Gute Frage

Lady Gaga will wissen: »Willst du Liebe oder Ruhm?« Udo Lindenberg rätselt: »Wozu sind Kriege da?« Und warum hadert Bob Geldof mit den Montagen? Die Popmusik lässt einen oft ohne Antworten zurück. Also haben wir noch mal recherchiert.

Hast du etwas Zeit für mich?
Nena

»Du siehst doch: Papa schreibt grad SMS« - »Jetzt lass die Mama kurz telefonieren«: Ob in Deutschland, Australien, Brasilien oder den USA, fast überall klagen Kinder über die Smartphone-Gier ihrer Eltern, zeigt eine Umfrage unter knapp 3000 Kindern zwischen acht und 13 Jahren. Von den befragten deutschen Kindern finden 41 Prozent, dass ihre Eltern das Mobiltelefon zu häufig nutzen (in Brasilien sogar 87 Prozent). Jedes vierte deutsche Kind (26 Prozent) wünscht sich, dass sich die Eltern nicht mehr vom Handy unterbrechen lassen, während sie mit ihnen sprechen. 21 Prozent möchten, dass ihre Eltern beim Essen nicht aufs Handy schauen, 16 Prozent, dass ihre Eltern beim Autofahren nicht telefonieren. Kinderpsychologen warnen bereits, dass handysüchtige Eltern eine Generation emotional gestörter Kinder großziehen, die nicht genug Aufmerksamkeit und direkte Ansprache bekommt. Übrigens: 99 Luftballons wären stark genug, um ein angehängtes Handy in den Himmel fliegen zu lassen.

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Meistgelesen diese Woche:

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Would you know my name if I saw you in heaven?
Eric Clapton

Etwa achtzig Prozent der Menschen, die Nahtoderfahrungen gemacht haben, berichten davon, dass sie dabei Partnern, Verwandten oder Freunden begegnet seien, sagt Michael Schröter-Kunhardt, Facharzt für Psychiatrie und Suchtmedizin in Rosengarten bei Hamburg. Er erforscht seit mehr als zwanzig Jahren Nahtoderlebnisse von Menschen, die klinisch tot waren, aber von Ärzten ins Leben zurückgeholt wurden. Die Betroffenen schildern, ihren Körper verlassen zu haben und auf ein helles, angenehmes Licht zugegangen zu sein, wo sie verstorbene Freunde wiedergetroffen hätten. Ist das die Pforte zum Leben nach dem Tod? Oder nur eine eventuell durch Sauerstoffmangel hervorgerufene Halluzination? Es sei noch viel Forschung nötig, sagt Schröter-Kunhardt: »Es gab Nahtodbetroffene, die Dinge wussten, die sie nicht hätten wissen können. Allerdings haben einige auch erzählt, sie hätten noch lebende Menschen getroffen - was wiederum dafür spricht, dass sie fantasiert haben.«

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What's love got to do with it?

Tina Turner

Blutend und mit 36 Cent in der Tasche verließ Tina Turner 1976 das Hotelzimmer, in dem sie ihr Ehemann Ike wieder einmal verprügelt hatte. Warum erdulden Frauen jahrelang die Gewalt des Partners? Unter dem Hashtag #whyistayed (Warum ich geblieben bin) und #whyileft (Warum ich gegangen bin) berichten Frauen im sozialen Netzwerk Twitter darüber. Eine Auswertung von fast 200 000 Tweets ergab: Die von Turner besungene, so falsch verstandene Liebe war der am zweithäufigsten genannte Grund, beim schlagenden Partner zu bleiben. Auf Platz 1 stand »Die Familie zusammen-halten«, auf Platz 3 »Angst«, auf Platz 4 »Geld« und auf Platz 5 »Die Hoffnung, dass sich etwas ändert«. Dass sich nichts ändert, kann man in Turners Autobiografie Ich, Tina nachlesen.

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How deep is your love?
Take That

Sehnen Sie sich nach einem Partner, der Sie ein Leben lang bedingungslos liebt? Kaufen Sie sich einen Hund. In Indien wachte ein Hund 15 Tage lang am Grab seines bei einem Autounfall getöteten Besitzers Bhaskar Shri, bis eine Tierschützerin das fast verhungerte Tier zur Mutter des Toten brachte. In Nevada, USA, lief ein Husky-Weibchen namens Moon durch eine Wüste und über zwei Bergketten rund 130 Kilometer nach Hause, nachdem es an einer Raststätte ausgerissen war. In Ecuador folgte ein Straßenhund dem Extremsportler Mikael Lindnord über mehr als 500 Kilometer Wettkampfstrecke durch Matsch, Wasser und über Felsen. Lindnord taufte ihn Arthur und nahm ihn mit nach Schweden.

