Wer: Saskia Diez, Schmuckdesignerin
Was: Kugelschreiber »Cristal« von BIC, ca. 25 Cent
Warum: Gedanken materialisieren
Am Anfang einer neuen Kollektion gibt es erst einmal nur mich und meine Idee. Das Werkzeug, um sie sichtbar zu machen, ist mein Stift. Ich verwende fast nur Kugelschreiber von BIC. Das ist zwar eine französische Marke, aber man bekommt sie wirklich überall. Den Klassiker »Cristal« kennt auch jeder: transparentes Kunststoffgehäuse, goldene Spitze, Kappe mit Clip. Es gefällt mir, dass der Stift so simpel ist. Drei Teile plus Mine. Punkt. Ergonomische Griffe mag ich nicht, das ist mir zu viel Hülle um die Mine, zu viel unnützes Material. Schwarze Minen sind mir am liebsten. Schwarz ist so neutral, so wertfrei. Blau ist mir zu verwaschen. Rot oder Grün sind mir zu grell. Ohne Kappe sieht der Kugelschreiber aus wie ein Bleistift. Mit richtigen Bleistiften zeichne ich aber nicht gerne. Mir ist es lieber, wenn man die Striche nicht wegradieren kann. Lieber streiche ich etwas durch oder blättere eine Seite in meinem Notizbuch um. So bleibt der ganze Prozess auf dem Papier. Wenn ich später durch das Heft blättere, kann ich sehen, wie ein Entwurf sich materialisiert, wie eine Idee Form annimmt.
Beim Zeichnen ist es mir wichtig, dass die Tinte glatt und gleichmäßig über das Papier läuft, der Strich soll den Gedanken hinterher kommen. Ich zeichne nicht schön, meistens wohl eher kryptisch. Ums »Schönzeichnen« geht es mir auch nicht. Ich zeichne, um zu denken, um Gedanken weiterzuführen – so lange, bis ich das Gefühl habe, sie zu Ende gedacht zu haben.
Ein Kugelschreiber ist ein wunderbar unkompliziertes Utensil. Man ist so unabhängig von irgendeiner aufwendigen Ausstattung. Die Kulis kosten noch dazu so wenig, dass ich nicht einmal weiß, wie viel genau. Deswegen ist es auch nicht so schlimm, wenn mal einer liegen bleibt. Ich habe immer mehrere davon. In jeder Tasche und in jedem Notizheft steckt einer. Kugelschreiber und Skizzenbuch kann ich auch überall hin mitnehmen. Ich schreibe und entwerfe besonders gut und viel, wenn ich unterwegs bin. Das Reisen macht mich beweglich im Kopf. Ich entkomme für kurze Zeit meinem Alltagsquadrat und kann all die Gedanken zusammensammeln, die darin verstreut liegen. Ich bin sehr effektiv, wenn ich unter einem gewissen Zeitdruck stehe, was auf einer Fahrt von A nach B ja der Fall ist. Ich weiß, ich habe nur diese sechs Stunden nach Berlin, nur diese sieben nach Paris, und in genau dieser Zeitspanne will ich etwas schaffen. Ich habe schon als junges Mädchen meine Hausaufgaben immer im Bus zur Schule erledigt. Das Gelächter und Geschrei der anderen Kinder hat mich nicht gestört. Im Gegenteil, es hat eher meine Konzentration gesteigert. Überhaupt war ich eine Einzelkämpferin und habe es geliebt, stundenlang an etwas zu basteln und zu arbeiten, mich gänzlich darin zu verlieren. Das ist mir geblieben.