Erst wird das Gesicht rot. Dann pumpt das Blut vom Herzen stärker in die Hände. Schließlich fängt es überall im Körper an zu kribbeln. Irgendwer sagt, das war peinlich. Oder, in einer Tonlage die stark an unsere Großmutter erinnert: »Schäm dich!«. Spätestens jetzt kann das eigene Gesicht auch als Rettungsboje dienen.
Was dieses Gefühl verursacht, ist auch immer eine Frage der Zeit, in der man lebt. Heute fühlen wir uns bloßgestellt, wenn wir unabsichtlich eine Facebook-Freundschaftsanfrage an die Verlobte des Ex-Freundes schicken. Danach brennt die Peinlichkeit sich manchmal jahrelang in unsere Gedanken. Wer wünscht sich da nicht eine Vergeltungsmaßnahme, die heftig aber kurz ist und jeden das Vorgefallene vergessen lässt? Genau das sei die Idee der Scham- und Ehrenstrafen des Mittelalters gewesen, erfährt unser Autor. Damals sollten Erniedrigungen wie ein nackter Ritt auf dem Esel nicht nur den Bäcker, der zu kleine Brötchen backte, vor der Vertreibung retten. Es ersparte der Gesellschaft auch langwierige und zermürbende Konflikte.
Interessant ist aber, ob die unbekleideten Ehebrecher des Spätmittelalters während ihres Laufs durch die Stadt Scham oder Peinlichkeit empfanden. Schämte sich der Mann, der mit einem Seil um seine Genitalien hinter der Frau her getrieben wurde, dann hatte er gegen eigene Ansprüche und Normen verstoßen. Von Peinlichkeit sei dagegen die Rede, wenn er in der Öffentlichkeit nach diesem Evergreen Vergehen nicht mehr so da stände, wie er es sich wünschte, erfuhr unser Autor.
Die Abläufe im Körper sind allerdings bei jeglicher Form von Unannehmlichkeit gleich. Die Durchblutung nimmt zu, Abbauprodukte werden schneller verstoffwechselt, Schutzzellen besser aktiviert und die Gesichtsfarbe wechselt zu einem strahlenden Leuchtfeuer-Rot. Unser Autor fand heraus, warum das nicht das Schlimmste an der Situation ist.
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Foto: kallejipp / photocase.de