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Angie, when will those clouds disappear?
The Rolling Stones

Terror, Syrienkrieg, Flüchtlingskrise, Eurokrise, Klimawandel - vielen Deutschen scheint der Himmel voll sprichwörtlicher dunkler Wolken. In diesen Zeiten halten sie es wie die Rolling Stones: Sie hoffen auf Angies Führungsstärke. Obwohl sie ihr »Wir schaffen das!« einige Umfragepunkte gekostet hat, ist Angela Merkel nach wie vor unter den fünf beliebtesten Politikern des Landes, die Union ist bei der Sonntagsfrage mit Abstand die stärkste Partei, und das US-Magazin Forbes hat Merkel jüngst zum zweitmächtigsten Menschen der Welt gekürt - noch vor Obama.

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Warum belügst du mich?
Andrea Berg

Untreue Männer sind ein erstaunlich beliebtes Thema in der Schlagermusik. Andrea Bergs Lieder heißen etwa Du Hast Mich Tausendmal Belogen oder Du Kannst Noch Nicht Mal Richtig Lügen. Ihre Kollegin Beatrice Egli singt Zum Teufel Mit Dir, Michelle fordert: Vergiss Meinen Namen. Schuld könnten die männlichen Kollegen sein: Die singen Geil, Geil, Geil (Wolfgang Petry), Hast Du Lust? (Bernhard Brink), Was Machst Du Noch Heute Nacht? (Howard Carpendale) oder ein halbherziges Wenn Es Sein Muss, Kann Ich Treu Sein (Rex Gildo). Eine Teilschuld scheint aber die Frauen selbst zu treffen, die wie Helene Fischer die letzte Konsequenz vermissen lassen: Vergeben, Vergessen Und Wieder Vertrau’n.

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How long, how long must we sing this song?
U2

Das Lied Sunday Bloody Sunday, aus dem diese Zeile stammt, präsentierte die Band erstmals am 2. Dezember 1982 im Apollo Theatre in Manchester. Der »Bloody Sunday« steht für einen Angriff britischer Soldaten auf 26 irische Zivilisten, von denen dabei 13 erschossen wurden. Bono sang das Lied bisher 568 Mal auf Konzerten, zuletzt vergangene Woche in Dublin, und in Zeiten von Krieg und Terror wird es wohl noch lange auf ihrer Playlist bleiben.

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Tell me why? (I don't like mondays)
Bob Geldof

In Geldofs Lied geht es um eine 16-Jährige, die am Montag, dem 29. Januar 1979, zwei Menschen erschoss. Nach den Gründen gefragt, sagte sie: »Ich mag keine Montage.« Mittlerweile gilt der Song als Anti-Montags-Hymne, wie Geldof selbst einmal sagte. Am Montag geht die Arbeit los - und die Deutschen sind unzufrieden mit ihren Jobs: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup verrichten zwei Drittel der Deutschen nur »Dienst nach Vorschrift«, fast jeder Sechste hat innerlich gekündigt. Im Vergleich mit sieben europäischen Ländern sind Deutsche die Unglücklichsten am Arbeitsplatz.

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Why does it hurt when i pee?

Frank Zappa

Schmerzen beim Pinkeln sollten rasch behandelt werden. Dahinter steckt meistens eine Blasenentzündung, von der Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Andere Erklärungen reichen von Geschlechtskrankheiten über den Tumor bis zur Reizblase. Als Erstes empfiehlt es sich, Getränke wie Cola, Bier oder Kaffee wegzulassen, ebenso scharfes Essen.

