Gedankt in alle Ewigkeit

Wann ist es angebracht, per E-Mail »danke« zu sagen? Und wann müllt man mit solchen Mails nur das Postfach des Gegenübers zu?

Illustration: Serge Bloch

»Oft schreibe ich E-Mails, in denen ich dem Adressaten Fragen stelle, teils aus beruflichen Gründen, teils aus Neugier. Die Empfänger sind meist Fachleute auf ihrem Gebiet, die mich nicht kennen. Häufig erhalte ich dezidierte Antworten. Meine Frage: Soll ich mich anschließend noch einmal für die Beantwortung meiner Fragen bedanken? Einerseits gebietet es die Höflichkeit, andererseits erhalten diese Menschen möglicherweise viele Anfragen. Sie denken dann vielleicht: ›Jetzt schreibt der schon wieder und müllt mein E-Mail-Postfach voll …‹ Für Ihre Antwort danke ich Ihnen schon jetzt, auf eine weitere Dankesmail verzichte ich.« Klaus-Detlev J., Neubiberg

Wie nett von Ihnen, da so mitzudenken. Denn es kann wirklich kompliziert sein, aus einer per Mail oder Textnachrichten geführten Kommunikation wieder herauszukommen. Es gibt Menschen, und dazu gehören Sie schon mal nicht, die aus Sorge, sonst unhöflich zu wirken, ein Riesenproblem damit haben, ­etwas unbeantwortet zu lassen. Das bedeutet praktisch, dass jede finale SMS doch noch nicht die finale war, und so kann eine simple Textnachricht an eine solche Person dazu führen, dass man den Rest des Tages hin und her schreibt. Es sei denn, man selbst schafft irgendwann den Ausstieg, was voraussetzen würde, dass man selbst nicht ähnlich veranlagt wäre.

Ich fühle mich da manchmal an diesen Witz erinnert, in dem eine uralte Frau über Bauchgrimmen klagt und ein staunendes Ärzteteam schließlich in ihrer Gebärmutter zwei kleine Greise entdeckt, die einander ständig unter höfl­ichen Verbeugungen bitten: »Nach Ihnen«, »Nein, nach Ihnen«, und immer so weiter. Sie dagegen wählen den entgegengesetzten Weg. Sie schreiben sogar dann nicht noch einmal, wenn Sie es eigentlich, wären Sie weniger umsichtig, für angebracht hielten. Das Ziel ist das gleiche: Auch Sie möchten nicht unhöflich sein.

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In manchen Fällen ist Ihre Methode sicher angebracht. Etwa bei einem Informationsaustausch zwischen Menschen, die ohne­hin in regem Kontakt stehen. (»Warst du im Supermarkt?« – »Ja.«) Doch in den von Ihnen geschilderten Fällen sollten Sie umdenken. Stellen Sie sich vor, Sie wären einer der von Ihnen angeschriebenen Experten und hätten die Mail eines Unbekannten freundlicherweise beantwortet. Würden Sie es dann nicht unhöflich finden, wenn da­raufhin nicht mal ein Danke kommt? ­Immerhin hat sich hier jemand Zeit genommen und Ihnen sein Wissen zur Ver­fügung gestellt. Mein Rat wäre, sich hier auf jeden Fall für die Antwort zu bedanken. Herzlich – und kurz.