Reine Kopfsache

Alle zwei Wochen bleicht sich »Scooter«-Frontmann H.P. Baxxter die Haare. Um sich die Kleidung nicht zu versauen, zieht er ein ganz besonderes T-Shirt an.


Wer:
H.P. Baxxter, Coole Sau, Sänger und Frontmann von Scooter
Was: Band-Shirt, heute ca. 20 Euro
Warum: Haare schön haben/Hardcore Bleaching

»Unterm Waschbecken im Studio zwischen den Putzmitteln liegt ein altes T-Shirt von mir. Es sieht mittlerweile aus wie ein alter Putzlappen. Aber deshalb liegt es nicht da unten. Sondern weil ich es seit 1997 dort verstecke. Ich bin der einzige, der weiß wo das ist! Naja, jetzt muss ich mir wohl ein neues Versteck suchen. Dieses alte Band-Shirt trage ich immer, wenn ich mir die Haare färbe. Seit 18 Jahren. Ich habe das damals aus unserem Merchandise-Fundus gezogen. Keine Ahnung, warum ich ausgerechnet XL erwischt habe. Das Shirt ist mir viel zu groß, die Ärmel sind viel zu weit. Sonst habe ich ja eher modische, enge Schnitte. Deshalb habe ich angefangen, es beim Färben als Kittel zu benutzen. Ich nehme Intensiv-Aufheller. Der ist ganz schön aggressiv, der entzieht alle Farbpigmente. Und ich will mir natürlich nicht die Klamotten einsauen. Auf Tour muss ich das Shirt nicht mitnehmen. Da sitze ich ungestört mit nacktem Oberkörper im Hotelzimmer. Aber im Studio läuft ständig jemand vorbei. Also gesittet Shirt an.

Vorne drauf ist das Cover vom Titelsong unseres vierten Albums „Age of Love“. Damals waren wir noch die Urbesetzung. Das Video dazu war irrsinnig aufwändig. Und für die Zeit auch teuer produziert für 250.000 Mark. Wir fliegen darin in einem Raumschiff durchs Weltall. Vom Styling sehen wir aus wie »Mad Max«. Ich habe mir meine Haare auch schon vor Scooter blondiert. Seit Mitte der 80er mache ich das. Davor, in den 70ern, war »New Wave«, da waren bunte Frisuren angesagt. Ich habe selbst mal eine Woche lang eine Braun-Tönung und auch mal Dunkelrot ausprobiert. Der Aufheller sah aber auf Anhieb richtig gut aus. Mein Aschblond hat bestens damit reagiert. Also bin ich dabei geblieben. Im Urlaub kam einmal meine Originalfarbe wieder zum Vorschein. Das war interessant. Aber blond sieht besser aus. Es ist mein Markenzeichen. Ich hätte das auch ohne Scooter weiter gemacht.

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Das Färben erledige ich immer selber. Ich mische den Aufheller an, klatsch ihn auf den Kopf und dann wirkt das Zeug eine knappe Stunde ein. Beim Friseur lasse ich mir nur noch die Seiten nachschneiden, da hat das Blondieren viel schlimmer gebrannt. Mit den Drogerie-Produkten heute bekommt das jeder Mann ohne irgendwelche Verätzungen hin. Eigentlich hätte mich die Industrie als Langzeitstudie nehmen sollen. Es gibt bestimmt niemanden, der das alle zwei Wochen über 20 Jahre lang macht. Gerade habe ich einen Aufheller von Schwarzkopf, davor war es L’Oréal. Mein Problem ist, dass sich die Produkte ständig ändern. Es wird aus dem Sortiment genommen. Es darf kein Ammoniak mehr drin sein. Das ärgert mich, dann muss ich mir ein neues Mittel suchen. Wenn es nicht stark genug ist, wird die Farbe zu gelb. Da kann man zwar mit Silber-Shampoo oder -Spülung entgegenwirken. Aber es nervt trotzdem.

Das Shirt hat über die Jahre schon viel Wasserstoffperoxid abbekommen. In den 90ern haben wir unsere Jeans noch mit Domestos bearbeitet, um die Flecken zu bekommen, die heute die Industrie oft selbst reinbleicht. Ungefähr so sieht das schwarze Shirt jetzt aus. Vor allem an den Schultern. Nach dem Färben drehe ich es um, rolle es ein und ab damit unter die Spüle. Am Halssaum ist es schon ein bisschen durchlöchert. Aber hey, es hat auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Außerdem halte ich es da wie Dagobert Duck: Man soll ja nichts verschwenden. Das Shirt wäre toll für ein Scooter-Museum, falls es das mal gibt. Gerade war ich in Berlin auf einer Bowie-Ausstellung. Der hat seine ganzen Bühnen-Outfits noch. Ich finde es geil und bewundernswert, dass die nach Jahrzehnten noch da sind. Mein Shirt sieht nicht so spektakulär aus. Aber es ist definitiv noch vorzeigbar. Blöd wäre, wenn die Reinigungskraft es doch mal für einen Putzlappen hält. Vielleicht ganz gut, wenn ich mir jetzt ein neues Versteck suchen muss.«