"Man sollte erst spät Kinder bekommen"

Wer Konzerne und Vereine organisieren kann, schafft eine Familie mit links. Sollte man meinen. Vier Spitzenmanager über ihre Fähigkeiten als Väter und Gatten.

Hier geht es zu drei weiteren Manager-Vätern:
Thomas Middelhoff
Guillaume de Posch
Matthias Hartmann
SZ-Magazin: Frauen stehen immer noch häufig vor der Entscheidung: Kind oder Karriere? Könnten Sie sich entscheiden?
Felix Magath:
Ich kann mir schon weiterhelfen im Haushalt, aber ehrlich, meine große Stärke ist es nicht. Typisch Mann, oder?

Haben Sie deshalb ein schlechtes Gewissen gegenüber Ihrer Frau?
Nein, wir sind glücklich und ich glaube nicht, dass meine Frau etwas vermisst. Wir haben nach der Geburt unseres zweiten Sohnes besprochen, ob sie weiterarbeiten möchte, vielleicht halbtags, aber sie wollte nicht. Schade, sie war eine gute Managerin.

Sie haben drei erwachsene Kinder, außerdem – zusammen mit Ihrer zweiten Frau – drei kleine. Sind Ihnen im Nachhinein Fehler aufgefallen, die Sie bei den ersten gemacht haben?
Als Fußballer war ich ständig unterwegs und habe die Erziehung ganz meiner Frau überlassen. Das Problem war: Wenn ich doch mal zu Hause war, wollte ich meinen persönlichen Erziehungsstil einbringen. Die Kinder wussten nicht mehr, was erlaubt ist und was nicht. Heute halte ich mich da raus: Wenn meine Frau sagt, Super RTL wird nicht geschaut, dann wird Super RTL nicht geschaut.

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Setzen Sie sich heute mehr mit Ihren Kindern auseinander?
Auf alle Fälle, meinen ersten drei Kindern bin ich überhaupt nicht gerecht geworden, weil ich noch total unreif war. Ich glaube, dass man erst später Kinder bekommen sollte, vor allem als Fußballprofi. Da sind die meisten ja selbst noch Kinder.

Ihre Familie lebt in München, Sie in Wolfsburg. Klingt problematisch.
Ist es auch. Am Wochenende, wenn andere Familien in die Berge fahren, muss ich für meine Mannschaft da sein. Eigentlich sehe ich meine Familie nur in den Ferien längere Zeit. Gerade war sie vier Wochen da, aber selbst das war nicht einfach. Zum Beispiel haben wir gleich zu Beginn ein paar Fahrräder gekauft, damit wir gemeinsam die Gegend erkunden können. Wir sind genau einmal gefahren – als wir die Fahrräder beim Händler abgeholt haben. Ich tue mich schon schwer damit, von der Bundesliga abzuschalten.

Leiden Sie unter dem Zustand, dass Sie nicht viel Zeit mit Ihren Kindern verbringen können?
Es ist hart, wenn man mit ansehen muss, wie die vierjährige Tochter traurig wird, wenn sie am Flughafen merkt, dass ihr Vater auf der anderen Seite der Scheibe zurückbleibt und winkt. Trotzdem habe ich nie das Gefühl, von den Kindern weg zu sein. Das Verhältnis ist eng, auch wenn wir räumlich getrennt sind. Da fällt nichts auseinander, das spüre ich.

Worüber wird im Hause Magath gerade gestritten?
Videospiele. Das Problem ist, ich stehe selbst auf diesen elektronischen Schnickschnack, während meine Frau am liebsten alles verbieten würde. Aber da haben wir uns auf einen Kompromiss geeinigt, weil ich glaube, dass Kinder schnell zu Außenseitern werden, wenn sie keinen Zugang zu diesen Dingen haben.

Warum verzichten immer noch so viele Frauen auf Karriere?
Weil sie sich besser in Kinder einfühlen und Gefühle zeigen können. Heute wird ständig versucht, Frauen und Männer gleichzumachen, aber das funktioniert nicht. Männer sind für diese Dinge oft einfach nicht so gut geeignet.

Sie leben in Wolfsburg immer noch im Hotel.
Stimmt, das ist nicht optimal, hat aber eine Vorteil: Wenn ich abends nach Hause komme, habe ich wenigstens ein paar Leute um mich.

Felix Magath, 54. Trainer des VfL Wolfsburg, sechs Kinder (zwischen 4 und 28 Jahre).

Foto: Anja Frers