• 08. Januar 2009
  • Sex

Immer nur das Eine?

Versaute Tagträume und verpasste Chancen, besoffene Quickies und nüchterne Selbstbefriedigung: Nichts treibt den Menschen mehr an als sein Trieb. Aber welche Rolle spielt Sex tatsächlich in unserem Alltag?

    Altenpflegerin, 64, geschieden und allein lebend, Kleinstadt
    Montag
    7.40 Zur Arbeit, wie jeden Tag. Bekomme eine SMS. »Besuche Dich heute Abend. Tausend Küsse. Peter.« Peter (71) ist Rechtsanwalt und verheiratet, aber seit über 20 Jahren mein Liebhaber. Sobald er kann, meldet er sich. Unangemeldete Besuche möchte ich nicht, könnte zu Komplikationen führen.
    19.25 Peter kommt, ich erhalte die tausend Küsse und einen Quickie. Eigentlich mag ich das nicht, aber er meint, dass er dann den Kopf frei hat für den Sport.
    20.00 Fernsehabend: Tagesschau, Millionär, Bauer sucht Frau. Da fällt mir eine Geschichte ein. Als mein Sohn klein war und mit seinem Freund Jan rammelnde Kaninchen sah, sagte Jan: »Das machen meine Eltern auch immer so.«

    Dienstag
    13.10 Wieder eine SMS. »Es hat geholfen, habe gewonnen, komme übermorgen länger.« Na toll, Martin (65) will übermorgen auch kommen. Martin kenne ich auch seit über 20 Jahren aus dem Sportclub. Er ist Industriekaufmann und auch verheiratet.
    15.00 Kaffee mit Freundin Brigitte. Sie ist seit einem halben Jahr mit Horst befreundet, Kontaktanzeige. Ist bereits bei ihm eingezogen. Vielleicht sollte ich auch so eine Anzeige aufgeben. Nein, lieber nicht, ich will nicht mehr Hosen bügeln oder fragen, ob ich eine Strumpfhose kaufen darf.
    18.00 Wieder zu Hause. Überlege, wie ich die beiden Dates morgen organisiere. Peter könnte um 14 Uhr kommen, Martin um 20 Uhr. So machen wir es. Mittwoch
    12.00 An meiner Arbeitsstelle im Altenheim habe ich heute Folgendes erlebt: Frau Schmidt war nicht aufzufinden. Die Suche nach ihr ging durch alle Zimmer. Bei Herrn Dunker wurden wir fündig. Beide vergnügten sich im Bett. Diskret zogen wir uns zurück. Hört das nie auf mit dem Sex? Ob ich es in dem Alter auch noch treibe, so mit 80? Warum nicht? Dann weiß man, dass man noch lebt.
    13.30 Peter klingelt. Er hat nicht viel Lust zu quatschen, also ab in die Kiste.
    15.00 Peter will Sonntag wiederkommen.
    19.00 Martin ruft an, dass er gleich bei mir ist. Wir trinken Wein und haben Sex.
    20.30 Martin verabschiedet sich.

    Donnerstag
    13.00 Lege mich nach der Arbeit hin. Habe mich gestern wohl
    übernommen.
    14.00 Koche mir einen Kaffee und denke über mein Sexleben nach. Meine Freundinnen sind fast alle verheiratet und haben viel weniger Sex. Viele haben auch keine Lust mehr darauf. Aber was interessieren mich die anderen, ich habe es mir so ausgesucht und bin zufrieden.
    17.00 Martin ruft an und fragt, ob es mir gut geht. Soll auf jeden Fall an Sonntag denken. Wie könnte ich das vergessen!
    17.30 Brigitte kommt zu Besuch. Wir trinken Sekt, und sie fragt mich, ob ich glücklich bin, ohne Partner und ohne Sex. Ich sage ihr, dass ich nicht wie eine Nonne lebe. Nach meiner Scheidung habe ich immer Freunde gehabt, wollte aber keine feste Bindung. Meine schwer erkämpfte Freiheit gebe ich so schnell nicht wieder auf. Brigitte erzählt mir, dass sie total verliebt sei und es mit Horst hervorragend laufe. Na, wir fragen in einem halben Jahr noch mal nach.

    Meistgelesen diese Woche:

    Freitag
    Heute Abend ist eine Feier im Sportclub. Werde Peter und Martin dort mit ihren Frauen sehen. Ist ein komisches Gefühl.
    20.00 Neben mir sitzt Karin. Sie hat auch keinen festen Partner, das verbindet uns.
    21.30 Wir stellen fest, dass wir doch alle sehr alt geworden sind. Es wird über Enkelkinder geredet. Früher wurde nach dem Essen wild getanzt und geflirtet. Vorbei.
    22.00 Ich gehe zur Toilette. Treffe Peter auf dem Flur. Er haucht mir ins Ohr, dass er jetzt lieber bei mir wäre, ganz bei mir. Nächste Woche, sage ich, ruf an!
    23.10 Die Bedienung stellt eine Flasche Schampus auf unseren Tisch. Karin fragt mich, von wem die wohl ist. Keine Ahnung, egal, sage ich. Ich suche den Blick von Martin. Danke, Martin, prost!
    1.10 Ich bestelle mir ein Taxi und beschließe, einer Wandergruppe beizutreten, vielleicht ist da mehr los.

    Samstag
    10.20 Brigitte und ich fahren in ein Wellness-Hotel, um uns massieren zu lassen, und danach in die Stadt, um Dessous zu kaufen. Schwarz für Brigitte, rot für mich.
    14.10 Martin auf dem Anrufbeantworter. Will sich die Belohnung für den Schampus holen. Kommt um 18 Uhr vorbei.
    18.15 Martin hat wenig Zeit. Frage ihn, warum er überhaupt kommt, »weil ich Lust auf dich habe«, sagt er und fasst unter meinen Pulli. Wir schaffen es nicht ins Bett.
    19.30 Fange an, ein neues Buch zu lesen. Runzel-Ich von Susanne Fröhlich.

    Sonntag
    9.25 Peter hatte sich für heute angemeldet. Ich ziehe meine neuen Dessous an und denke daran, wie es damals mit ihm angefangen hat. Beim Tanzen fragte er mich, ob ich nicht merken würde, dass er sich in mich verliebt hat. Von Anfang an wusste ich, dass es keine gemeinsame Zukunft geben wird. Habe es aber bis heute nicht bereut. Seine Freundschaft bedeutet mir viel.
    9.40 Peter hat heute mehr Zeit und lädt mich zum Brunch in ein Romantikhotel ein.
    12.00 Wir trinken bei mir noch Sekt, und der Vormittag endet mit Bettgeflüster.

    (Auf der nächsten Seite: Tagebuch eines DJ. "Sex wäre eine feine Sache, um den Tag zu beginnen.")

    DJ, 35, Single, Großstadt

    Montag
    9.30 Anstrengendes Wochenende, aber nur ein kleiner Kater. Trotz Koks und einer Menge Alkohol habe ich seit Samstag nicht an Sex gedacht und frage mich, warum Koks so häufig »Fickpulver« genannt wird.
    19.00 Bis jetzt im Musikstudio gewesen. Sexy ist höchstens die Musik, die dabei entstanden ist.
    1.30 Im Bett. Jetzt noch Sex? Keine Frau der Welt würde mich dazu bringen.

    Dienstag
    8.20 Sex wäre eine feine Sache, um den Tag zu beginnen. Nach einem Blick in den Spiegel kommt mir der Gedanke, dass ich den höchstens mit mir selber haben könnte, aber dazu fehlt mir die Lust.
    18.00 Büroarbeit. Heute Abend muss ich auflegen, das Verlangen nach Sex von heute Morgen hat sich von allein gelegt.
    2.00 Zwei Spanierinnen kamen mit Musikwünschen und zweideutigen Angeboten, man könne weiterziehen. Ich bleibe standhaft, obwohl die beiden sexy sind. Ich hätte wohl mehr trinken sollen, schließlich passiert so was auch einem DJ nicht jeden Tag.

    Mittwoch
    9.30 Ich denke an die Spanierinnen und ärgere mich. Zwei, drei Schnäpse mehr, und ich hätte meinen ersten Dreier gehabt! Oft, wenn ich verkatert aufwache, schleicht sich eine leichte Geilheit ein. Selbstbefriedigung.
    14.00 Verbringe den Tag im Studio und denke an die Spanierinnen.
    22.00 Denke immer noch an den vergeigten Dreier und befriedige mich noch mal.

    Donnerstag
    10.30 Gerade aufgewacht. Denke über heute Abend nach: Eine Freundin, mit der schon oft einiges lief, kommt zum Essen vorbei.
    14.00 Ich kaufe Pasta und Rotwein, frage mich aber, ob zu viel Rotwein nicht schon zu eindeutig wirkt. Man will ja nicht als notgeiler Essenseinladungs-Verteiler gelten.
    23.00 Der Abend verlief nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Nach einer angeregten Unterhaltung war mein offensichtliches Auf-dem-Sofa-näher-Rücken wohl etwas zu offensiv. Die Dame wurde müde und musste nach Hause. Ich gehe allein ins Bett und befriedige mich selbst.

    Freitag
    9.00 Ich frage mich, ob mein gestriger Besuch den Braten vielleicht gerochen hat, und komme mir schäbig vor.
    13.00 Im Studio, Musik machen. Heute Abend kommen Freunde.
    23.00 Volle Bude, viel Alkohol. Ein Freund hat eine Bekannte dabei, die mir gefällt.
    1.45 Alle sind gegangen, außer der Bekannten meines Freundes. Ich zaubere noch eine Flasche Wein auf den Tisch, die wir nicht mal halb austrinken. Wir küssen uns auf dem Sofa, landen im Bett und haben ausgelassenen, etwas alkoholisierten Sex.

    Samstag
    12.00 Ich wache neben der Bekannten meines Freundes auf.
    15.00 Wir haben zusammen gefrühstückt. Sie sagt, dass es ein schöner Abend war, und fragt mich nach meiner Telefonnummer.
    22.00 Ich muss auflegen und fahre in den Club. Ich fühle mich verkatert und werde mich besaufen müssen, um durchzuhalten.

