Das Beste aus aller Welt

Die Drohne hat einen schlechten Ruf. Zu Unrecht, findet unser Autor. Ob als Essenslieferant oder als Berliner Schimpf-Drohne: den kleinen Apparaten könnte die Zukunft gehören.

Wenn wir uns bitte gemeinsam kurz eine einsame Distel in einem Rote-Rüben-Feld vorstellen . . ?

Danke.

Mit dieser Distel ist es nun so: Der Mensch hat die Rüben gesät, er möchte die Rüben ernten, von Disteln hat er nichts gesagt, von ihm aus sollen die Disteln wachsen, wo
sie wollen, es sind ja schätzenswert-schöne Pflanzen. Aber nicht im Rote-Rüben-Feld! Wie die Dinge liegen, wird er ein Distelvernichtungsmittel über dem Feld versprühen, welches der Distel den Tod bringt, aber natürlich auch an den Roten Rüben irgendwie hängen bleibt, so stelle ich mir das jedenfalls vor.

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Nun gibt es aber Anders La Cour-Harbo von der Universität Aalborg in Dänemark, der eine Flugdrohne entwickelt hat, die zum Beispiel Rote-Rüben-Felder überfliegt, jede Distel dort aus der Luft erkennt und genau lokalisiert. Diese Drohne übermittelt einem Roboterfahrzeug am Boden den Standort der Distel, der Roboter fährt dorthin und setzt dem Leben der Distel ein jähes Ende.

Bitte sehr, ich finde so was großartig, und es wird, falls nicht zufällig das Bundesverteidigungsministerium sich der Sache annimmt, eine große Zukunft haben. Könnte ich nicht auch vom Büro aus meinen Garten mit einer Drohne überwachen, und die setzt einen Unkrautzupfroboter in Marsch, der dem Löwenzahn und der Quecke in meinem Garten die Ohren langzieht? Ja, so wird das sein. Und man wird im Gartencenter auch im Abonnement Anti-Schnecken-Erkundungsflüge bestellen können. Regelmäßig überfliegen dann Schneckenerkennungsdrohnen den Garten, funken die Daten an den leise surrenden Schneckensammelroboter, der die Tiere nächtens lautlos erwürgt.

Oder nehmen wir die Tauben auf meinem Bürobalkon. Tag für Tag unternehmen sie neue Nistversuche zwischen den zahlreichen Topfpflanzen, immer wieder muss ich meine Arbeit unterbrechen, um sie klatschend davon abzuhalten, ein peinlicher Vorgang, weil der Nachbar stets denkt, ich zolle meiner eigenen Arbeit klatschend Beifall. Säße aber eine Kampfdrohne vom Typ »Anti-Gurr« auf dem Geländer und flöge regelmäßig kleine Einsätze, die Schmarotzertiere würden sich rasch andere Reviere suchen.

An der Universität Harvard, lese ich, entwickeln sie bereits Drohnen in Bienengröße, die zum Beispiel in zerstörten Gebäuden nach Menschen suchen könnten, aber wäre es   nicht auch möglich, einen Wespen-Verscheucher in diesem Format zu bauen? Der jeder Wespe, die sich unserem Terrassentisch nähert, in einem guten Gespräch nahelegt, sich anderswohin zu orientieren? Wie unterhaltsam wäre das denn: Wenn man die summenden kleinen Apparate in der Gartenluft beobachten könnte, wie sie sich den Wespen nähern, sie umsurren, überzeugen, vielleicht aber auch sogar in einem kleinen Luftkampf verjagen!

Mag das im Moment nach dem Desaster um den Euro Hawk auch noch anders aussehen: Die Zukunft gehört der Drohne – aber im Privaten. Bereits arbeiten Bastler in Freiburg an einem »Dönercopter«, der bestelltes Essen zu uns nach Hause bringen würde, und das ist kein Einzelfall. Die Stadt München plant bereits den Einsatz von Mülldrohnen, die Dreck auf den Straßen orten und sofort Straßenfege-Roboter herbeibefehlen, die Abhilfe schaffen. Und in Berlin gibt es Schimpf-Drohnen, die neben den Berlinern herfliegen können und dabei vor sich hin motzen, damit der Besitzer nicht dauernd selbst meckern muss.

Überhaupt: Viele Menschen halten sich heute Hunde, warum sollte nicht auch jeder von uns einen kleinen, treu hinter ihm fliegenden und sehr nützlichen Drohnenschwarm besitzen, der spontan kleine Aufträge erledigt, unser Schlüsselbund trägt, bei Bedarf Getränke reicht und den amerikanischen und britischen Geheimdiensten schöne Erinnerungsbilder von unseren Aufenthaltsorten liefert?

Illustration: Dirk Schmidt