1) Der Wischmopp
»Mir gefällt am Wischmopp, dass er sich selbst erklärt. Und ich mache mir nicht mal mehr die Hände nass« (Uwe Dingert) ZUR PERSON: Uwe Dingert, 48, ist Ingenieur für Kunststofftechnik und Produktentwickler und lebt in Abtsteinach im Odenwald. Er arbeitet seit 22 Jahren bei der Firma Freudenberg. Dort hat er auch den Vileda-»2-in-1-Fensterwischer« und den Vileda-Schaumbesen entworfen.
ZUR SACHE: Der Wischmopp mit Wringer »Super Mocio« stammt aus dem Jahr 1973 (überarbeitet von Dingert 1999). Die vielen einzelnen Streifen haben zusammen eine größere Oberfläche als ein Bodentuch mit Schrubber und können so mehr Schmutz aufnehmen.
2) Die Wasserflasche
»Ich halte den Entwurf für zeitlos und würde sagen, verbessern kann man ihn eigentlich nicht« (Günter Kupetz)
ZUR PERSON: Günter Kupetz, 84, lebt in Bad Malente, ist Maurer, Architekt, Bildhauer und Professor für Produktgestaltung. Er hat für die Firmen WMF und AEG gearbeitet und neben der Mineralwasserflasche die Pril-Spülmittelflasche und das Tastentelefon für AEG/Telefunken entworfen.
ZUR SACHE: Circa fünf Milliarden Stück der sogenannten Perlenflasche, wurden seit der Entstehung 1969 produziert. Eine Flasche kann bis zu 50-mal wieder aufgefüllt werden. Der Auftrag kam von der Genossenschaft Deutscher Mineralbrunnen: »Sie stand damals praktisch vor der Pleite«, sagt Kupetz. »Man hatte sich eine moderne Abfüllanlage aus den USA zugelegt, allein es fehlte die passende Flasche dazu.«
3) Der Mülleimer
»Im Design gibt es in den letzten Jahren viel zu viel Egomanie. Dabei geht es um Funktion und Nachhaltigkeit, um Alltagsgegenstände eben, die berühren, wenn sie ein bisschen Anspruch haben« (Hansjerg Maier-Aichen)
ZUR PERSON: Hansjerg Maier-Aichen, 68, ist Maler, Bildhauer und Professor für Produktdesign. Er lebt und arbeitet in Stuttgart und Fouesnant (Frankreich). 1981 gründete er das Unternehmen Authentics. Vor zwei Jahren entwickelte er zusammen mit einem Molekularbiologen und einem Chemiker eine spritzgussfähige Biomasse, die zu 100 Prozent kompostierbar ist.
ZUR SACHE: Der Abfalleimer »Can« ist seit seiner Erfindung im Jahr 1984 der Beststeller der Firma Authentics. Derzeit gibt es ihn in Weiß, Orange, Grau oder Schwarz. Und er wird gern kopiert: Maier-Aichen sind allein 28 Kopien der originalen 5,5-Liter-Größe bekannt.
4) Der Kinderstuhl
»Ich war auf der Suche nach einem Stuhl, auf dem mein zweijähriger Sohn in natürlicher Weise am Tisch der Erwachsenen sitzen konnte, und stellte fest: ich muss selbst eine Lösung finden« (Peter Opsvic)
ZUR PERSON: Peter Opsvik, 70, ist Möbeldesigner und Jazzmusiker. Außer dem Kinderstuhl »Tripp Trapp« für Stokke hat er zum Beispiel den ergonomischen Stuhl »Variable Balans« von Varier oder den Bürostuhl »HAG Capisco« entwickelt. Opsvik lebt und arbeitet in Oslo und hat zwei Kinder.
ZUR SACHE: Auf dem Kinderstuhl »Tripp Trapp« aus dem Jahr 1972 können Kinder ab einem Alter von sechs Monaten bis über das Grundschulalter hinaus sitzen – Sitz- und Fußfläche sind verstellbar. Es heißt, der Stuhl sei selbst sein größter Konkurrent: In Skandinavien werden gebrauchte Tripp-Trapp-Stühle nicht weggeworfen, sondern vererbt oder weiterverkauft.
5) Die Zahnbürste
»Gutes Design muss technisch funktionieren, erschwinglich sein, gut in der Hand liegen, und es muss für die jeweilige Zielgruppe schön aussehen – eine Stielsäge etwa sollte nicht die Ästhetik eines Abendtäschchens haben, sie muss etwas für Kerle sein« (Rido Busse)
ZUR PERSON: Rido Busse, 74, Industrie-designer, lebt und arbeitet in Elchingen bei Ulm. Seine Arbeitgeber waren unter anderem Braun, die Bundesbahn, Ravensburger und AEG. Zu seinen Kreationen zählen auch der Allesschneider für Krups und die Telefonzelle für die Deutsche Telekom.
ZUR SACHE: Die Zahnbürste »Dr. Best X-Sensorkopf« entwickelte Busse im Jahr 1999/2000. Übrigens schwingt die Zahnbürste bei diesem Modell nicht an den »Ziehharmonika-Falten« in der Mitte, sondern vorn am Gummi kurz vor dem Bürstenkopf.
6) Der Gartenschlauchaufsatz
»An der Hochschule in Ulm haben wir verinnerlicht, dass gutes Design eine Haltung braucht« (Dieter Raffler)
ZUR PERSON: Dieter Raffler, 66, lebt und arbeitet in Ulm und Dessau, ist Bildhauer, Industriedesigner und Professor für zwei- und dreidimensionale Grundlagen, Bionik und Morphologie. Er designte auch für Bulthaup und Tyrolia und war an der Entwicklung des Orientierungssystems für das Olympische Dorf in München beteiligt.
ZUR SACHE: Das »Original Gardena System« aus dem Jahr 1967 wurde seit über 40 Jahren nicht verändert. Das System ist längst zum Standard geworden, da das Patent abgelaufen ist, wird es inzwischen häufig kopiert. Spätere Produkte für Gardena hat Dieter Raffler gemeinsam mit Franco Clivio entworfen.
7) Das Billy-Regal
»›Billy‹ hat es möglich gemacht, dass sich jeder Mensch seine
eigene Bibliothek leisten kann« (Gillis Lundgren)
ZUR PERSON: Gillis Lundgren, 80, ist Werbegrafiker und Möbeldesigner und lebt in Småland (Schweden). Ab 1954 arbeitete er für IKEA und entwarf unter anderem auch den »Ögla«-Stuhl, das »Tore«-Schubladenelement und den »Frosta«-Hocker.
ZUR SACHE: Das »Billy«-Regal kam 1979 in den Handel und wurde seither 41 Millionen Mal verkauft. Als es im September 1990 nicht mehr im
Katalog zu finden war, gab es eine Protestwelle. IKEA nahm es daher wieder ins Programm auf.
8) Die Trinkflasche
»Gut ist Design, wenn es nicht nur funktioniert, sondern auch den menschen erfreut – bewusst oder unbewusst« (Kurt Zimmerli)
ZUR PERSON: Kurt Zimmerli, 63, ist Industriedesigner. Er lebt und arbeitet in Warth bei Frauenfeld in der Schweiz. Neben der Thermosflasche für Sigg (1985) hat er u. a. Kochtöpfe, Uhren oder ein Aluminiumbett für Firmen wie Stöckli, Doc oder Stadler Form entworfen.
ZUR SACHE: Die »Sigg-Flasche« gibt es in 116 verschiedenen Modellen und elf Größen.
Illustration: Riccardo Vecchio