    Sonntag
    10.30 Volltrunken und allein komme ich mit dem Taxi nach Hause. Bei meinem Auftritt war eine hübsche Blonde, auf die ich schon lange stehe, aber ich war eindeutig zu betrunken zum Flirten.
    17.30 Aufgewacht. Wieder die Restalkohol-Geilheit. Ich befriedige mich selbst.
    20.15 Ich schlafe beim Tatort ein.

    (Auf der nächsten Seite: Tagebuch eines Handwerksmeisters. "Manchmal fahre ich in den Puff, finde aber nie besonderen Gefallen daran.")

    Handwerksmeister, 61, verheiratet, aber getrennt lebend, Kleinstadt

    Montag
    8.00 Frühstücken und Zeitung lesen. Allein. Meine Frau und ich leben getrennt, die Beziehung mit meiner Freundin, einer 22 Jahre jüngeren, verheirateten Frau mit drei Kindern, endete vor vier Monaten. Sie hatte den in mir fast eingeschlafenen Sex wieder zum Vorschein gebracht. Eine Dessous-Werbung in der Zeitung erregt mich. Ich mache es mir selbst. Seit vier Monaten spielt sich mein Sexleben fast nur so ab. Manchmal fahre ich in einen Puff, finde aber nie besonderen Gefallen daran.
    10.00 E-Mail-Post. Die AOL-Werbung sticht mir ins Auge, die teils nackten Models. Denke an meine Freundin. Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl beschreiben soll. Vielleicht einfach mit »üblicher Schmerz und traurig«.
    20.00 Am Abend sehe ich fern. Jede Frau erinnert mich an meine Exfreundin. So schaue ich eben N24, Nachrichten.

    Dienstag
    6.10 Ambulant in der Klinik zur Nachuntersuchung. Seit meinem Herzinfarkt bin ich eigentlich auf Viagra angewiesen. Aber bei der letzten Herzkatheter-Untersuchung vor zirka drei Wochen musste eine Krankenschwester die Einstichstelle in der Leiste nach der Nadelentfernung abdrücken. Dabei bekam ich einen Steifen. Die Situation war zwar peinlich, wurde aber stillschweigend übergangen.
    15.00 Vor vier Wochen habe ich eine Frau in einem seriösen Internetclub kennengelernt. Kamen uns in der zweiten privaten Mail näher. Sie hat dann den Bann gebrochen und ein Foto ihrer Katze geschickt: Wenn ich sie besuche, dürfte ich auch mit ihrer Muschi spielen. Seither haben wir schriftlich Sex, wie gerade jetzt noch, vor dem Tagebucheintrag. Haben auch Nacktaufnahmen und Detailfotos ausgetauscht. Sie ist zurzeit in Hamburg und wird in zwei Wochen wieder in ihrer Wohnung sein, 25 Kilometer entfernt von mir.

    Mittwoch
    6.00 Frühstück und Zeitung, ebenso der anhaltende Trennungsschmerz.
    10.00 Besorgungsgang in die Stadt. Viele Bekannte fragen mich nach meinem Befinden. Am liebsten würde ich weinen. Die Besitzerin eines kleinen Ladens tröstet mich und meint, ich müsste meine Freundin zurückholen, damit ich wieder lachen kann. Heute macht mich nichts sexuell an, nicht einmal die Werbung.
    20.00 Abends Besuch meiner Tochter.

    Donnerstag
    6.00 Zeitung, Mails. Wegen der Mädchen von der AOL-Werbung Druck in der Hose.
    18.30 Am Abend habe ich meiner jetzigen Brieffreundin geschrieben, sie war online, und so kam es noch mal dazu, dass mein Filius Druck erzeugte. Ich habe sie dann angerufen. Nach fünfminütiger Unterhaltung kam sie, ich auch.

    Freitag
    10.00 Heute musste ich den ganzen Tag arbeiten. Kenne alle Verkäuferinnen und Verkäufer im Baumarkt gut. Eine ist zirka 35 Jahre, Single, vom Freund verlassen. Mit ihr kann man sich schön über Sexszenen unterhalten, als Gaudi. Ich glaube, wenn ich mich bemühe, würde sie auch mit mir ausgehen.
    23.00 Nach einem Konzertbesuch und anschließendem Bierchen ins Bett. Denke an meine Exfreundin. Selbstbefriedigung.

    Samstag
    9.00 Die üblichen Trennungsschmerzen im Kopf, Herz und Gemüt.
    16.00 Habe nachmittags meiner jetzigen Freundin eine SMS geschrieben. Schon kam es zu mehreren SMS, in denen wir auch über Sex sprechen. Selbstbefriedigung. Früher hatten meine Exfreundin und ich 550 bis 600 SMS im Monat. Keine blieb unbeantwortet. Das Handy hatte ich immer bei mir, es durfte niemandem in die Hände fallen, damals lebte ich noch mit meiner Frau zusammen.

    Sonntag
    10.00 PC seit Donnerstag in der Reparatur. Heute war also ein ruhiger Tag.
    20.00 Abends Fernsehen. Beim Umschalten kommt Sexwerbung.

    (Auf der nächsten Seite: Tagebuch eines 19-jährigen Singles. "Eigentlich finde ich dreckige Sprache beim Sex abstoßend, aber bei ihm war es gar nicht so schlimm.")

    Single, 19, hat gerade Abitur gemacht, Gastronomiejobs, Großstadt

    Montag
    11.00 Wache bei M. auf. Ich hab ihn am Wochenende auf einem Rave kennengelernt. Er ist schon 42 Jahre, aber irgendwie ein jugendlicher Typ. Ich hatte noch nie was mit so einem alten Mann. Ist komisch, weil ich auf dem Weg ins Bad seinen Sohn getroffen habe – er ist so alt wie ich.
    15.00 Wir hatten noch mal Sex, aber ich kann mich nicht richtig entspannen. Er scheint aber auch nicht so ganz entspannt, denn er hatte Potenzprobleme. Das zweite Mal war besser. Vielleicht ist Sex ja viel entspannter, wenn man nichts voneinander will.

    Dienstag
    2.30 Wir haben noch mal miteinander geschlafen, aber es funktionierte wieder nicht so richtig. Er hat beim Sex immer geredet; wie gut es ist und wie geil. Auch noch ein bisschen dreckiger. Eigentlich finde ich das immer sehr abstoßend, aber bei ihm war es gar nicht so schlimm.
    11.00 Er hat mir Frühstück gemacht, mit allem Drum und Dran. Vorher hat er die Wohnung eingeheizt, dass ich nicht friere.
    15.00 Endlich daheim. Ich dusche und gehe dann auf eine Veranstaltung, auf der ich kellnere. Ich denke immer wieder an die Sachen, die er beim Sex gesagt hat. Er hat eine hohe Stimme und hat auch ganz hoch gestöhnt. Wir sehen uns bestimmt wieder, ich glaube, ich könnte ihn immer anrufen, wie bei einen Kumpel.

    Mittwoch
    12.30 Total kaputt. Musste gestern lange arbeiten. Als ich endlich eingeschlafen bin, hat F. mich besoffen angerufen. Wir haben letzte Woche zusammen in einem Team gearbeitet und rumgeflirtet, aber er ist nicht mein Fall. Er will mich sehen, und ich hab ihm gesagt, dass ich mich melde. Mach ich wahrscheinlich nicht. Trotzdem gut, einen Verehrer zu haben.
    17.00 Auf dem Weg zum Babysitten.

    Donnerstag
    13.00 T. hat mich nach vielen Wochen angerufen. Ich war mit ihm auf der Schule, und zwischen uns hat es immer geprickelt. Es ist aber nie etwas passiert. Noch nicht mal ein Kuss. Er will jetzt wissen, ob ich ihm über meinen Vater Konzertkarten besorgen kann. Das nervt mich.
    14.00 Ich denke an M. Ich hätte schon gern Kontakt zu ihm. Wäre er 25 Jahre alt, dann wäre er ein klasse Typ.

    Freitag
    11.00 Bin mit H. schwimmen. Mit dem hatte ich mal vor Jahren was. Wir können ganz offen reden: wie lange wir schon keinen Sex mehr hatten, wie der letzte Sex war. Männer springen ja gern auf diese Themen an. Er guckt mir ständig auf den Badeanzug.
    14.00 Mir ist noch was zu H. eingefallen. Wir waren mal aus, es wurde spät. Obwohl seine Wohnung am anderen Ende der Stadt ist, wollte er nicht bei mir schlafen. »Ich würde sonst gleich an dir rumfummeln«, sagte er.

    Samstag
    12.00 Auf dem Weg nach Leipzig. Ich treffe dort C. und ihren Freund. Er legt in einem Club auf.
    13.00 Sitze noch im Auto und denke an einen Typen, den ich mal kennengelernt habe. Ich fand ihn total super. Aber seine Wohnung ging gar nicht: total versifft und stillos. Da war es vorbei.

    Sonntag
    14.00 C. und ihr Freund haben heute Nacht neben mir im Bett rumgemacht. Eine Hand ist auch zu mir rübergewandert. Ich wusste aber nicht, wessen Hand es ist. Dann hab ich kapiert, dass es meine Freundin war. Ich habe nicht zurückgestreichelt.
    15.30 Wir sitzen im Auto auf dem Weg zurück. C. sagt: »Ich bin heute Nacht richtig geil gewesen.« Ihr Freund sagt: »Ist mir gar nicht so aufgefallen.« Und ich antworte: »Aber mir schon!«

    (Lesen Sie auf der nächsten Seite: Tagebuch eines Fotografen. "Wette in der U-Bahn mit mir selbst, dass ich auf der Fahrt mindestens fünf Frauen sehe, mit denen ich schlafen würde.")

