SZ-Magazin: Was ist für Sie ein guter Klang?
Christoph Guhl: Er muss vor allem warm und voll klingen und sollte auch nicht zu schnell verhallen. Auch eine gewisse Lautstärke ist wichtig.
Merkt man denn überhaupt, wenn eine Uhr wohltönend die Zeit verkündet?
Davon bin ich überzeugt. Die Klangunterschiede zwischen verschiedenen Uhren hört jedes Kind.
Wie entsteht der Klang der Minutenrepetition?
Vereinfacht gesagt: Ein winziger Hammer schlägt gegen eine Tonfeder, die aus Stahl gefertigt ist.
Wie haben Sie diesen Klang verbessert?
Mit viel Arbeit. Vor über acht Jahren haben wir uns an das Projekt herangewagt. Wir haben uns zunächst einmal angehört, wie unsere alten Uhren klangen. Besonders eine Armbanduhr mit Minutenrepetition aus dem Jahr 1924 hat uns mit ihrem warmen und lauten Klang fasziniert. Und natürlich haben wir uns gefragt, warum diese Uhr so schön klingt.
Und?
Ein Grund ist, dass die Uhren der damaligen Zeit nicht wasserfest waren. Die dicht abgeschlossenen Gehäuse unserer heutigen Uhren dämpfen den Klang. Wir mussten uns also überlegen, wie man die Lautstärke erhöht, ohne die Klangfarbe und die Harmonie zu beeinträchtigen. Dafür haben wir unter anderen mit Wissenschaftlern der École polytechnique fédérale de Lausanne zusammengearbeitet und mit einem Musiker, der Geigen baut. Viel genauer kann ich nicht werden. Wir haben drei Patente angemeldet, die derzeit noch geprüft werden.
Wann wird man so eine Uhr kaufen können?
In ein bis zwei Jahren ist es so weit. Wir haben so viel über Akustik gelernt, dass wir schon bald den Klang einer Uhr an die Wünsche und Vorlieben des Kunden anpassen können.
Christoph Guhl arbeitet seit dreißig Jahren bei Audemars Piguet – das bleibt nicht ohne Folgen. Sein Sohn legte neulich das Ohr auf die Brust des Vaters und sagte: »In dir macht es ticktack.«
(Illustration: Ludwig Haslberger)