja, die Stadt des Rotweins – der Ruhm vergangener Jahre wurde irgendwann zum Fluch und man witzelte über Bordeaux als »la belle endormie«, die schlafende Schöne. Die Schöne ist nun aufgewacht und hat sich ein wenig neu erfunden als moderne Stadt der Kultur. Im ehemals verfallenden Chartrons-Viertel, der einstigen Hochburg der Reeder und Weinhändler, schnellen die Mieten wieder in die Höhe; eine Straßenbahn wurde gebaut; die alten Lagerhäuser am Ufer der Garonne wurden restauriert, in Läden verwandelt – oder in Museen wie das CAPC-Museé d’Art Contemporain. In der riesigen Halle mit doppelstöckig umlaufender Galerie hängt und steht jetzt Gegenwartskunst. Wein trinken kann man hier immer noch, im »Dachcafé«, zwischen Skulpturen. Am Place de la Bourse spiegeln sich nach Einbruch der Dunkelheit die alten klassizistischen Fassaden auf den Bodenplatten. Man glaubt, es handle sich um einen Zufall oder um Einbildung, aber der Wasserspiegel, groß wie ein Handballfeld, ist ein technisches Meisterwerk, für das man jeden Abend eine genau berechnete Menge Wasser auf den Boden sprüht. Bordeaux wird heute auch Menschen gefallen, die sich nichts aus Wein machen. Sogar Pariser reisen in die Stadt am Atlantik. Das wäre für die leicht versnobten Hauptstädter vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen.
Übernachten im Chartron-Viertel: Seeko’o Hotel, 54 Quai de Bacalau, 33300 Bordeaux, Tel. 0033/556/ 39 07 07. DZ ab 189 Euro.
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Valencia: Barcelonas kleine (und hübsche) Schwester
Ja, sicherlich, Barcelona ist eine ganz wunderbare Stadt. Doch die Stadt weiter im Süden, die man Barcelonas kleine Schwester nennt, kann in mancherlei Hinsicht locker mithalten. Valencia besitzt mit Sicherheit schon einmal die schönere alte Markthalle als Barcelona. Valencia hat auch die spektakulärere moderne Architektur zu bieten: Im einstigen Flussbett der Turia entstand die futuristische, zwei Kilometer lange "Stadt der Künste und Wissenschaften". Das große Opernhaus im Palau de les Arts wurde erst vor zweieinhalb Jahren fertig gestellt. Gebaut hat es Santiago Calatrava, der wohl berühmteste Architekt Valencias, der auf der ganzen Welt arbeitet, aber rnirgendwo so viel gebaut hat wie in seiner Geburtsstadt. Calatrava liebt spektakuläre Auftritte: Das Opernhaus gleicht einem gigantischen Helm von Darth Vader aus dem Krieg der Sterne. Calatrava baute auch ein Planetarium, das wie ein riesisges Reptilienauge aussieht. Auch eine Brücke, die von den Valencianern La Peineta, der Kamm, genannt wird. Er hat ein naturwissenschaftliches Museum gebaut, das aussieht wie eine Schildkröte. Und er baut gerade eine riesige Generalsmütze, die Tennishalle Agora.
Informationen zur "Stadt der Künste und Wissenschaften" gibt es auch auf Englisch unter www.cac.es
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Göteborg: Schwedischer Christkindlmarkt
Klar, schlicht, funktional – so stellt sich Schweden vor, wer von dem Land nur Krimis, Astrid Lindgren und IKEA kennt. Kommt man nach Göteborg, sieht man in den Straßen erst mal: Blau, Rot, Gelb, zumindest in der Vorweihnachtszeit. So leuchten Häuser, Brücken, Bäume in der Weihnachtsmeile vom Stadtzentrum bis hinunter zum Hafen. Fünf Millionen Glühbirnen kämpfen auf dem größten Weihnachtsmarkt Schwedens gegen die langen nordischen Winternächte. Die Verkäufer an den Ständen tragen alte Kostüme aus dem 18. Jahrhundert. In den Lokalen biegen sich die Tische unter dem Julbord, dem Weihnachtsbuffet mit Buletten aus Elchfleisch mit Preiselbeeren, gebeiztem Lachs und eingelegtem Hering – am besten im Sternelokal »Sjömagasinet«, wo auch die Königsfamilie verkehrt. Und natürlich findet man in der Altstadt auch die Mode von Acne, J. Lindeberg oder Tigers of Sweden. Göteborg im Dezember ist alles andere als klar, schlicht, funktional. Die Stadt ist eine echte Abwechslung zum ewigen Christmas-Shopping in New York oder Nürnberg.
Restaurant Sjömagasinet, Klippans Kulturreservat, Adolf Edelsvärds gata 5, 41451 Göteborg, Tel. 0046/ 31/775 59 20, www.sjomagasinet.se.
