Der Blitzsommer des vergangenen Wochenendes ließ viele von uns wie jedes Jahr mit großer Ratlosigkeit vorm Kleiderschrank zurück. Was anziehen, wenn es plötzlich 30 Grad hat, aber der Körper noch so gar nicht auf Sommer eingestellt ist? Eine Herausforderung.
Ähnlich schien es auch Helene Fischer ergangen zu sein. Für ihren Auftritt in der Halbzeitpause des DFB-Pokalspiels in Berlin hatte sie, noch ganz im Dieses-Jahr-endet-der-Winter-wirklich-nie-Modus, einen Rollkragenpulli eingepackt. Bei den muckeligen Temperaturen im Berliner Olympiastadion muss sie sich dann wohl dazu entschlossen haben, dem Rolli kurzerhand die Ärmel abzuschneiden und den so entstandenen Stricklatz mit einem Bikinitop zu kombinieren, mit offenen High Heels und zerrissenen Jeans.
War am Ende Fischers unverstandenes Bühnenoutfit schuld daran, dass die Fans sie so gnadenlos ausgepfiffen haben? Tatsächlich ist die kuriose Kleiderwahl eher ein Zeichen ihrer Unentschlossenheit.
Fischers Grobstrickrolli mit tiefausgeschnittenen Armlöchern gliedert sich harmonisch ein in die Riege der sinnfreien Kleidungsstücke. Kurzärmelige Daunenjacken, Flip-Flops mit Schaft, T-Shirts mit Kapuze, Fell-Sandalen, Peeptoe-Stiefel, bauchfreie Westen, Sneakerwedges... Die Liste an Vertretern ist beachtlich, ihren Trägern ist eines gemein: Sie können sich nicht entscheiden. Sportlich oder elegant, gemütlich oder gestylt, warm oder kalt? Tatsächlich sind die Kleidungszhybriden weder noch.
Ebenso wenig wie für einen Kleidungsstil konnte bzw. durfte Helene Fischer sich beim Pokalspiel für eine Mannschaft entscheiden. Weil Fischer als BVB-Sympathisantin gilt, sollen Frankfurter Wirte den Eintracht-Fans angeblich Freibier versprochen haben, sollten diese die Sängerin im Stadion mit lauten Pfiffen übertönen. Das habe sie mitbekommen, behauptete Fischer anschließend im »Sportschauclub« und betonte kurz vor dem Spiel schnell noch ihre Neutralität mit einem Foto auf Instagram, das sie im zweigeteilten BVB/Eintracht-Trikot zeigt.
Vielleicht hätte sie das besser auch auf der Bühne angelassen? Andererseits, als eine Woche zuvor Pop-Sängerin Anastacia mit ihrem Halbzeit-Auftritt das Saisonendspiel des FC Bayern verzögerte, war die Aufregung der Fans ebenfalls groß – trotz Anastacias Aufzug in Bayern-Trikot (oder dem, was nach dem »Girlie-Shirt«-Verschnitt davon übrigblieb).
Dass die Fußballgemeinde wenig Interesse an Showeinlagen in der Halbzeitpause hat, war also zu erwarten. Fischer ahnte, dass ihr Auftritt möglicherweise nicht auf den gewohnten Zuspruch treffen könnte und wollte sich mithilfe ihres Stricküberwurfs – so ein Rollkragen ist ja doch sehr züchtig im Vergleich zu ihren sonstigen Bühnenoutfits – im wahrsten Sinne »warm anziehen«.
Am Sonntagabend erklärte Fischer in der RTL-Sendung »Mensch Gottschalk«, sie habe sich über die Jahre nicht nur ein dicke Haut zugelegt, am Abend zuvor seien ihr jetzt auch noch Haare gewachsen. Eine gestrickte Extra-Isolierung wird sie in Zukunft also zum Glück nicht mehr nötig haben.
Trageanlass: Mandelentzündung, aber trotzdem Bock auf die Strandparty
Wird getragen mit: Peep-Toe-Stiefeln, kurzärmeliger Daunenjacke, Cargohose mit abtrennbaren Beinen
Wird getragen von: Unentschlossenen
Das passende Lied dazu: Jein
Foto: rtr