    Fotograf, 28, lebt mit seiner Freundin zusammen, Großstadt

    Montag
    9.33 Das Telefon klingelt. Eine Frauenstimme hält eine Rede über den Vorteil des neuen O2-Handy-Vertrags. Ich lasse es geschehen, frage mich aber, ob sie ihr Programm auch abspulen würde, wenn sie wüsste, dass ich einen Ständer habe.
    9.40 Unter der Dusche fange ich unmotiviert an zu wichsen. Bin aber noch zu müde, meine Gedanken schweifen ab, nicht lang, aber lang genug, die Arbeit ist dahin. Ich bin zu faul, noch einmal anzufangen.
    10.45 Ich beobachte das Pärchen eine Sitzreihe weiter in der U-Bahn und frage mich, ob ihr Sex genauso spießig ist wie ihr Äußeres. Oder hatten sie vielleicht schon heute Morgen Sex, auf der Waschmaschine oder in der Küche? Ich denke an meine Beziehung und will es gar nicht wissen.
    19.50 Meine Freundin kommt von der Arbeit. Sie geht duschen, und ich werfe einen Blick auf ihren nackten Körper. »Geh ran«, sagt eine aus der Hüfte kommende Stimme. »Soll sie doch mal ankommen«, sagt mein Stolz. Meistens muss ich den ersten Schritt machen, das ist nicht gut fürs Ego.
    23.00 Sie kam natürlich nicht an. Sie schläft. Glückwunsch, Ego, ich hoffe, du bist gewachsen!

    Dienstag
    9.30 Kaffee. Meine Hände klappen den Laptop auf und hacken »pornhub« in die Tastatur. Ich wehre mich nicht. »Latinas«, »best rated«. Klingt gut. Drei Filme laden, Kippe rauchen, wichsen. Wenn ich wieder das Paar in der Bahn sehe, kann ich denken, ich hatte heute Morgen Sex mit einer brasilianischen Göttin.
    18.30 Mir fällt auf, dass ich heute nicht oft an Sex gedacht habe. Ob es an diesem Tagebuch liegt? Beobachte ich mich aus einer anderen Perspektive und hemme dabei sexuelle Fantasien in der peinlichen Berührtheit, sie dann aufschreiben zu müssen?
    19.15 Essen mit meiner Freundin. Ich lauere, schenke ihr auffällig oft Wein nach, mache ihr Komplimente. Sie ahnt etwas, deutet Kopfschmerzen an und legt überzeugend nach, dass sie heute sehr müde sei. Ich verhalte mich eingeschnappt.

    Mittwoch
    13.15 Bearbeite am Rechner Fotos der letzten Reise. Auf einem entdecke ich eine süße Frau, einen »Ich-travel-alleine-und-kleide-mich-wie-die-Einheimischen-Abenteuertyp«. Ich überlege, was passiert wäre, wenn ich sie in diesem Moment angesprochen hätte. Ob sie auch ein One-Night-Stand-Typ ist? Ich glaube, ich weiß gar nicht mehr, wie erfolgreiches Flirten geht.
    17.50 Wette in der U-Bahn mit mir selbst, dass ich auf der Fahrt mindestens fünf Frauen sehe, mit denen ich schlafen würde. Hatte vier Tage keinen Sex. Finde 14 Frauen.
    22.00 Meine Freundin setzt sich mit einem »Na, Süßer« auf meinen Schoß, knöpft meine Hose auf. Wow – das ist schon lange nicht mehr passiert. Endlich Sex!!!

    Donnerstag
    22.20 Sport, Dusche. Meine Freundin hält mich vom Anziehen ab. Mein Kopf ist gierig, aber mein Körper protestiert. Zu kaputt. Zu faul. Schade. Morgen dann.

    Freitag
    20.15 Wir essen in der Küche, Antipasti,Baguette und Rotwein. Ich genieße es, alles ist gut. Ob es mit dem Sextagebuch zusammenhängt? Ich reflektiere mehr als sonst, stelle mir und ihr Fragen, auch jetzt: Was sind die Probleme der Beziehung, warum beschränkt sich unser Sexleben aufs Wochenende?
    20.20 Super Timing! Beim »romantischen Dinner« kommt so was besonders gut. Ein Glas fliegt, Scherben auf dem Flur.
    20.45 Gucke jetzt doch Bayern gegen Hoffenheim mit Kumpels in einer Kneipe.

    Samstag
    10.20 Wir wachen gleichzeitig auf, necken uns und beschließen, den gestrigen Abend gestern sein zu lassen. Versöhnungssex!
    2.00 Ich tanze auf einer Party mit einem anderen Mädel. Ihre Energie und ihr Körper machen mich an. Meine Freundin macht mich auch an, sie findet das nicht so cool. Ich weiß nicht, wovon sie redet.
    4.30 Zu Hause. Burger und Pommes, nun will ich Sex, doch meiner Freundin ist noch nicht wieder nach Versöhnen.

    Sonntag
    11.00 Versöhnungssex, die Zweite. Diesmal auf Kater und wild wie Raubkatze.
    20.45 Eine Sexszene im Tatort. Ich bekomme Lust, schaue zu meiner Freundin und hoffe auf äußerliche Spuren ähnlicher Gedanken. Hmmm, nee, da ist nix. Oder? Nein, im Gegenteil, nur ein niederschmetterndes Gähnen. Nach fünf Jahren Beziehung kennt man sich ganz gut.

    (Auf der nächsten Seite: Tagebuch einer Mutter von zwei Kindern. "Seit drei Wochen keinen Sex. Zu müde.")

    Werbekauffrau und Mutter, 34, verheiratet, 2 Kinder, Randgebiet einer Großstadt

    Dienstag
    19.30 Seit drei Wochen keinen Sex. Zu müde. Normalerweise schlafen wir ein- bis dreimal pro Woche miteinander, obwohl wir schon seit 15 Jahren zusammen sind. In Anbetracht unserer zwei Kinder ist das viel, finde ich. Habe gerade die Kinder ins Bett gebracht. Nach einem wie fast immer nervigen Abendessen: Die Kleine (Anna) isst nur die Wurst ohne Brot und schreit dann nach der Nachspeise (Gummibärchen), die Große (Emma) vergisst vor lauter Reden das Essen. Danach Dramen, weil nach Sandmännchen keine Pippi Langstrumpf mehr geguckt werden darf, und Heultiraden, weil die Zähne geputzt werden sollen und die Zahnpasta brennt.
    19.45 Fast im Bett von Emma eingeschlafen. Quäle mich hoch, um noch Wäsche (drei Körbe) zusammenzulegen. Philipp sitzt vor dem Fernseher. Schon bei der Tagesschau fallen ihm die Augen zu.
    21.15 Keinen Bock auf nichts. Geschweige denn auf Sex. Nur die schnelle Rein-raus-Nummer ist doof. Meine Periode habe ich auch. Aber morgen dann!

    Mittwoch
    16.00 Ziemlich stressiger Tag. Meine Kollegin fragt, warum ich so zickig bin, ob ich zu wenig Sex hätte? Hallo? Sieht man mir das an? Ich war so perplex und habe glatt »Ja« geantwortet. Während ich für die Kinder eine Brotzeit richte, denke ich, dass heute was passieren muss. Morgen fahren wir zu einer Freundin nach Nürnberg.
    19.45 Sex heute Abend is nich! Fußball-Champions-League, FC Bayern gegen Olympique Lyon. Da kann kein Mann.
    22.30 Uhr. Fußball läuft immer noch. Gehe jetzt ins Bett.

    Donnerstag
    7.15 Anna ruft nach ihrer Milchflasche. Mache ausnahmsweise für die Große auch eine, weil wir dann noch 20 Minuten Ruhe haben. Lege Anna zu Emma ins Bett, dann schnell rauf ins Schlafzimmer. Lust auf Sex, in Anbetracht der Situation von mir aus auch die schnelle Rein-raus-Nummer. Also kleines Vorspiel – immer mit einem Ohr im Treppenhaus. Wir machen es von hinten, weil es auf die Schnelle am effektivsten ist. Als Philipp den Höhepunkt erreicht, kommt von unten ein Aufheulen; Emma ruft: »Anna hat sich die Zehen schlimm eingezwickt.« Ich renne die Treppe runter. Und was war? Gar nichts. Anna grinst mich an und sagt: »Wieder besser!«
    10.00 Wir fahren zu meiner Freundin nach Nürnberg – natürlich kein Sex am Abend. Zu viel Rotwein, müde wie immer, und Anna schläft bei uns.

    Freitag
    10.00 Frühstücken. Anna stinkt. Wir diskutieren, wer sie wickelt. Da ich heute schon mal dran war, muss Philipp ran. Er fragt mich: »Was bekomme ich dafür?« Dabei grinst er anzüglich (ich liebe dieses Grinsen). Ich sage: »Ich blase dir heute Abend einen, ja, Schatz?« Alle lachen, und der Freund meiner Freundin fordert sie auf, das doch bitte heute auch so zu tun.
    20.30 Zu Hause, Kinder im Bett. Ich packe Koffer für morgen, Betriebsausflug.
    20.45 Im Schlafzimmer brennt schummriges Licht, und ich denke: Na, vielleicht hat er ja denselben Gedanken wie ich? Fehlanzeige. Er sieht Anke Engelke an. Ich laufe nackt im Zimmer herum. Keine Reaktion. Irgendwann bin ich so gefesselt von der Sendung, dass ich eher zum Blödsinnmachen Lust habe als auf Sex.
    22.30 Müde vom Lachen und keinen Bock mehr auf Sex.

    Samstag
    Kein Sex, wegen Betriebsausflug.

    Sonntag
    17.00 Lustiges Wochenende mit den Kollegen. Komme völlig fertig mit der S-Bahn. Philipp hat noch ein Treffen bei der Schwägerin geplant. Ja, super, so habe ich mir das Nachhausekommen vorgestellt.
    19.30 Ich erzähle Philipp vom Ausflug. Danach gehen wir ins Bett
    20.00 Wir beschließen, uns den Schlafanzug gleich wieder auszuziehen, weil wir dann besser knuddeln könnten. Was in dem Fall das verniedlichte Wort für »Vorspiel« ist. Das ist bei uns eigentlich das Codewort. Der Sex nach all den Jahren ist bei uns Gott sei Dank besser geworden. Einzelne Bewegungen und Laute reichen aus, um zu wissen, was der andere will. Wir machen heute beide Oralsex, bevor wir in der Missionarsstellung enden.

    Montag
    8.10 Mein Mann und ich streiten uns, weil er nicht einsieht, dass er die Kinder fahren könnte und nicht ich. Diesen Streit werden wir noch in zehn Jahren führen. Würde ihn gerade gerne erwürgen.
    21.00 Weil wir gestern Sex hatten, habe ich heute nicht so viel Lust.

