SZ-Magazin: Ihr Vater war konservativer Bürgermeister in einem kleinen niederösterreichischen Ort, Ihre Mutter Hausfrau. Als Sie auf die Welt kamen, waren schon zwei Brüder da, zwei weitere kamen nach Ihnen. Was war das Erste, was Sie über Männer gelernt haben?
Marlene Streeruwitz: Dass ich nicht dazugehöre, weil ich etwas anderes bin und anders behandelt werde. Meine Brüder bekamen immer zwei Würstchen, ich eins. Das ist numerisch, das begreifst du als Kind sofort. Ich wurde abgewertet, aber nicht nur. Die Familie war ein Block. Und dann kam dieses kleine Mädchen, war anders und mühsam und darin auch ein Ärgernis. Mein Vater disziplinierte seine Söhne, und da steht dann noch so eine kleine Person daneben. Kriegt die jetzt auch einen Schlag oder nicht? Sowas macht autoritäre Personen ärgerlich.
»Es ist eine unglaubliche Idee, dass du deine Liebe auf einen Mann übertragen sollst«
Die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz erforscht schon ihr Leben lang romantische Beziehungen. Ihre Erkenntnis: Mit Liebe geht es auch nicht besser. Ein Gespräch über Gefühle im Alter, den Vorteil am Alleinerziehen – und das beste Leben für eine Frau im Patriarchat.