»Durch meinen Freundeskreis zieht sich ein kleiner Riss: Auf der einen Seite jene Personen, die nach dem Aufenthalt in einem Hotel oder einer anderen Unterkunft die Bettwäsche abziehen. Dieser kleine Gefallen mache die anstrengende Arbeit des Reinigungspersonals ungemein leichter. Auf der anderen Seite solche, die Laken und Bezüge an Ort und Stelle lassen, schließlich haben sie dafür auch gezahlt. Ich habe für beide Seiten Verständnis, aber was ist die richtige Antwort?« Stefan M., Berlin
Die richtige Antwort lautet 23. Kleiner Scherz, mit dem ich mich über das Gefühl des Ertapptseins hinwegzuretten versuche, dass ich tatsächlich noch nie in meinem Leben darüber nachgedacht habe, in einem Hotel die Bettwäsche abzuziehen. Mir war gar nicht klar, dass es Menschen gibt, die das tun. Tragen die dann auch im Restaurant nach dem Essen ihr Geschirr in die Küche? Wie überaus aufmerksam. Und was für einen bemerkenswerten Freundeskreis Sie haben, in dem ein maßgeblicher oder doch zumindest merklicher Riss ist. Andere Freundeskreise diskutieren seit Jahren übers Impfen, wenn sie überhaupt noch miteinander sprechen, oder spalten sich in solche auf, die plötzlich mit Palästinensertuch vor irgendeinem Hörsaal hocken, und solche, die das nicht tun. Insofern schon mal herzlichen Glückwunsch!
Ansonsten gilt in dieser Frage die schöne Regel: Erlaubt ist, was gefällt. Wenn’s einen fröhlich stimmt und man die Zeit dafür hat: Nur zu! Wenn nicht, nicht so schlimm! Dies sagt auch Marvin Mangalino, Geschäftsführer des Wiener »Hotels am Brillantengrund«, dem allerdings in seiner Laufbahn als Hotelier nie untergekommen ist, dass ein Gast vor dem Auschecken sein Bett selbst abzog. Er finde dies eine schöne Geste, aber »vielleicht ein bisschen übertrieben«, sagt er. Seiner Meinung nach macht man als Hotelgast alles richtig, wenn man sich einfach benimmt, als wäre man bei Freunden. »Das heißt: Müll in den Mülleimer; wenn etwas kaputtgeht, sagt man es; und idealerweise nimmt man bei der Abreise nichts vom Mobiliar mit.« Sei man etwas länger da und halte es nicht für nötig, dass jeden Tag das Zimmer gemacht werde, solle man das der Rezeption mitteilen. »Das wäre tatsächlich etwas, das unseren Leuten die Arbeit erleichtert.« Aber ansonsten solle man es doch ruhig genießen, mal wo zu sein, wo das Bett für einen gemacht wird.