    Dienstag
    19.30 Nach einer »Ich will aber Pippi Langstrumpf«-Diskussion Kinder im Bett. Ich lass mir eine Badewanne ein und frage Philipp, ob er mit reingeht. Der sitzt aber vor dem PC und überweist Rechnungen.
    20.30 Ich warte, bis Philipp ins Schlafzimmer kommt. Kraule ihm den Rücken. Bevor er einschläft, gehe ich zu erregenderen Berührungen über. Dabei denke ich an diverse Techniken, die ich in dem Buch Die perfekte Liebhaberin gelesen habe. Das Buch habe ich Philipp mit dem Titel Der perfekte Liebhaber auch geschenkt. Und es waren gute Tipps drin. Diesmal ist es schöner und langer Kuschelsex. Die Kinder schreien nicht rum, und keiner stört. So kann es bleiben.

    (Auf der nächsten Seite: Tagebuch eines Single. "Kuscheln bedeutet nicht gleich Sex. Manchmal ist das hart, denn Michelle ist heiß, ich kuschel also immer mit Latte.")

    Mitarbeiter im Media Markt, 29, Single, lebt in einer Wohngemeinschaft, Großstadt

    Montag
    8.00 Der Wecker klingelt. Keine Morgenlatte – das fängt ja gut an.
    21.00 In der S-Bahn, auf dem Weg nach Hause, lese ein Buch. Da kommt so ein Ebony-Girl rein. Eigentlich stehe ich nicht auf aufgedonnerte schwarze Frauen, aber die ist süß. Sie stakst in ihren Pumps, als ob sie ihre Beine nicht knicken kann. Von unten drückt die Latte gegen das Buch.
    23.00 Meine neue Mitbewohnerin und ich sitzen auf dem Bett und reden:
    Michelle, 20 Jahre alt, vor vier Wochen bei uns eingezogen. Jetzt wohnen wir wieder zu dritt in der WG in Friedrichshain. Michelle ist eins von diesen
    kleinen süßen Mädels. Unter ihrem schwarz gefärbten Pagenschnitt-Pony
    klimpern lange Wimpern. Michelle kuschelt gerne. Sie ist Single, ich bin
    Single, warum nicht? Sie massiert mich, wir küssen uns aber nicht. Kuscheln bedeutet nicht gleich Sex. Manchmal ist das hart, denn Michelle ist heiß, ich kuschel also immer mit Latte. Mein Mitbewohner Samir ruft an und sagt, dass er gleich zu Hause sein wird, damit wir einen kiffen können.
    3.00 Michelle geht schlafen, Samir und ich kiffen noch einen.
    5.00 Samir hat mir gerade offenbart, dass er sich in Michelle verliebt hat.
    Ich offenbare ihm, dass ich das grad nicht ernst nehmen will, weil ich
    selbst spitz auf sie bin. Wir eini­gen uns darauf, dass er eine Woche Zeit
    hat, seine Gefühle abzuchecken. Aber ich darf mit ihr kuscheln.

    Dienstag
    12.00 Bin spitz und befriedige mich selbst. So fängt ein guter Tag an.
    13.30 Brötchen holen. Als ich wiederkomme, kuscheln Samir und Michelle bei ihm im Bett. Ich frühstücke allein.
    14.30 Ich liege bei meinem Chiropraktiker in einer Wärmepackung und denke daran, dass ich später mit Michelle allein sein werde. Ich kriege eine Latte und versuche, an etwas anderes zu denken, bevor mein Chiropraktiker zurückkommt.
    16.00 Kuscheln und quatschen mit Michelle. Ich entschuldige mich für meine hässliche Unterhose. Die gut aussehenden sind alle in der Wäsche, und ich wollte bei meinem Chiropraktiker nicht mit einer gebrauchten ankommen.
    18.00 Ich höre die Wohnungstür – Samir. Wir lösen uns ruckartig aus unserer Umschlingung. Das ärgert mich, denn ich habe nichts zu verheimlichen.
    1.00 Jetzt liegen wir alle getrennt in unseren Betten, wie es sich gehört
    und bei uns doch so selten ist. Ich weiß, dass Michelle durch die Gipswand
    das Tippen der Tastatur hö­ren kann. Mir graut vor dem Moment, wenn die
    beiden das hier lesen. Ich habe ihnen nämlich davon erzählt. Hoffent­lich
    hat der Kuschelkrieg bis dahin ein friedliches Ende gefunden!

    Mittwoch
    17.00 Einer meiner besten Freunde hat mich gefragt, ob ich morgen mit zum Frauenarzt-Konzert komme, das ist ein unterschätzter Porno-Rapper aus Berlin. Die Kollegin von meinem Freund ist heiß und vielleicht auch da, also mal schauen.

    Donnerstag
    16.00 Michelle rasiert mir den Kopf. In ihrem Ausschnitt sehe ich ihren BH.
    Haallo! Erstaunlich, wie einfach wir Männer gestrickt sind.
    21.00 Das Frauenarzt-Konzert: nur Atzen und ein paar Olle. Die Frauen sind hässlich oder dick, einige dafür übertrieben geil. Die Kollegin von meinem Freund ist nicht gekommen. Dafür hab ich ein Auge auf eine Blonde im Backstage-Raum geworfen. Ich trage ein ärmelfreies Shirt, friere und lehne mich an die Heizung. Sie steht neben mir, und ich möchte ihr sagen, dass die Heizung warm ist und sie sich mit mir zusammen anlehnen kann. Bin aber zu müde, so eine Schrottaussage so rüberzubringen, dass sie mich nicht für einen Vollidioten hält.
    00.00 Sehe eine Granate, die sich aber bei näherer Betrachtung als Göre
    herausstellt. Mannomann: immer dieses junge Gemüse.

    Freitag
    16.00 Eine Kollegin aus dem Media Markt hat es mir angetan. Geile Figur. Hab mal gecheckt, ob sie guckt. Sie guckt nicht. Hab sie was gefragt und
    geguckt, ob sie lächelt. Sie lächelt nicht.
    17.00 Ich muss sie immer wieder anschauen und merke, dass sich was regt. Es gibt viele unpassende Orte, aber im Media Markt geht mal gar nicht! Ein kurzer Griff in die Hose, und die Latte wird von der Waagerechten in die Senkrechte gebracht. Dann ist sie nicht mehr so auffällig. Wofür ist so eine Latte eigentlich gut, wenn man keinen Sex hat? Für nichts. Sie nervt, schmerzt, verpetzt einen, lässt einen nicht pissen, nicht aufstehen, nicht schlafen und kommt immer, ohne zu fragen. Na, danke.

    Samstag
    14.00 Media Markt. Meine Kollegin hat eine Freundin mitgebracht. Beide
    tragen enge schwarze Hosen und haben schöne Hintern. Die Freundin hat sogar dieses Guckloch, das entsteht, wenn die Innenseite der Oberschenkel sich berühren, die Hose aber so eng ist, dass im Schritt ein wenig Platz bleibt. So ein Guckloch ist eine feine Sache.
    16.00 Das Guckloch guckt aber nicht, und ich merke: Sie ist desinteressiert. Dafür hat meine Kollegin angefangen zu gucken. Ich quatsch mit ihr, aber wir haben uns schon zu oft bei unseren Blicken ertappt, sodass das Gespräch krampfhaft wird.
    00.00 Michelle massiert mich. Ich bin oberspitz. Aber es passiert nichts.

    Sonntag
    13.00 Ich bekomme mit, dass Michelle vorgestern mit Samir in der Küche
    geredet hat. Sie will mir nicht sagen, worüber. Wahrscheinlich hat er ihr
    von seinen Gefühlen erzählt. Es ist nicht einfach, wenn der Ort, der
    eigentlich ein Rückzugsort sein soll, der Ort des Geschehens ist.
    18.00 Mein letzter Eintrag. Für alle Leser tut es mir aufrichtig leid, dass
    nix Großartiges passiert ist. Meine Fickzeiten sind leider vorbei. Ich suche
    nach der Liebe, und falls ich ihr bald begegne, habe ich einfach keinen
    Bock, ihr stecken zu müssen: »Ach, übrigens, ich hab da so ein paar Mal mit meiner Mitbewohnerin gepoppt.« Ich möchte bereit sein, bevor ich sie treffe, und nicht erst, wenn sie bereits neben mir liegt.

    (Auf der nächsten Seite: Tagebuch einer Dozentin. "Ich konzentriere mich auf ihn, trainiere meine Beckenbodenmuskulatur, stöhne aufmunternd und freue mich, als er kommt.")

    Dozentin der Kulturwissenschaften, 40, ein Kind, getrennt lebend, seit einigen Monaten mit neuem Partner, Großstadt

    Montag
    7.35 Der Wecker klingelt, aber der Liebste mag an seinem freien Tag nicht früh aufstehen. Also bekomme ich erst einen Kaffee ans Bett und zum Nachtisch Sex. Klappt bei ihm mal wieder nicht, ist aber lustig, also weitermachen. Mir ist das egal, solange er das mit Händen und Zunge anstellt.
    10.45 Nach einigen Anläufen geht es. Ich konzentriere mich auf ihn, trainiere meine Beckenbodenmuskulatur, stöhne aufmunternd und freue mich, als er kommt.
    17.55 Ein bisschen in der Internet-Singlebörse gestöbert. Schlagabtausch mit einem unbekannten E-Mail-Bekannten. Eigentümlicher Reiz, einem Mann etwas von mir zu verraten, den ich nie treffen werde.
    0.20 Mit dem Liebsten ins Bett, zu müde für Sex. Wir reden ein bisschen im Dunkeln und schlafen eng aneinandergeschmiegt ein.

