"Nach dem Spiel ist vor dem Spiel"

Letzte Woche sprachen wir mit unserem Kolumnisten und Chefkoch Christian Jürgens über das Warten auf den dritten Michelin-Stern. Nun musste er erfahren, dass er ihn nicht bekommen hat.

SZ-Magazin: Gestern gab Michelin die Liste der Restaurants bekannt, die dieses Jahr in Deutschland mit einem oder mehreren Sternen ausgezeichnet werden. Ihr Restaurant hat zwei Sterne erhalten. Sind Sie enttäuscht, dass es nicht endlich einmal drei wurden?
Christian Jürgens: Nein. Meine Mannschaft und ich sind nicht traurig oder niedergeschlagen, ich bin zufrieden. Wir haben alles gegeben und werden auch jetzt nicht den Kopf hängen lassen, sondern gehen hochmotiviert ins nächste Jahr. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das habe ich auch meiner Mannschaft heute früh gesagt.

Sie geben schon Durchhalteparolen aus?
Wirklich nicht. Es ist eher so, wie ich schon in unserem ersten Interview gesagt habe: Ich bemühe mich, nicht nur die kleinen Entäuschungen oder Kritik in Erinnerung zu behalten, sondern vor allem das Positive, und das überwiegt deutlich. Wir haben viel erreicht dieses Jahr: Das Gourmetrestaurant Überfahrt wurde zum Restaurant des Jahres gewählt, wir bekamen die höchsten Auszeichnungen vom Aral Schlemmeratlas und vom Feinschmecker. Wir wissen also, dass wir einen guten Job gemacht haben. Mit zwei Sternen kann ich da wirklich zufrieden sein. Heute Abend werden wir nach der Arbeit zwar keine ganz große Flasche Champagner aufmachen, aber die kleine. Wie sagen die Tester vom Michelin? Sie bleiben am Teller, wir bleiben eben am Topf und machen weiter.

Wann haben Sie die Nachricht von den zwei Sternen erhalten?
Gestern Abend, ein Kollege von Ihnen hat mich angerufen, als er die dpa-Meldung gelesen hatte, Stefan Quandt, er arbeitet für die ARD und Welt am Sonntag. Er sagte gleich, wie leid es ihm tue, dass es nicht mit dem dritten Stern geklappt habe. Es haben sich überhaupt eine Menge Leute gemeldet, die mitgefiebert haben und es schade fanden. Na ja. Die Tester vom Michelin werden schon ihre Gründe gehabt haben. Ring frei, nächste Runde. Ich freue mich auch für die fünf Kollegen, die dieses Jahr den zweiten Stern bekommen haben. Und für die zwei Münchner, die zum ersten Mal einen bekamen.

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Das Interview mit Christian Jürgens über Hoffen und Bangen vor der Entscheidung um den dritten Stern lesen Sie hier.

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