Eigentlich hatten wir uns keine gute Zeit ausgesucht, um David Sedaris zu fragen, ob er mit uns übers Müllsammeln sprechen wolle. Weder hatte er ein neues Buch veröffentlicht, noch stand in Deutschland eine Lesetour an. Doch schon einen Tag nach der Anfrage kam die positive Antwort: Er liebe es, über Müll zu reden, schrieb er.
Ohne Zweifel ist Sedaris auf gewisse Weise besessen vom Müll. Der Amerikaner gehört zu den erfolgreichsten humoristischen Schriftstellern, seine Bücher haben Millionenauflagen, in vielen Ländern der Welt strömen die Menschen in seine Lesungen. Doch wenn er zu Hause im englischen Sussex ist, wo er seit 2010 lebt, zählt dieser Erfolg nichts. Dann zieht er olle Klamotten an, packt Müllsäcke, Handschuhe und einen Greifer ein und geht auf die Straße, zum Müllsammeln. Jeden Tag. Stundenlang.
Im Interview erklärt Sedaris, dass er ein Gebiet in einem 15-Kilometer Radius um sein Wohnhaus säubert und an manchen Tage bis zu dreißig Kilometer zu Fuß zurücklegt. »Vom vielen Laufen habe ich schon vier Fußnägel verloren. Sie werden schwarz und fallen einfach ab.« Die Anstrengung ist seiner Meinung nach aber auch nötig, weil »eine unglaubliche Menge Müll in der gesamten Gegend dort herumliegt.« Und nicht nur dort, sondern auch im Rest Großbritanniens: »Das ganze Land ist komplett zugemüllt.« Er ist viel auf Reisen, ein schmutzigeres Land als Großbritannien hat er allerdings noch nicht gefunden. »Letztes Jahr war ich in Rumänien und Griechenland. Da ist es ziemlich schlimm. Aber nicht so schlimm wie in England. Ich war auch in China, wo sich niemand um die Umwelt schert. Nicht so schlimm wie England.«
In großer Offenheit schildert Sedaris im Interview die Details seiner Müllsammel-Tätigkeit. Er erklärt, warum er nicht anders kann, was die ekligsten Dinge sind, die er findet, und warum es seiner Meinung nach ausgerechnet in England so viel schmutziger ist als in Deutschland oder Japan. Außerdem schildert er den Moment, als ihn vor einer Weile die plötzliche Sorge überkam, verrückt geworden zu sein.
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Foto: Douglas Gorenstein/NBC/NBCU Photo Bank via Getty Images