    Dienstag
    7.40 Nachdem das Kind in der Schule ist, gehen wir noch mal ins Bett. Nur eine Viertelstunde. Verschiedene Anläufe, zwischendurch Handeinsatz. Irgendwann zaubert er ein höchst merkwürdiges Sexspielzeug heraus: drei Gummi-Dildos von unterschiedlicher Größe, XS, M und L, an so einer Art Gummihose befestigt. Erst mal nachdenken, wie das anatomisch funktioniert. Solo find ich M besser, die L-Variante scheint mir eine Herausforderung. Erster Dildo-gestützter Orgasmus meines Lebens.
    10.31 Der Liebste schickt eine SMS: Er findet mich unglaublich. Bin gerührt und fühle mich großartig.
    16.51 Wörterwerfen mit dem E-Mail-Bekannten. Er sei im Bett wie ein Sechser im Lotto, schreibt er. Wollt ich gar nicht wissen. Wir Frauen vergeben unseren Liebhabern in der Regel keine Punkte. Weil vieles nicht so wichtig ist, wenn wir uns in den Armen eines Mannes wohlfühlen. Mit meinem letzten Freund war es im Bett nicht aufregend. Er war ein einfallsloser Liebhaber, schwer erregbar, dafür mit vielen "No go-Areas". Trotzdem war ich verrückt nach ihm.
    0.15 Wir vögeln und kichern uns durch die Nacht.

    Mittwoch

    6.35 Aufstehen. Morgendlicher Sex muss heute ausfallen wegen eines Vorstellungsgespräches.
    15.43 Schreibe meinem Liebsten eine E-Mail, in der ich Unanständiges in Aussicht stelle.
    15.51 Er ist entzückt, weiß aber nicht, ob ihm noch Unanständigeres einfällt.
    23.15 Müde. Entspanntes Vögeln in allen Variationen und ohne Orgasmus-Fixiertheit. Er bringt den vibrierenden Penisring ins Spiel, den ich ihm zum Geburtstag geschenkt habe. Fühlt sich seltsam an. Muss meine Fantasie bemühen, um das einzubauen. Es klappt.

    Donnerstag
    7.30 Wir probieren so dies und das, beim vierten Anlauf (scheint seine magische Zahl zu sein) klappt es bei ihm. Hinterher müssen alle Körperflüssigkeiten ausgiebig berochen und geschmeckt werden. Seltsame Vorliebe.
    13.17 Tauschen in der Mittagspause unanständige Mails aus.
    0.15 Nach einem gemeinsamen Putzeinsatz im Badezimmer – auch ein Argument gegen das Single-Leben – ist uns heute Nacht nur nach schlafen.

    Freitag
    7.30 Den Sex holen wir nach dem Frühstück nach. Heute fruchtet allerdings nichts bei ihm. Ich frage freundlich nach dem Gummi-Dildo, dem Antrag wird entsprochen.
    16.00 Eine Freundin kommt zu Besuch. Wir plaudern über unsere neuen Beziehungen: Sie hat seit einigen Monaten eine neue Frau und ist schwer verliebt. Stellen fest, wie schön es ist, wenn die Sexrate beider gleich hoch ist. Bei meinem letzten Freund ging die Initiative meist von mir aus, und ich bekam oft eine Abfuhr, wenn er selbst nicht wollte oder konnte. Das ist jetzt ganz anders. Mein neuer Freund will mich immer.
    2.15 Nach einem langen Abendessen mit Freunden todmüde und angetrunken ins Bett. Heute schläft das Kind bei uns im Bett. Also spielt sich nichts ab.

    Samstag
    9.00 Heute steht ein langer Arbeitstag an, Projektsitzung bis abends.
    22.30 Mit Freunden in die verrufene Bar um die Ecke, wo der ganz normale Wochenendwahnsinn tobt: amüsierwillige Großstädter mit offensichtlichem Paarungswunsch.
    2.30 Eine 1,80 Meter große Transe betritt den Raum, gewaltige und nur rudimentär bedeckte Silikonbrüste wie eine Auslage vor sich herschiebend. Grazil sitzt sie in der Ecke, legt die Beine hoch und wartet, dass sich jemand traut, sie anzusprechen. Wäre interessant zu erfahren, wie sich das anfühlt, dieses Projekt, sich selbst neu zu gestalten. Später kommen noch ein paar wunderschöne dunkelhäutige Mischwesen dazu. Drangvolle Enge, alles tanzt, trinkt, flirtet, knutscht, kreischt. Das hier ist der sicherste Ort, um jemanden abzuschleppen. Angst vor Überraschungen sollte man allerdings nicht haben.
    3.15 Too drunk to fuck. Stimmt zwar nicht, aber ich verhüte nicht und befinde mich gerade in der Risiko-Zone. Schon blöd, mit 40 immer noch diese Angst vor einer Schwangerschaft. Zum Trost gibt es liebevollen Einsatz von Zunge und Händen (nur nicht zu laut sein, nebenan schlafen die Gäste).

    Sonntag
    8.15 Der Liebste pellt sich aus dem Bett, muss am Sonntag arbeiten. Ein „Du siehst so schön aus, wie du da liegst“ wird mir dagelassen.
    11.13 Schreibe SMS: „Kann mich heute Abend wieder genau so hinlegen.“
    11.21 Er besteht darauf.
    23.57 Die Freunde sind wieder weg, also muss ich nicht mehr ins Kissen stöhnen. Ich hatte noch nie so viel Sex in meinem Leben, das könnte ruhig so bleiben.

    (Auf der nächsten Seite: Maklerin aus Großstadt. "Unser Sex ist nicht nur von der Häufigkeit betrachtet unterdurchschnittlich, was vielleicht auch an übermäßigem Alkoholkonsum liegt.")

    Maklerin, 27, Single, Großstadt

    Montag
    19.23 Treffe heute Abend Herrn H., dessen Haupteigenschaft Unverschämtheit ist. Seit einigen Monaten unterhalten wir eine sehr laxe Beziehung, die sich besonders dadurch kennzeichnet, dass wir kaum Sex haben. Ich bin nicht verliebt in ihn, Gott sei dank, mir ist nur langweilig. In der Kiste ist die Geschichte sehr naja, unser Sex ist nicht nur von der Häufigkeit betrachtet unterdurchschnittlich, was vielleicht auch am Alkoholkonsum liegt. Oder seinem fortgeschrittenen Alter. Und an der Vorstellung, die er von Sex hat. Oder glaubt ein Mann, dass man mit weniger als 0815 multiple Orgasmen hervorruft? Ich vermisse also: guten Sex.
    19:48 Habe gerade in einem Bildband ein altes Pariser Treppengelände in der verklärten Form eines Penis gesehen. So etwas reizt mich nicht

    Dienstag
    9.45 Herr H. ist weg, wir hatten (Überraschung!) keinen Sex, dafür viele romantische Worte. Warum schläft ein erwachsener Mann bei einer Frau, wenn er sie nicht rumkriegen will? Neue Erfahrung.
    15.00 Denke bei der Arbeit kurz an Sex, ohne Impuls, ohne bestimmten Mann, einfach so: jetzt wäre Sex gut.
    21.25 Schaue fern, zwei Rentner haben Sex. Nicht motivierend. Gibt es eine gewisse angelernte Gestik für Schauspieler, Sex darzustellen? Bei mir sieht das immer anders aus, glaube ich.
    22.38 Herr H. ruft an, will noch vorbeikommen. Ist beim Essen mit einem Freund und dessen Geliebtem. Habe dankend abgesagt. Was denken sich Männer eigentlich?

    Mittwoch
    9.46 Ohne Herrn H. hatte ich wenigstens eine ordentliche Nachtruhe, weil mich niemand zugeschnarcht hat. Bin ich begehrenswert? Habe langsam das Gefühl nur noch funktionierende Maschine zu sein. Die man ins Eck stellt, wenn sie gerade nicht gefällt.
    00.09 Bin gerade von einer kleinen Biersause nach Hause gekommen. Meine Waschmaschine hat sich währenddessen etwa 20 Zentimeter in den Raum hinein verschoben. Das ist der Aufreger des Abends. Gehe ins Bett: Müde, allein, immer noch sexlos.
    24:39 Meine Oma hat mal gesagt, sie hätte sich nie was aus Sex gemacht, sie wollte immer nur wissen, ob sie die Männer noch lieben. Das ist entweder die dümmste Lüge oder die tiefste Wahrheit, die ich je gehört habe.

    Donnerstag
    9.03 Habe geträumt, dass ich geschäftlich verreisen musste. In dem Ort war ein Surfwettbewerb, den ich mir natürlich angeschaut habe. Fand zwei Surfer gut, mit dem einen habe ich rumgeknutscht. Leider hat dann der Wecker geklingelt.

    Freitag
    9.00 Gestern sind kuriose Dinge passiert: War mit Herrn H. in der Kneipe, in der auch Herr K. war. Herrn K. hatte ich vorher zweimal kurz getroffen. Leider nie näher kennengelernt. Wie sollte ich nur Herrn H. loswerden? Dann die Überraschung: Herr H. forderte mich auf, gefälligst das Flirten mit anderen Männern sein zu lassen. ("Ich? Flirten? Mit wem denn? So ein Quatsch!") Dann ist er wutentbrannt abgedampft – ohne dass ich mit Herrn K. auch nur gesprochen hätte. Woraufhin ich mit Herrn K. den restlichen Abend verbracht habe. Und nun kommt das Problem: Ich weiß nicht mehr, was passiert ist. In meiner Küche stehen zwei Gläser und eine Flasche Rum. In meiner Handtasche finde ich die Mitgliedskarte für einen Raucherclub und ein Päckchen Gummibären. Habe am linken Knie eine große Schürfwunde und einen riesigen blauen Fleck. Meinen Schlüpfer habe ich noch an.
    10:00 Gerade mit Herrn H. telefoniert. Nach deutlichen Worten meinerseits hat er sich entschuldigt, mich alleingelassen zu haben. Habe ihm natürlich nicht verraten, was dann noch passierte. Wie denn auch, ich weiß ja nichts mehr. Das Leben ist schön.
    21.15 Habe den ganzen Tag versucht, die gestrige Nacht zu rekonstruieren. Nichts.

    Samstag
    9.40 Heute kommt Herr M. aus L., um mich zu besuchen. Ich kenne Herrn M. kaum. Umso überraschter war ich, als er mir seinen Besuch ankündigte. Warum fliegt einer extra zu mir, der mich gar nicht kennt? Herr M. scheint sehr nett zu sein, ist aber bestimmt kein potenzieller Liebhaber; er ist 30 Jahre älter als ich und 20 Zentimeter kleiner. Ich befürchte, dass er trotzdem amouröse Absichten hegt. Und da Herr M. in meinem Beruf als Koryphäe gilt, möchte ich ihn nicht komplett vergraulen. Er bleibt das ganze Wochenende, so dass er heute sicher noch nicht angreift... Ich habe ein wenig Angst.

