Wie kann ich meiner Frau ausreden, unseren Hund nach ihrer Mutter zu benennen?

Den neuen Familienhund auf den Namen der verstorbenen Schwiegermutter zu taufen, findet unser Leser unpassend und irritierend. Doch seine Ehefrau besteht darauf. Wie kann er sie von dem Vorhaben abbringen? Unsere Kolumnistin hat einen Vorschlag.

Illustration Serge Bloch

»Meine Frau und ich haben uns einen Terrier angeschafft. Nun stehen wir vor der schwierigen Entscheidung, einen Namen zu finden. Mir gefallen klassische Hundenamen, doch meine Frau möchte das Tier in Gedenken an ihre kürzlich verstorbene Mutter Brigitte nennen. Ich finde den Namen für einen Hund albern, zudem hatte ich nie ein sonderlich gutes Verhältnis zu meiner Schwiegermutter. Meine Frau ist selbst mit Hunden aufgewachsen, sie haben in ihrer Familie immer eine große Rolle gespielt. Sie versteht nicht, dass mich eine solche Gegenwärtigkeit ihrer Mutter in unserem Alltag stören würde. Bin ich egoistisch, in dieser Sache auf einen alternativen Namen für das Tier zu bestehen?« 
Kai Z., Geesthacht

Ich möchte Ihrer Frau nicht in den Rücken fallen, aber selbst mich beschleicht bei der Vorstellung, Ihr Terrier würde nach ihrer Mutter benannt, ein seltsames Gefühl. Was mögen da unbewusst für psychologische Kräfte am Werk sein? Ich muss sofort an den Münchner Künstler Flatz denken, der in den Neunzigerjahren eine riesige Deutsche Dogge hatte, der er den Namen Hitler gab. Er fand, es sei Kunst, wenn er dem Tier befehle: »Hitler, Platz!« Und ich denke an den viel zu früh verstorbenen Fotografen Daniel Josefsohn, der einen Irish Setter namens Jesus hatte. Es war immer ein Ereignis, auf der Torstraße in Berlin zu sitzen und auf einmal jemanden »Jesus« rufen zu hören, »Jesus, jetzt komm schon!« Und ich denke an meine Freundin Inga, die ihren Hund Lieselotte genannt hat. Da dachte man auch anfangs, hm, aber ist denn das wirklich ein Hundename, Lieselotte? Inzwischen stellt sich die Frage nicht mehr. Denn ihr Hund, eine wunderschöne Königspudeldame, ist einfach eine Lieselotte. Ich kann mir eigentlich niemanden auf der Welt vorstellen, der mehr Lieselotte wäre als dieser kluge, große, schnelle und manchmal ein wenig melancholische Pudel.

Das Argument, dass Brigitte kein Hundename sei, kann ich deswegen nicht gelten lassen. Jeder Name, den man einem Hund gibt, ist ein Hundename. Was mich aber wundert: dass Ihre Frau nicht kompromissbereiter zu sein scheint. Sie schreiben doch, Sie beide hätten sich diesen Hund angeschafft. Und nun möchte Ihre Frau den Namen allein bestimmen? An diesem Punkt, finde ich, müssen Sie Ihre Frau kriegen. Und wie für ein gemeinsames Kind einen Namen finden, den Sie beide mögen. Sie werden ja beide viele Jahre damit leben. Vielleicht können Sie es so machen, dass Sie sich auf einen Rufnamen einigen und sich einfach vorstellen, der zweite Name sei Brigitte.