Ja, beim Sex kann man frieren, davor, dabei, danach. Männer mögen das als Zeichen mangelnder Lust, Leidenschaft oder Erotik werten, sie liegen jedoch falsch. Schuld ist einfach die Raumtemperatur.
Betrachtet man die Situation einmal leidenschaftslos: In einem normal
beheizten Wohnraum hat es zwischen 18 und 20 Grad Celsius. Der Schlafraum sollte ja etwas kühler sein, 16 bis 18 Grad lautet die Empfehlung von Schlafmedizinern. Das sind Hochsommertemperaturen, allerdings in Südgrönland. Nicht umsonst tragen wir Kleidung, insbesondere in den Wintermonaten.
Rollkragenpullover, Strumpfhosen, dicke Socken. Und das auch in Innenräumen, ohne dabei zwangsläufig zu schwitzen.
Natürlich erhöhen Küsse und Berührungen die gefühlte Zimmertemperatur.
Serotonin, Adrenalin und Endorphine beschleunigen den Puls und treiben den Blutdruck nach oben. Innerlich breitet sich wohlige Wärme aus.
Doch wie sehr meine Sexualhormone sich auch ins Zeug legen: Auf einem Bett neben einem Fenster, durch welches ein sanfter, eisiger Luftzug seinen Weg auf meine Haut findet, zieht sich mein Verlangen in Windeseile zurück.
Blick auf das Innenraum-Thermometer: 17 °C. Ein Flüstern: „Wollen wir
vielleicht unter die Decke?“ trägt Potential in sich, aufkommende Wallungen beim Partner abzuwürgen. Dabei hat er doch gar nichts falsch gemacht, außer dass die Heizung nur auf Stufe 1 steht.
Aus der Erfahrung des Frierens im Zustand der Nacktheit halte ich folgende
Situationen aus Film, Fernsehen und Erzählungen in den Monaten Oktober bis Mai für nicht nachahmenswert:
1. Strippen. Langsames Ausziehen ganz ohne Berührung verlängert und verschlimmert den Prozess, in dem die Kälte den Körper hochkriechen kann.
2. Sex in der (Wasch-) Küche. In Altbauwohnungen gibt es auch noch Küchen ohne Heizung (das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen), in denen die Raumtemperatur nach Messungen derzeit (Februar) bei 12 Grad liegt.
3. Sex im Auto. Außer mit Standheizung.
Vielleicht klinge ich jetzt sehr langweilig. Tja, dafür ist mir immer warm,
weil ich sage, wenn es mich friert. An dieser Stelle plädiere ich für
Verständnis: Verständnis für Frauen, die sich in den Wintermonaten lieber
unter der Decke ausziehen lassen, trotz aller Leidenschaft. Es hat auch ein
spannendes Moment, nackte, warme Haut erst mal nur zu fühlen, ohne sie zu sehen. Beizeiten kann die Decke dann auch gerne weggeschoben werden. Im Sommer.
Zum Ende noch eine Bitte an alle Männer: Frieren rechtfertigt vieles, nur nicht eines – Sex mit Socken an.