    Sonntag
    10.00 Herr M. war ganz Gentleman. Er würde wahrscheinlich wollen, traut sich aber nicht. Sehr gut. Gebe mich intelligent und prüde. Heute den ganzen Tag Museumsdates mit ihm, abends Oper.
    00.16 Wie zu erwarten: nichts passiert. Morgen werde ich mich wahrscheinlich des Herrn H. entledigen. Besser, ich warte noch ein wenig auf meinen nächsten Geschlechtsverkehr

    (Auf der nächsten Seite: Alleinstehender Produktdesigner. "Ich weiß nicht, wie lange ich an mir brauche, aber wahrscheinlich sind es keine drei Minuten.")

    Produktdesigner, 35, Single, Großstadt

    Montag
    6.29 Mit Gedanken an Ulrike die Körpersysteme hochfahren. Das ist zwar 15 Jahre her, doch heute morgen erstaunlich präsent. Durchschnaufen, duschen, knappes Frühstück und zur Arbeit.
    11.10 Ich überlege mir einen Baggerspruch: "Hey du schlanke Exotin, ich schreib für das SZ-Magazin Tagebuch. Heute schreibe ich, wie wir uns durch und durch recherchieren." Ich hol mir einen runter.
    00.35 Im Fernsehen läuft eine Büchersendung mit rothaariger Moderatorin. Sie hat muskulöse Wangen, wie eine Sängerin. Ich stelle mir vor, wie ich meinen Spruch perfektioniere, viele Frauen für meine Recherche gewinne und ich mit meinem Sex-Tagebuch schließlich in der Sendung der Rothaarigen lande.

    Dienstag
    6.29 Ich weiß nicht, wie lange ich an mir brauche, aber wahrscheinlich sind es keine drei Minuten.
    9.15 Ein Arbeitskollege erzählt am Frühstückstisch seinen Ferkelkram. Oh je.
    13.30 Mittagspause bei C. im Atelier. Wir kennen uns vom Studium, haben uns eine Weile nicht gesehen und sind einander zugetan. Als sie telefoniert, legt sie sich flach mit dem Oberkörper auf ihren Tisch und wippt in den Knien. Ich streichle ihr nebenbei den Hintern. Wir verabreden uns für morgen, um meinen Geburtstag nachzuvögeln.
    15.10 Wieder zu Hause verschaffe ich mir einen schönen Orgasmus auf C. Wie war eigentlich unser Sex damals?

    Mittwoch
    6.28 Yeah! Wichsfilm heute: im Bumstraumland mit C. Ich brauche echt keine Pornos mehr.
    11.40 C. ruft an und fragt, was sie heute Abend noch alles mitbringen soll. Sage, dass ich gut ausgestattet bin – wir reden nur zweideutig – und lediglich was Schönes zum Auspacken wünsche. Gekicher, Erektion.
    19.20 Sie kommt die Treppen hoch – Mütze, Mantel und eine rote Schleife um die Taille. Alles für meinen Geburtstag. Strahlt mich an und erzählt, sie hätte sich überall eingecremt. Sektgesaufe mit Ölmassage, Lachen mit Ficken. Die Zeit fliegt und wir verzetteln uns ein bisschen auf der Zielgeraden.

    Donnerstag
    8.10 Noch im Bett hole ich mir auf die Nacht einen runter.
    16.30 Sitze in der S-Bahn in einer Ecke. Eine Frau sitzt mir gegenüber und schreibt Notizen auf einen Block. Dabei schaut sie immer wieder freundlich durch ihre Brille herüber. Jetzt mein vorbereiteter Spruch vielleicht? Bing, Haltestelle. Sie steht auf, das Notizbuch fällt mir vor die Füße. Bücken, bitte, danke. Wie es hier leider nicht weitergeht: Lächeln, bitte bücken, danke!

    Freitag
    6.29 Wichsen, aufstehen, ins Büro.
    10.48 Mail von Franz: heute Abend Singleparty! Der Tag ist gerettet.
    22.00 Auf der Singleparty gebe ich einen falschen Namen an und flirte mit den beiden blonden Gastgeberinnen. Die eine trägt ein schwarzes Pailletten-Minikleid, die andere ein schwarzes Cocktailkleid. Ich wette, dass beide halterlose Strümpfe anhaben.
    3.15 Allein im Bett. Die Scheiß-Strümpfe gehen mir nicht mehr aus dem Kopf!

    Samstag
    12.20 Aufwachen und etwas rauchen.
    22.10 Große Männerrunde in der Bar, am Nebentisch feiern Mädchen Geburtstag. Betrinke mich und scherze mit einem Lesbenpärchen.
    2.55 Von Wodka Red Bull so richtig enthemmt starte ich im Club einen Versuch, bin aber nur noch im "Hit 'n Run-Modus".

    Sonntag
    11.50 Kreisel im Kopf. Wie kann man so scharf und gleichzeitig so untauglich für Sex sein?
    15.20 Post vom Internetflirt, sendet Fotos von einer Mottoparty: Rokoko. Will der wilde Räuber sein und antworte mit detailliertem Entführungsplan. Knallerständer.
    23.30 Allein und nackt im Bett.

    (Auf der nächsten Seite: eine lesbische Soziologie-Studentin. "Ich will, will, will, will, will, will, will, will Sex. Aber ich darf nicht.")

    Soziologie-Studentin, 24, lesbisch, in fester Beziehung, Großstadt

    Montag
    10.40 Gerade aufgewacht. Sehe meiner Freundin zu, wie sie sich anzieht. Schade, jetzt hat sie ihre Brüste verpackt und schon ist auch ihr süßer Po bedeckt. Leider gab es gestern keinen Sex. Nur ein ernstes "Wo-führt-unsere-Beziehung-hin"-Gespräch.
    13.50 Ich will, will, will, will, will, will, will, will Sex. Aber ich darf nicht. Ein Kuss von ihr lässt mich zerschmelzen, meine Möse schreit und meine Knie schlottern.
    16.20 Ich versuche mich nicht allzu sehr in die zwangsläufige Sexabstinenz hineinzusteigern. Ich sage mir, dass ich nur ein wenig Geduld brauche.
    23.45 Jetzt hab ich es doch noch geschafft. Musste es mir aber selbst machen. Die Liebste lag daneben. Sie dazuzukriegen, ohne das es an Nötigung grenzt, ist mindestens so schwer, wie aus der Finanzkrise zu kommen. Wenn wir unterwegs sind, klebt sie ständig an mir. Aber wenn wir zuhause sind, rückt sie von mir weg. Der Gedanke an E. oder L. tröstet da leider auch nicht. Mit E. läuft nur zu dritt was und bei L. muss ich vorerst noch träumen.

    Dienstag
    9.45 Vorlesungen können sehr langweilig sein. Manchmal überlege ich mir, wie Leute wohl im Bett wären.
    10.30 Habe ich guten Sex? Altbewährtes macht ja auch Spaß. Aber trotzdem suche ich manchmal nach neuen Inspirationen. Da fällt mir M. ein, mit der ich neulich shoppen war, Dildo und Klit-Stimulator.
    23.09 Meine Freundin sagt, ich bin sexfixiert. Ich glaube, deshalb könnte ich auch nie wirklich monogam leben. Eine offene Beziehung ist schon besser, weil es so viele hammergeile Frauen gibt.

    Mittwoch
    10.15 Auf der Straße eine echt tolle Frau gesehen. Blaue Augen, lange getuschte Wimpern, Sommersprossen. Ich steh auf Sommersprossen. Aber ich glaube, sie war hetero. Meistens sehe ich es den Leuten an. Meinen letzten Sex hatte ich vor eineinhalb Wochen. Am tollsten ist es, geleckt zu werden. Und wenn sie die Finger dazu nimmt.
    22.30 Endlich! Zwei wunderschöne Stunden Sex! Frauenhaut, Brüste, Hintern, Bäuche, Beine, Haare, Lippen, einfach wunderbar.

    Donnerstag
    23.45 Ich bin todmüde und meine Freundin stresst. Dabei war es gestern so schön: Zwei Orgasmen für mich und zwei für sie. Ich denke an das Flirten mit E. Fast vier Wochen ist unser Dreier jetzt her.

    Freitag
    16.15 Mein Verlangen nach Sex ist nach dem letzten Mal noch etwas gedämpft. Sex ist mitunter ja auch anstrengend, das Klammern und Reiben und Stoßen. Vor allem, wenn sie länger braucht und mir die Arme und Finger schon wehtun.

    Samstag

    8.20 Streit am frühen Morgen. Natürlich kurz vor unserem Ausflug mit Freunden.
    9.20 Im Zug. Wir sitzen nicht nebeneinander.
    9.45 Ich denke schon sehr oft an Sex. Ob ich wohl mal eine Frau finde, der meine Wildheit nicht zu viel ist? Ich hasse das Gefühl, mich zurückhalten zu müssen.
    10.40 Auch Sex kann eine Beziehung nicht kitten. Abgesehen davon, dass die Frau, mit der ich seit über vier Jahren mein Leben teile, wegen ihrer Depression nicht so viel will wie ich. So eine Kälte gab es schon lange nicht mehr zwischen uns.
    17.55 Der Tag endet so furchtbar wie er angefangen hat. So fühlt sich also das Ende einer Beziehung an.

    Sonntag
    20.00 Es lebe die Macht des Gesprächs. Zumindest steht unsere Beziehung jetzt nicht mehr auf der Kippe. Meine Libido hat sich zurückgemeldet: Ich habe eine heterosexuelle Frau verführt und dann gab es noch Gruppensex. Die Phantasie ist schon eine seltsame Sache.

    (Auf der nächsten Seite: Homosexueller Grafiker. "Schon wieder eine verpasste Gelegenheit zu sagen: "Mama, ich bin schwul".")

