»Im Frühling klingelt ein Paketdienst an der Haustür unseres Mehrfamilienhauses. Wir sehen den Zusteller, der uns mitteilt, ein Paket im Flur abstellen zu wollen, was er tut und verschwindet. Wir haben nur die Tür geöffnet – nichts entgegengenommen, nichts unterschrieben. Dann stand das Paket wochenlang im Flur. Die Adresse ist korrekt, der Name lautet ›Paardeep Paardeep‹. Eine Person oder Firma dieses Namens gibt es bei uns nicht. Ein Absender ist nicht angegeben, auch nicht der Zusteller. Wir haben gegoogelt, versucht, die Codes zu scannen, Paketdienste gefragt, ohne Ergebnis. Was tun? Das Paket wegschmeißen, zur Polizei bringen, öffnen und mittels eventuellen Lieferscheins den Empfänger weitersuchen? Oder behalten, und wir erfreuen uns am Inhalt?« Jutta T., München
Und was, wenn explosives Material drin ist? Das sich beim Kontakt mit Sauerstoff entzündet? Es wurden schon Bahnhöfe abgesperrt, weil irgendwo ein herrenloses Paket herumstand. Das wäre dann das dramatische Finale zu Ihrem Paket-Abenteuer, das schon jetzt mehr Handlung bietet als manche Staffel einer Netflix-Serie. Selbst neugierig geworden, fand ich einen »Pardeep Paardeep« auf Facebook, dem Profilfoto zufolge ein junger bärtiger Inder, dessen Interessen in Richtung Mode, Friseur- und Beauty-Salons gehen. Aber bei seinem Vornamen fehlt natürlich ein a.
Ich hätte das Paket längst weggeschmissen. Ich hätte es nicht mal an mich genommen. Dass Sie es taten, spricht dafür, dass Sie eine relativ große Wohnung haben oder zumindest ein geräumiges Entree, in dem sich ein Paket, das Monate herumsteht, schon mal verspielt. Was man über Sie durch diesen Fall noch erfährt: Sie haben Ausdauer und Spaß an kniffligen Aufgaben. Außerdem sind Sie Überraschungen gegenüber aufgeschlossen und blicken insgesamt eher zuversichtlich in die Zukunft, was ja nicht allen Menschen gegeben ist. Und: Es ist wirklich rührend, wie anständig Sie sind.
Wenn Sie das Paket wirklich nicht doch einfach wegschmeißen wollen – es gab ein Leben vor diesem Paket, es wird auch eines danach geben–, könnten Sie Folgendes tun: Geben Sie es im Fundbüro ab. Dort würde Paardeep Paardeep möglicherweise auch danach suchen. Wird es dort innerhalb von sechs Monaten nicht abgeholt, gehört es Ihnen. Dann können Sie es wieder dorthin tragen, wo es jetzt schon so gut steht, und die kommenden Jahre völlig legitim darüber mutmaßen, was sich wohl darin befindet, denn eins steht ja wohl fest: Nichts, was darin wäre, kann Ihnen auch nur annähernd so viel Freude bereiten wie das Rätselraten um dieses Paket.