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Istanbul: Die Stadt der tanzenden Engel
Zu den vielen guten Gründen, nach Istanbul zu reisen, gehört auch das Gesicht eines Engels: Vier Engel tragen die Kuppel der Hagia Sofia auf ihren Rücken, sechsflügelige Serafine, doch vor 700 Jahren zerstörten Osmanen ihre Gesichter, als sie die Kirche in eine Moschee umwandelten. Eines der Engelsgesichter konnten die Restauratoren wiederherstellen. Der türkische Kulturminister sprach vor wenigen Wochen gar von einem heiligen Moment, als er das neue alte Gesicht enthüllte. Ein paar der anderen guten Gründe für Istanbul: das Restaurant »Haci Abdullah«, das 20 Jahre altes, eingelegtes Gemüse verkauft; das Café »Inci Pastanesi«, in dem es berühmt gute Profiteroles gibt; die Eisverkäufer, die Kugeln durch die Luft wirbeln können wie Barkeeper Cocktailgläser. Wer denkt, Berlin habe ein aufregendes Nachtleben, den wird es in Istanbul aus den Schuhen hauen: Menschenmassen ziehen jede Nacht durch die Stadtteile Beyoglu und Ortaköy. Die schönsten Gründe aber bleiben: der Bosporus, Istanbul und die Altstadt, die sich auf sieben Hügeln ausdehnt, umgeben von einer 22 Kilometer langen Stadtmauer. Und spätestens nachts, wenn die schönsten Frauen ihre Haare auftürmen, bereit, bis in den Morgen zu feiern, begreift man: Hier reibt sich nicht nur der Orient am Okzident; hier schmusen beide heftig miteinander.
Wohnen: Im neu eröffneten Four Seasons at the Bosphorus, das strategisch gut zwischen Ortaköy und Beyoglu liegt, Ciragan Cad. No. 28, Besiktas, Tel.0090/212/381 40 00, fourseasons.com. Airtours bietet 3-Tage-Trips mit Flug ab 925 Euro pro Person an, www.airtours.de. Informationen zur Kulturhauptstadt 2010 unter www.istanbul2010.org.
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Breslau: Prachtbauten der klassischen Moderne
Breslau hieß früher einmal Venedig des Nordens, seiner fünf Flüsse und 120 Brücken wegen. Nach dem Krieg vergaß man im Westen diese Stadt, höchstens nach Krakau fuhren manche noch, 200 Kilometer weiter südöstlich. Dabei war Breslau einmal die deutsche Hauptstadt der architektonischen Moderne: In den Zwanzigerjahren bauten große Architekten wie Hans Scharoun, Hans Poelzig oder Erich Mendelsohn Gebäude, die als Breslauer Moderne berühmt wurden. Wichtigstes Bauwerk aus dieser Epoche ist die 1913 fertiggestellte Jahrhunderthalle, heute Hala Ludowa. In dem gewaltigen Rundbau würde der Petersdom dreimal Platz finden. Im Zweiten Weltkrieg wurden einige dieser Bauten zerstört, nach dem Krieg verfielen manche. Nun aber wird die Breslauer klassische Moderne wiederentdeckt, viele Häuser werden renoviert. Das alte Warenhaus Wertheim beispielsweise, am Plac Kosciuszki von Hermann Dernburg gebaut, wurde gerade denkmalgerecht saniert und unter dem Namen »Renoma« wiedereröffnet. Architekturklassen pilgern wieder in die Innenstadt. Vielleicht ganz gut zu wissen: Breslau ist eine sehr junge Stadt, 140 000 Studenten besuchen die 22 Hochschulen – und abends die Wirtshäuser, Clubs und Kneipen. Unter den vielen kuriosen Lokalen fällt besonders das »Graciarnia« auf, in dem jedes Möbelstück alt ist und aus einem anderen Teil Polens stammt – es liegt gleich bei dem alten Wertheim-Gebäude. Die grünste Stadt Polens gehört heute wieder zu den schönsten und lebendigsten.
Eine Mischung aus Pub, Café, Museum, Disco: Graciarnia, ul. Kazimierza Wielkiego 39,Tel. 0048/71/795 66 88, www.graciarnia.com.pl.
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Antwerpen: Das neue Modezentrum im Nordwesten
Einverstanden, Mode-Interessierte wissen schon länger, dass Antwerpen nicht nur für Rubens und Diamanten steht. Belgiens zweitgrößte Stadt mit dem zweitgrößten Hafen Europas ist auch Mode-Weltstadt, spätestens seit den »Antwerp Six« um Dries van Noten, Ann Demeulemeester und Dirk Bikkembergs. Sie besuchten vor zwanzig Jahren die Modeakademie der Stadt, die sich in einem historischen Gebäude an der Nationalestraat, dem ModeNatie, befindet, das auch das Modemuseum beherbergt. Die Nationalestraat ist zugleich auch die wichtigste Einkaufsstraße für neue Mode, Vintage und Accessoires. Während der Fashion Week im Februar wird die Stadt von Models und Moderedakteuren bevölkert. Das merkt man dann auch im Viertel der Diamantenhändler und sogar im Rubens-Museum.
Übernachten an der Nationalstraat: Das Designhotel Banks liegt in
einer Seitenstraße, alle zwei Monate findet eine Kunstausstellung im hauseigenen Daytime Café statt. DZ ab 100 Euro. Steenhouwersvest 55, 2000 Antwerpen,
Tel. 0032/3/232 40 02, www.hotelbanks.com.