Die einsame Insel

Das SZ-Magazin hat bedeutende Künstlerinnen und Künstler aus Großbritannien gefragt, wie sie den Brexit sehen. Sechs Antworten zwischen Humor und Verzweiflung.

Foto: Andrejs Strokins

Michael Landy
Open for Business

Michael Landy, 56, wuchs in der Nähe von London auf. In seinen Installationen hat er sich immer wieder mit der Frage beschäftigt, wie viel materielles Eigentum der Mensch benötigt. 2001 stellte er seinen gesamten Besitz, damals 7227 Gegenstände, in einem stillgelegten Laden in London aus – um die Objekte schließlich zu zerstören. Die Aktion, die er Break Down nannte, machte ihn bekannt. Landys Arbeiten finden sich heute in Museen weltweit. Das Werk Open for Business zeigte Landy erstmals auf der Riga-Biennale 2018.

Meistgelesen diese Woche:

Mike Nelson
Humpty Dumpty

Mike Nelson wurde 1967 in der Nähe von Leicester geboren. Er steht für großflächige Installatio­nen wie The Coral Reef, ein Labyrinth aus schmalen Gängen und 15 Räumen, gespickt mit Hinweisen, wer sie bewohnt: ein islamischer Taxifahrer, ein Heroinabhängiger, ein Okkultist. Nelson lädt die Betrachter ein, sich in seinen ­Werken zu verlieren. Humpty Dumpty ist der Titel eines bekannten britischen Kinderreims über ein Ei, das von einer Mauer fällt, zerbricht und dann von niemandem mehr zusammengesetzt werden kann.

Jonathan Monk
This discarded carpet, photographed in Berlin, may or may not have something to do with Brexit

Jonathan Monk, geboren 1969 in Leicester, zitiert in seinen Filmen, Fotografien und Skulpturen oft Werke anderer Künstler und verändert sie nach seinen Vorstellungen. Dem Ballonhasen Rabbit von Jeff Koons zum Beispiel ließ er die Luft heraus und spielte damit auf den Personenkult in der Kunstwelt an. Monk lebt in Berlin. Ab Mitte März sind dort Werke von ihm zu sehen: im »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst« sowie in der Galerie Meyer Riegger.

Sarah Lucas
War in Europe

Die Londonerin Sarah Lucas, Jahrgang 1962, begann ihre Karriere Ende der Achtzigerjahre bei den »Young British Artists«, ­einer Künstlergruppe, der auch Damien Hirst und Tracey Emin angehörten. Die ­Fotografien und Installationen von Sarah Lucas sollen den Betrachter provozieren und aufrütteln, von ihr stammt etwa ein Selbstporträt mit Spiegeleiern auf den Brüs­ten – Sex und Geschlechterrollen sind für sie zentrale Themen. Das Museum of Modern Art, das Centre Pompidou und die Tate Gallery haben ihre Werke ausgestellt.

Tacita Dean
Untitled

Tacita Dean wurde 1965 in Canterbury geboren. Sie studierte Kunst in Cornwall, Athen und London. Dean verwendet am liebsten Materialien, die in die Jahre gekommen sind, sie fertigt Zeichnungen mit Kreide und filmt auf Zelluloid. Mit ihren Werken hat sie auch dazu beigetragen, dass der Experimentalfilm Einzug in die klassischen Museen fand. Zu ihren vielen Auszeichnungen zählen auch der Aachener Kunstpreis und der Kurt-Schwitters-Preis. Aktuell widmet ihr das Museum Serralves in Porto eine Einzelausstellung.

Jeremy Deller
EuropeEndless

Jeremy Deller wurde 1966 in London geboren. Der vielfach ausgezeichnete Konzeptkünstler widmet sich in seinen Installationen und Filmen überwiegend politischen und sozialen Themen. Immer wieder macht er das Publikum auch zu einem Teil seines Werkes, etwa im Rahmen seiner Ausstellung It Is What It Is: Conversations About Iraq, in der er Besucher mit von ihm ausgewählten Experten diskutieren ließ. Der Titel EuropeEndless knüpft an einen Titel der deutschen Band Kraftwerk aus dem Jahr 1977 an.

Zu den Werken: 1) Michael Landy Open for Business (2018) commissioned for RIga International Biennial of Contemporary Art 2018 ©Michael Landy courtesy the artist, Thomas Dane Gallery and Galerie Sabine Knust 2) Mike Nelson, Humpty Dumpty, London, SE17 1NA 7/3/13, Photograph: Mike Nelson. Courtesy the artist and 303 Gallery, New York; Galleria Franco Noero, Turin; Matt's Gallery, London, and neugerriemschneider, Berlin 3) Werk: Jonathan Monk 4) Werk: Sarah Lucas 5) Werk: Tacita Dean 6) Werk: Jeremy Deller