    Grafiker, 25, homosexuell, Fernbeziehung, Großstadt

    Montag
    7.00 Ich wache mit dem Gedanken auf, wie schön es wäre, wenn das Lächeln, das ich so vermisse, jetzt neben mir liegen würde.
    10.00 Meine Mutter sitzt schon wieder im Flieger. Schon wieder eine verpasste Gelegenheit zu sagen: "Mama, ich bin schwul". Ich mache mir Vorwürfe: Aus Angst vor meiner Mutter führe ich ein falsches Leben.
    14.00 Mir ist schon lange klar, dass ich es irgendwann hinter mich bringen muss. Zum Beispiel so: Ich warte, bis ich einen netten Jungen gefunden habe, der meiner Mutter gefällt. Dann lasse ich ganz nebenbei einen Satz fallen wie: "Ja, wir sind zusammen…". Meine Mutter muss das Gefühl haben, mit diesem Jungen würde ich über Kunst reden und dabei ein paar ihrer Rezepte nachkochen.
    22.00 Ich skype mit meinem Freund. Vor drei Monaten habe ich ihn auf einem Konzert kennen gelernt. Er lebt in London.

    Dienstag
    19.00 Habe am Samstag auf dem Flohmarkt ein Eichhörnchen gekauft, das eine Eichel zwischen seinen Pfoten hält. Im Gegensatz zu mir weiß es, was sein Ziel ist und hat es bekommen.

    Mittwoch
    19.30 Ein Freund ruft an und fragt, ob ich am Samstag ausgehen will. Mir fällt der Junge aus Schweden wieder ein. Wir sind uns damals auf der Tanzfläche begegnet, hatten beide Ecstasy genommen. Er war nicht schwul und ich hab mich echt angestrengt, sein Nicht-Schwulsein zu respektieren. Irgendwann sagte er: "Ich würde dich gerne küssen.“ Also küssten wir uns. Ein paar Wochen später habe ich ihn wieder getroffen. Er war dort mit seiner Freundin. Mich fröstelte.

    Donnerstag
    1.30 Fernbeziehungen sind anstrengend. Man führt drei Leben gleichzeitig: Ein eigenes Unabhängiges, ein Leben mit dem Partner zusammen und ein Drittes am Telefon oder im Chat. Doch dieses dritte Leben ist kein echtes Leben. Gefährlich ist die Routine, wenn man nur noch die gesammelten Erlebnisse seit der letzten Kommunikation austauscht.

    Freitag

    9.30 Ich dusche und freue mich auf morgen. Da kommt mein Freund zu mir.
    18.30 Meine Aufregung schlägt in Panik um.

    Samstag

    10.00 Ich muss mich vorbereiten: Essen, Kondome und Gleitcreme.
    12.30 Fahre mit dem Rad zum schwulen Sexshop.
    12.45 So ein Scheiß! Der Sexshop hat noch zu. Vielleicht kriegt man so was auch in der Apotheke?
    13.00 Ich: "Hi, sprechen Sie Englisch?" Er: "...a bit". Ich: "Ich brauche … ein Lubrificant." Er schaut mich an und bewegt seinen Kopf. Soll das ein Nicken oder ein Schütteln sein? Ich:"Das ist eine Art Gel." Dann habe ich eine Idee. Ich balle meine Hand zu einer Faust und bewege den Arm rhythmisch von oben nach unten. Plötzlich lächelt er mich an. Er bringt mir Gleitcreme.
    16.00 Ich begrüße meinen Liebsten mit einer Rose auf dem S-Bahnhof.

    Sonntag
    10.00 Ich öffne meine Augen, sehe das Lächeln.

    (Auf der nächsten Seite: Rentner mit "erektiler Dysfunktion". "Ich bekomme eine genügend starke Erektion, um mich wenigstens einigermaßen als Mann zu fühlen.")

    Rentner, 64, verheiratet mit Hausfrau (siehe nächste Seite), Großstadt

    Montag
    8.00 Beim Wachwerden denke ich an Sex. Ich umfasse mein schlaffes Glied, drücke und reibe es an meine Frau. Sie hat das vergangene Wochenende zum zweiten Mal bei ihrem Hausfreund verbracht. Ich stelle mir vor, wie sie es getan haben und bekomme eine genügend starke Erektion, um mich wenigstens einigermaßen als Mann zu fühlen.
    Ich leide seit einem Herzinfarkt vor vier Jahren an "erektiler Dysfunktion". Wenn ich mich selbst befriedige, bin ich heilfroh, wenn ich es bis zu einem kläglichen Erguss schaffe. Meine Frau leidet darunter. Ich habe sie dazu gebracht, bei einer Seitensprungagentur Mitglied zu werden. Gemeinsam wählten wir Kandidaten aus, mit denen sie erst mailte, telefonierte und ihn dann traf. Schon der zweite Mann gefiel ihr so gut, dass sie sich Sex mit ihm vorstellen konnte. Sie bestand darauf, dass ich auch mit ihm einverstanden sein müsste. Sie lud ihn eine Woche später zu uns ein. Ich fand ihn ebenfalls sympathisch und rasch waren wir uns einig, ein Arrangement zu dritt zu wagen. Ich ging aus und ließ die beiden allein. Als ich heimkam, saßen beide im Bademantel im Wohnzimmer. Meine Frau nickte mir vertraut zu. Sie waren zusammen im Bett gewesen.
    23.00 Allein im Bett: Wir schlafen seit Jahren getrennt, weil wir unterschiedliche Schlafgewohnheiten haben. Aber der vertraute Hautkontakt fehlt hin und wieder. Wenn ich zu ihr ins Bett schlüpfe, führt der Hautkontakt zwangsläufig zu Sex. Sie fühlt sich so warm und weich und sinnlich an mit ihren großen Brüsten und vollen Schenkeln. Ergebnis: Ich will sie ficken, kriege ihn aber nicht richtig hoch und sie bleibt wieder unbefriedigt. Ich nehme mir vor, nochmals zum Urologen zu gehen. Ich bin zu müde, um an mir rum zumachen und möchte lieber schlafen.

    Dienstag

    8.30 Ich denke wieder an Sex und erinnere mich an die Frauen, die ich gehabt habe. An manche kann ich mich kaum mehr erinnern, nicht einmal an ihre Namen, andere sind noch lebhaft in meiner Erinnerung.
    22.00 Meine Frau zeigt mir ein neues Mail von ihrem Hausfreund. Ich lese, wie scharf er auf sie ist und das nächste Zusammensein kaum erwarten kann. Sie sagt, dass sie in Vorfreude darauf jetzt schon ganz feucht ist. Sie und ihr Liebhaber sind einverstanden, dass ich beim nächsten Mal dabei bin und sie beim Sex fotografiere.

    Mittwoch
    10.00 Im Wartezimmer meines Hausarztes blättere ich in Männermagazinen wie üblich gezielt nach Erotikthemen und Erotikfotos. Ich glaube, alle Männer tun das.
    20.00 Abends nach den Fernsehnachrichten: Sie erzählt wieder von ihrem Hausfreund: was er tut, wie er jetzt mit seiner Frau umgeht, mit der er vor fünf Jahren das letzte Mal Sex hatte, dass er sie ihr vorstellen will, dass inzwischen auch seine Freunde von seiner "Neuen" wüssten.

    Donnerstag
    9.00 Sie sagt, dass sie in der Nacht wieder mit ihm telefoniert hat. Dass sie dann masturbieren musste, um entspannt schlafen zu können. Ihr Liebhaber auch. Dadurch kriege auch ich eine kleine Erektion.

    Freitag
    18.00 Ich war im Fitness-Studio. Im Ruheraum der Sauna liegt eine dralle Blondine mittleren Alters im weißen Badetuch. Sie zeigt viel Bein und rosige Haut. Natürlich spürt sie, dass ich immer wieder hinsehe. Beim Aufstehen klafft ihr Badetuch auseinander, sie ist rasiert.

    Samstag
    10.00 Der Hausfreund meiner Frau hat sich vorgenommen, sie bei ihrem nächsten Besuch auf dem Eichentisch zu nehmen. Er würde ein Kissen unter ihre Hüften legen, ihre Beine über seine Schultern legen und damit eine gute Position haben.

    Sonntag
    19.00 In meinem Zimmer: Ich lasse im Kopf einen Sex-Film ablaufen, den ich nach Lust und Laune ausgestalte. Ich freue mich auf nächste Woche, wenn ihr Liebhaber kommt. Es wäre phantastisch, wenn meine Sexphantasie in etwa realisiert werden kann.

    (Auf der nächsten Seite: Die Frau des Rentners. "Ich liege bereits im Bett, da ruft mein Geliebter noch einmal an, ich fange noch während des Gesprächs an, mich selbst zu befriedigen.")


    Hausfrau, 60, verheiratet mit Rentner (siehe vorherige Seite), Großstadt

    Montag
    16.00 Mit dem Wachwerden kommt sofort die Erinnerung an das Wochenende. Ich war bei meinem Geliebten und hatte wunderschöne Tage voller Zärtlichkeit und Sex. Mein Mann kann wegen eines Schlaganfalls nicht mehr mit mir schlafen, sein Glied wird nicht mehr steif. Wir hatten in unseren Ehejahren immer viel Sex, deshalb schlug mein Mann vor, dass ich mir einen "Hausfreund" suche. Zuvor hatten wir es anders versucht, mit Zunge und Streicheln, aber das war auf Dauer für mich unbefriedigend. Nach längerem Sträuben habe ich irgendwann zugestimmt. Jetzt habe ich jemanden kennen gelernt. Ich liebe meinen Mann und es tut mir weh, dass wir so nicht mehr zusammenkommen.
    20.00 Eine SMS von meinem Freund, der er sich für das wunderbare Wochenende bedankt. Mir wird ganz heiß.

    Dienstag
    8.00 Eine SMS meines Geliebten weckt mich. Ich merke, dass in mir trotz des halbwachen Zustands sexuelle Lust aufsteigt. Ich stehe auf, umarme und küsse meinen Mann. Ich erzähle ihm von der SMS und wir sind beide angeregt von der Vorstellung, dass ich in einer Woche wieder mit meinem Freund im Bett liegen werde.
    20.00 Ich komme vom Yoga-Kurs zurück.
    21.00 Mein "Hausfreund" hat mir eine Mail geschickt. Er schreibt, wie scharf er ist. Meine Muschi ist nass, das Herz schlägt mir bis zum Hals.

