Kunstkoch

Bei der Kunstausstellung Documenta wird auch der spanische Starkoch Ferran Adrià in Kassel auftreten. Aber was will er da eigentlich?

SZ-Magazin: Herr Adrià, bisher machten Sie ein Geheimnis daraus, was Sie bei der Documenta in Kassel zeigen werden. Aber ahnen nicht schon andere Documenta-Künstler, was Sie vorhaben?
Ferran Adrià: Obwohl es so viele intelligente Leute in der Kunst gibt, hat bisher niemand erraten, was ich zeigen werde – dabei ist es so klar, was es sein muss.

Ist Ihr Projekt so einfach, dass …
... niemand draufkommt, genau. Können Sie uns wenigstens sagen, ob Sie eines Ihrer speziellen Küchengeräte verwenden, einen Schockgefrierer oder Ihre sagenhaften Schaumsiphons?
Was ich verraten kann: dass ich meine Avantgardeküche in den Kontext der künstlerischen Disziplinen stelle. Die Avantgardeküche ist ja deshalb so einzigartig, weil sie sehr vergänglich ist.

Wie kam es zu der Entscheidung, Ihre Kochkunst auf der Documenta auszustellen?
Sehr wichtig war der Leiter der Documenta, Roger M. Buergel. Nach der Einladung im Januar 2006 waren wir sieben, acht Monate auf der Suche nach Konzepten. Aber das Entscheidende war: überhaupt einen Koch einzuladen. Viele haben sich vorgestellt, dass ich eine Installation zeige, aber ich bin Koch, ich kann nichts anderes, als Essen zuzubereiten.

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Sie meinen, Sie sind gar kein Künstler, nur Koch?
Ich bin kein Maler, kein Bildhauer. Ich will damit nicht sagen, dass die Avantgardeküche keine Kunst sein kann. Ich glaube aber, dass es Roger gar nicht so interessiert, ob die Kochkunst nun Kunst ist oder nicht.

Ihn interessiert die Diskussion?
Ihn interessiert, Erfahrungen zu ermöglichen, die Kunst sein könnten. Für mich könnte beispielsweise ein Tor von Ronaldinho auch Kunst darstellen. Meine Intervention auf der Documenta wird die Komplexität dieser Diskussion, was Kunst ist oder nicht, deutlich machen.

Sie sprechen oft davon, dass alle Sinne bei Ihren Kunstwerken angesprochen werden. Wie sieht das mit dem Gehör aus? Werden Sie in Kassel vielleicht Musik spielen, während Sie etwas zu essen servieren?
Musik? Nein, natürlich nicht. Das Gehör ist doch während der Mahlzeiten nur wichtig, damit wir uns über das Essen unterhalten können. Deshalb ist die Avantgardeküche die einzige Kunst, wenn man sie so nennen will, die alle Sinne, auch das Gehör, gleichzeitig anspricht.

Warum haben Sie sich überhaupt auf ein Abenteuer wie die Documenta eingelassen? Sie sind doch schon berühmt genug.
Um Ruhm geht es mir nicht. Mir macht es Spaß, immer neue Dinge auszuprobieren. Neulich habe ich bei einem Disneyfilm mitgemacht und einem Freund dabei geholfen, sein Hotel einzurichten. Allerdings ist die Documenta auch für mich ein Höhepunkt.