Weil der Verstand den Menschen vom Affen unterscheidet, hat der Staat bisher seine Studenten durchgefüttert. Als Mahnmal, die Regelstudienzeit einzuhalten, diente der staatlich alimentierte Arbeitslose. Jetzt ist das Geld alle, der Student soll selbst für seine Bildung zahlen und der Arbeitslose gefälligst arbeiten. Beide Gruppen konkurrieren also um immer knappere Steuergelder – ihr Zwist jedoch ist weit älter als Studiengebühren und Hartz IV: Die meisten Arbeitslosen wurden einst von einem studierten Chef gefeuert, von einem Elite-Unternehmensberater in einer Power-Point-Präsentation wegsaniert oder durch einen studentischen Praktikanten ersetzt. Das Einzige, was Arbeitslose deshalb an Studenten schätzen, sind die Studentinnen – die Halbnackten aus der Bild-Zeitung, die Politik oder Blasmusik studieren und ebenfalls einen Job suchen. Umgekehrt haben viele Studierte früh schlechte Erfahrungen mit den damals noch nicht Arbeitslosen gemacht, meist in jungen Jahren als Aushilfe oder Praktikant auf dem Bau. Von dort schickte sie ein Arbeiter für wichtige Besorgungen in den Baumarkt. Der Pfiffikus suchte dann stundenlang vergeblich nach Getriebesand und Siemens-Lufthaken, bis er mit leeren Händen unter Hohngelächter zurückkehrte. Solche Wunden heilen nie. Was Studenten trotz allem an Arbeitslosen schätzen, sind ihre lässig abgetragenen Klamotten. Dazu ein melancholischer Blick aus dunkel umränderten Augen. Der Studierte nennt das »Vintage-Look«.
Fotos: mecom
Studenten & Arbeitslose
Zwei, die nicht miteinander können.