    Mittwoch
    8.00 Wieder weckt mich eine SMS meines Geliebten. Noch in der Bettwärme würde ich jetzt zu gerne mit ihm schlafen.
    11.00 Mein Geliebter hat angerufen. Mein Mann kommt nach Hause und ich erzähle ihm von dem Anruf. Anscheinend bin ich noch ganz rosig durchblutet, er sagt: "Du bist ganz schön geil auf den Mann. Hoffentlich hält das lange Zeit an, ich wünsche es Dir."
    23.00 Ich liege bereits im Bett, da ruft mein Geliebter noch einmal an, ich fange noch während des Gesprächs an, mich selbst zu befriedigen. Er heizt mich immer noch mehr an, bis ich komme. Trotzdem bin ich nicht ganz zufrieden, weil mir der Körperkontakt fehlt.

    Donnerstag

    9.00 Erzähle meinem Mann vom nächtlichen Telefonat. Daraufhin führen wir erotische Gespräche. Inzwischen bin ich in Dauererregung.
    22.00: Erneuter Anruf meines Geliebten. Das vorherige Kuscheln mit meinem Mann tat zwar gut, brachte aber keine Erlösung. Als ich alleine im Bett liege, befriedige ich mich.

    Freitag

    8.30 Mein Sohn bringt meine Enkelin wie üblich am Freitag zum Kinderhüten.
    9.00 Mein Geliebter reizt mich dermaßen, dass ich, auch wenn ich nur mit ihm telefoniere oder seine SMS oder Mails lese, total geil werde. Für mich mit meinen 60 Jahren ist das wunderbar. Zwei Männer die mich lieben und die ich liebe, das ist ein Traum. Anfangs hatte ich ein schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber, aber das ist nicht nötig, sagt er.
    14.00 Am Nachmittag kaufe ich mir aufreizende Unterwäsche, die ich bei unserem ersten Date zu dritt – diesmal wird mein Mann dabei sein – tragen will.
    22.00 Ein erotischer Film zum Abschluss des Abends verstärkt meine aufgekratzte Stimmung.

    Samstag
    10.00 Mein Gelieber will mich beim nächsten Mal auf seinem Eichentisch nehmen. Außerdem will ich es mit ihm auf einem Stuhl versuchen.

    Sonntag
    11.00 Eine SMS und ein Telefonat mit meinem Geliebten.
    13.00 Sehe mir am Nachmittag mit Freundinnen den Liebesfilm "Wiedersehen mit Brideshead" an, der mir meine Sehnsucht nach sexueller Befriedigung wieder deutlich macht. In meinem näheren und weiteren Bekanntenkreis sind einige Frauen – gleich alt oder auch jünger – die seit einigen Jahren keinen Bezug mehr zur Sexualität haben. Ich finde es sehr schade und meine, es entgeht ihnen sehr viel.

    (Auf der nächsten Seite: Bisexueller Journalist. "Manchmal sitzt man zu Hause und denkt sich: "So, jetzt mache ich den Abwasch und dann wichse ich noch ein bisschen.")

    Journalist, 25, bisexuell, Single, Großstadt

    Dienstag
    11.00 Ich sitze im Büro. Dabei fällt mir auf, wie sexy E-Mails sein können. Diese Distanz zum Empfänger hat etwas Sicheres: Man kann flirten, ohne dass es einem peinlich sein muss. Man kann schmutzige Sachen sagen und wenn man sich später bei einem Kaffee unterhält, wird es nicht mal erwähnt.
    20.45 Habe ein bisschen gewichst. Wenn ich so drüber nachdenke, ist das eine seltsame Sache. Bei uns Jungs kann das ziemlich automatisiert sein. Manchmal sitzt man zu Hause und denkt sich: "So, jetzt mache ich den Abwasch und dann wichse ich noch ein bisschen." Es handelt sich dabei eher um eine chemische Reaktion als um echte sexuelle Erregung.

    Mittwoch
    14.20 Mittagspause. Im Park habe ich einen Jungen und ein Mädchen knutschen sehen. Knutschen ist großartig!

    Donnerstag
    15.00 Auf Youtube.com stoße ich auf ein Musikvideo von Britney Spears. Sie hüpft mit heraushängenden Titten und dem Bikinihöschen halb im Arsch herum. Was ist daran bitte sexy? Lauren Bacall hat sich nie ausgezogen. Die Art, wie sie sich bewegte, ihre Stimme benutzte, eine Augenbraue hob – solche Sachen machten sie sexy. Ich schätze, das ist der Grund, warum Flirten so viel spaßiger sein kann als Sex. Wenn man die Klamotten erst mal ausgezogen und alles erledigt hat, ist nicht mehr viel Geheimnisvolles übrig.
    18.00 Im Aldi habe ich den hübschesten Jungen gesehen, der mir in meinem Leben über den Weg gelaufen ist. Eigentlich wollte ich nur Milch kaufen, bin dann aber letztendlich eine halbe Stunde im Laden herumgeschlichen.

    Freitag
    7.50 Ich sitze in der Küche und denke, dass wir alle ein viel besseres Leben hätten, wenn echter Sex genauso wäre wie im Film: nur die Highlights.
    8.30 In der U-Bahn sitzt mir dieses ziemlich junge Mädchen mit sehr großen Brüsten gegenüber. Ich liebe große Brüste!
    1.30 Dafür hasse ich Schwulenclubs. Nur angeberische, aufgeblasene Schlampen, die auf ihr Haare und ihre Schuhe achtgeben. Hier fühle ich mich wie ein abscheulicher alter Müllhaufen.

    Samstag
    11.00 Ich bummle durch die Stadt und muss daran denken, wie ich einmal Sex unter einem Baugerüst hatte. Alles, was ich davon hatte, war Muskelkater in den Armen vom Herumhängen am Gerüst. Und ich hatte auch mal Sex am Strand mit jeder Menge Sand am Rücken und einer Spinne in der Hose. Mir ist wichtig, dass es warm und gemütlich ist und sich in der Nähe ein Klo befindet.
    4.30 Heute Nacht hatte ich Sex mit einem Dänen. Er war süß und man konnte sich nett mit ihm unterhalten. Leider war er sehr schlecht im Bett. Es war so langweilig, dass ich irgendwann von ihm heruntersprang und mich schlafen legte.

    Sonntag
    12.30 Ich sitze in der Küche und muss daran denken, wie ich meine Jungfräulichkeit verlor. Es gibt ja diese Vorstellung, dass dies eine große Offenbarung sein wird. Na ja, wenn man vier Minuten ungeschicktes Schnaufen und Keuchen als Offenbarung bezeichnen will, war es mit Sicherheit eine.
    15.50 Die Leute scheinen zu glauben, dass es total sexy ist, einen Dreier zu haben. Ich gehöre nicht dazu. Ich habe es nur einmal in meinem Leben ausprobiert und es war ein Desaster.

    Montag
    13.30 Mittagspause. Während ich Leute betrachte, denke ich darüber nach, auf was für einen Typ Mädchen und Jungs ich stehe. Sie müssen langes, herabhängendes Haar haben, große breite Augen und eine kleine Elfennase. Und sie müssen ein bisschen zart und verloren aussehen. Das macht mich echt an, weil ich einerseits weiche Knie bekomme, mich aber gleichzeitig um sie kümmern muss.

    (Auf der nächsten Seite: Alleinstehender Handelsvertreter. "Ich habe oft sexuell aufgeladene Träume, und kann deswegen auch meist nicht lange schlafen.")

    Handelsvertreter, 55, seit fünf Jahren getrennt von seiner Frau lebend, lose Beziehung zu einer anderen Freundin

    Montag
    5.30 Aufstehen, frühstücken, zwei Tageszeitungen lesen, dann ins Büro. Alleine in meiner Wohnung.
    9.00 Arbeitsbeginn. Ich habe ein Einzelbüro, in dem sich aber aus Platznot der Kopierer für alle Mitarbeiter meiner Abteilung befindet. Somit sehe ich alle Kolleginnen und Kollegen öfter am Tag. Bei Kolleginnen freue ich mich darüber meistens mehr. Heute hat Bettina, eine Frau Ende 20, es mir am meisten angetan. Sie ist schlank, in Jeans, mit schwarzen Stiefeln. Sie hat eine nette Art, die mich anmacht. Ich schaue auf ihre Brüste, die sich unter dem Pullover abzeichnen.
    16.30 Feierabend.
    20.00 Ich schaue Nachrichten, danach einen Krimi und gehe dann ins Bett.

    Dienstag
    5.30 Aufstehen und Morgenroutine wie immer. Dann ins Büro. Auch am Tag passiert wenig besonderes. Bettina ist heute nicht im Büro.
    23.00 Ich schlafe ein und träume von einer Frau Mitte Vierzig, hochhackige Schuhe, rot-weißes Sommerkleid. Wir küssen uns und ziehen uns aus, dann schlafen wir miteinander. Ich habe oft sexuell aufgeladene Träume, und kann deswegen auch meist nicht lange schlafen.

    Mittwoch
    5.30 Aufstehen, Frühstück, Zeitungen. Dann ins Büro.
    9.00 Arbeitsbeginn. Am Vormittag kommt unsere Empfangsdame zum Kopieren. Ende dreißig, blond, lange Haare, immer topmodisch gekleidet. Ihre starken Brüste lassen mich an kaum anderes denken. Ich stelle mir vor, wie es wäre mit ihr. Sie reizt mich enorm.

    Donnerstag
    Routine wie sonst auch, nur abends besucht mich meine Partnerin, mit der ich eine eher lose Beziehung führe. Sie ist 15 Jahre älter als ich, aber sexuell noch sehr aktiv. Wir haben langen langen Sex, eine wunderbare Nacht.

    Freitag
    05.30 ich stehe auf und mir fällt mein Traum von heute Nacht wieder ein: Eine Fremde besucht mich in der Wohnung. Sie setzt sich ungefragt ins Wohnzimmer und fragt, ob es ein Problem gibt. Dann geht alles schnell und wir schlafen miteinander. Ein guter Traum.
    6.00 Morgenroutine und ins Büro.
    9.00 Arbeitsbeginn
    14.30 Feierabend.
    16.00 Ich erledige den Haushalt und kaufe ein. Heute werde ich wieder alleine sein.
    18.00 Fernseher an. Nachrichten, Serien, Talkshow, Krimi.
    24.00 Ich gehe ins Bett.