Roboter sind, wie jeder weiß, technische Geräte, die dem Menschen die Arbeit abnehmen. Sie mähen Rasen, suchen Minen, saugen Staub. Aber das ist alles nur der Anfang unserer komplett robotergestützten Zukunft. Überall werden uns Roboter von den unangenehmen Seiten des Daseins befreien, sie werden unsere Küchen aufräumen, unsere Toiletten putzen. Sie werden für uns die schlechten Filme sehen und den schlechten Sex haben. Uns wird nur das Schöne bleiben.
Ich persönlich träume davon, einen Schimpf- und Schmähroboter an meiner Seite zu haben, der zum Beispiel jenen Kampfradler, der mich auf dem Bürgersteig zuerst beinahe umfuhr und dann, nachdem ich mich durch einen Sprung zwischen parkende Autos gerettet hatte, im Weiterfahren sogar noch mit Gezeter bedachte – der also diesen Mann mit einer Tirade unflätigen Hohns eindecken, ja, ihn vielleicht gar verfolgen und ihm mit seinen Maschinenkräften die Lenkstange verknoten würde, ohne dass ich mir selbst Mundwerk und Hände schmutzig machen müsste.
Überhaupt würde in der Robotergesellschaft sicher jeder von uns immer einen Robo-Butler an der Seite haben, der ihm die Aktentasche trüge, ihn in der U-Bahn in seinen Armen ruhen ließe und seine Einkäufe schulterte. Meine Lieblingsidee ist die der Ausrottung von Viren und Bakterien durch Roboter. Man hat sich also in einer Wirtshaus-Toilette vor dem Essen die Hände gewaschen, da steht man vor dem Problem: Wie verlasse ich diesen Ort, ohne jene Türklinke zu berühren, die vor mir eines jener namenlosen Ferkel umgriff, die keinen Gedanken daran verschwenden, ihre durchfallbesudelten Griffel mit Wasser und Seife zu reinigen? In Roboterbegleitung wäre das kein Problem. Wie überhaupt man sich in Zukunft begrüßen könnte, indem sich Begleitmaschinen die Hände schüttelten, nicht die Menschen selbst.
In diesem Zusammenhang ist interessant: Das britische Health & Safety Laboratory hat einen Roboter namens »Vomiting Larry« entwickelt, »der speiende Larry«. Das ist ein anatomisch korrektes Kopfmodell, welches sich auf Knopfdruck erbrechen kann. Im Labor wird es benutzt, um die Verbreitung von Noroviren zu untersuchen, die sich im Mageninhalt verseuchter Menschen befinden und außerordentlich infektiös sind: In einem Flugzeug, in dem sich ein von Noroviren befallener Passagier übergab, erkrankten 29 von 63 Flugbegleitern, die in der Woche nach dem Vorfall in dieser Maschine arbeiteten; dies, obwohl sofort nach dem Vorfall geputzt worden war. Die Viren finden sich in solchen Fällen noch einige Meter weit vom Erbrecher entfernt, und sie lieben Teppichböden. (Allein in Großbritannien sind übrigens in diesem Winter weit mehr als eine Millionen Menschen an Noroviren erkrankt. Forschung tut dringend not. Im Grunde müsste auch mal wieder der gesamte Planet grundgereinigt werden.)
Larry ist also ein Kotzroboter. Und wie nützlich wäre jedem von uns ein solcher im Alltag! Man säße vor dem Fernseher, wieder einmal Berlusconis Grinsgesicht vor Augen: Schön, es wäre allenfalls noch ein Brechreiz zu spüren und man könnte sofort nach Larry rufen, welcher im Nebenraum in den bereitstehenden Eimer abhustete!
All die Bilder dieser Tage, Depardieu in den Armen Putins (oder war es umgekehrt?), der bräsig-selbstgefällige Wowereit vor den Mikrofonen, die Geschichten über den seit sieben Jahren in der geschlossenen Abteilung lebenden Mollath: So vieles ist zum Reihern, aber man kann es nicht immer selbst tun! Wie schön, dass es dann Larry gibt! Larry, kommst du mal rein?! Larry? Larry!
Sicher geht er bald in Serie. Ich hätte gerne die Turbo-Version in Bermuda Blue Metallic mit Dolby-Surround-System, Subwoofer, besonders räumlichem Klangbild, Sportfahrwerk, Nachfüllautomatik und Selbstreinigung. Die Bedienungskonsole in Wurzelholzoptik.
Illustration: Dirk Schmidt