Mit dem Pornogeschäft verhält es sich nicht viel anders als mit der Formel 1: Alles ist für Männer gemacht. Aber es muss doch auch Schweinereien für Frauen geben. Jeder weiß, dass es bei Pornos darum geht, so schnell wie möglich zur Sache zu kommen, und der Job der Frau darin besteht, die Beine breit zu machen. Dabei quiekt sie, als würde ihr was wehtun, wenn sie nicht gerade den Mund voll hat. Klar, dass die meisten Frauen damit nicht so viel anfangen können.
Im Flagship-Store eines Sexshops mache ich mich auf die Suche nach Filmen, die auch Frauen Lust machen. Die Verkäuferin führt mich zu einem kleinen DVD-Regal, das im Vergleich zu der acht Meter langen Hardcore-Wand für Männer recht mickrig wirkt. Die Abbildungen auf den DVDs sind nicht so fleischlastig wie die auf der Männerseite, sondern viel diskreter: Schwarz-Weiß-Fotos von nackten Frauen, umrahmt von roten Rosen. Aber wer hat eigentlich gesagt, dass Frauen so auf Rosen stehen? Ich jedenfalls mag sie nicht sonderlich. Ich frage die Verkäuferin, worin denn der Hauptunterschied zu „normalen" Pornos besteht. Sie sagt, sie seien ästhetischer und hätten eine richtige Handlung.
Ich bitte sie, mir ein paar Filme zu empfehlen, sozusagen als „Starter Kit". Sie nimmt drei aus dem Regal, auf deren Hülle eine große saftige Erdbeere abgebildet ist, die von einer Frauenzunge umschmeichelt wird. Ich hatte ganz vergessen, dass wir Frauen bei Sekt mit Erdbeeren schwach werden. Auf der ersten DVD, der „Female Fantasies", soll es um klassische Frauenfantasien gehen, wie beispielsweise Sex mit mehreren Männern. Den Film „Sexual Sushi" legt mir die Verkäuferin persönlich ans Herz. Der Titel schreckt mich ja eher ein bisschen ab. „Her Porn" ist der dritte Film und eine Sammlung von pornografischen Kurzfilmen von Regisseurinnen aus aller Welt. Also, ab in die Tüte mit den süßen Früchtchen und nach Hause.
Dort erwarten mich jedoch eher Bioäpfel als Erdbeeren: In den „Female Fantasies" quälen maskuline Darstellerinnen mit üppiger Körperbehaarung devote Männer. Ich schaue noch einmal auf der DVD-Hülle nach, ob ich nicht so etwas wie einen „Ökoporno" erwischt habe. Nein: Da ist ja die Erdbeere drauf. Im nächsten Film isst ein Mann Sushi vom nackten Körper einer Frau, die auf rotem Satin gebettet ist, bevor sie den Po versohlt bekommt. Ein Weichzeichner macht das Ganze gemütlich. Eine Handlung kann ich nicht erkennen. Bleiben mir nur noch die Kurzfilme als letzte Hoffnung. Ein Frauenpärchen mit Skinheadfrisur spielt Doktorspiele auf dem Krankenbett; ein Mann masturbiert in der Dusche; eine Frau in der Badewanne. Voller Rosenblätter. Hier, vor meinem DVD-Player, fühlt sich der gute alte Porno für Männer auf einmal so ehrlich an. Diese Filme sind jedenfalls nicht der Stoff, aus dem die Frauenträume sind.