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I heard that you like the bad girls. honey, is that true?
Lana del Rey

Wenn der Mann nur auf der Suche nach einer Sexpartnerin ist: Ja. Verstoßen Frauen gegen Normen und Regeln, assoziieren Männer damit auch eine höhere Bereitschaft zu Sex, erklärt Lars Penke, Psychologieprofessor an der Universität Göttingen. Manipulatives, narzisstisches und berechnendes Verhalten bringen aber nur kurzfristig Anerkennung: »Männer finden diese Eigenschaften vielleicht bei einer Affäre anziehend - aber das ist nicht der Typ Mensch, mit dem man eine Familie aufbauen möchte.«

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Why don't we do it in the road?
The Beatles

Nun: Beton ist unbequem, Liegende sind für Autofahrer leicht zu übersehen, und es droht eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Trotzdem fragen die Beatles: »No one will be watching us. Why don’t we do it in the road?« Paul McCartney hatte die Idee zu dem Song, als er in Indien beim Meditieren zwei Affen sah, die sich auf einer Straße verlustierten. »Nach zwei, drei Sekunden war alles vorbei, und er blickte ganz unbeteiligt, als wollte er sagen: ›Ich war’s nicht‹, und sie sah sich um, als ob gerade nichts Erwähnenswertes vor sich gegangen wäre. Da dachte ich, so einfach ist der Akt der Fortpflanzung.« McCartney sieht darin durchaus eine Lektion für uns alle: »Es gibt ein Bedürfnis, sie tun es, und das war es. Und wir Menschen haben damit immer so riesige Schwierigkeiten.«

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Wozu sind Kriege da?
Udo Lindenberg

Krieg scheint uns tief innezuwohnen. Spanische Forscher entdeckten jüngst einen 430 000 Jahre alten Schädel mit Spuren äußerer Gewalteinwirkung. Gemordet hat der Mensch schon immer, doch erst als er sesshaft wurde und Ackerbau betrieb - also über Grund und Besitz verfügte - spricht man von Kriegshandlungen, sagt Harald Meller, Direktor der Aus-stellung Krieg - Eine archäologische Spurensuche, bis Mai in Halle zu sehen. Als ältester Beleg kriegerischer Auseinandersetzungen in Mitteleuropa gilt ein rund 7100 Jahre altes Massengrab mit 200 Toten in Asparn in Österreich.

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Sexy, was hast du bloß aus diesem Mann gemacht?
Marius Müller-Westernhagen

Bei der Veröffentlichung von Sexy 1989 besang der junge Müller-Westernhagen einen alten, wohlhabenden Mann, der einer jungen Frau verfällt. Als der Sänger 2014 mit 65 Jahren bekanntgab, dass er sich nach 25 Ehejahren für eine 31 Jahre jüngere Backgroundsängerin getrennt hat, erinnerte sich die Boulevardpresse gern an die Liedzeile »Sexy, er hat sein altes Weib für dich vom Hof gejagt«.

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Dirk, wie ist die Luft dort oben?
Sportfreunde Stiller

Den Scherz »Wie ist die Luft dort oben?« dürfte der Bastketballprofi Dirk Nowitzki (2,13 Meter) wie die meisten sehr großen Menschen etwas zu oft im Leben gehört haben. Kleiner Trost: Wer über zwei Meter groß ist und direkt an stark befahrenen Straßen langläuft, atmet messbar weniger Feinstaub ein als kleinere Erwachsene und Kinder. Allerdings liege der Unterschied nur im einstelligen Prozentbereich, sagt der Feinstaub- Experte Marcel Langner vom Umweltbundesamt.

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How does it feel? to be without a home, like a complete unknown, like a rolling stone?
Bob Dylan

Zwei Jahre hat die Flucht von Ousman T. gedauert, von Gambia über Mali, Libyen, Italien, bis nach Deutschland. Nach dem Tod seiner Eltern hatte er sich als 16-Jähriger auf den Weg gemacht, um Arbeit zu suchen. Unterwegs wurde er beraubt, geschlagen, mit dem Tod bedroht, um seinen Lohn betrogen und sechs Monate ohne Verhandlung in Libyen eingesperrt. Bei der Überfahrt auf einem seeuntüchtigen Schlepperboot starben drei Kinder. Was hat er gefühlt in dieser Zeit? »Angst. Du wachst jeden Morgen auf und hast Angst.« Als er jetzt die Bilder der Anschläge in Paris sah, musste er an seine Zeit in Libyen denken: »Es gibt Menschen, die haben jede Menschlichkeit verloren. Denen bedeutet dein Leben gar nichts.«

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Wer sind die Görn?
Deichkind

Die beste Biografie hat die Band selbst geschrieben - in ihren über die Jahre entstandenen Songtiteln: »Crew vom Deich / Gebor’n für das / Herz aus Hack / Dicker Bauch / Sex im Kopf / Drogenrausch / 99 Bier-kanister / Arbeit nervt / Like mich am Arsch / Im Untergrund zu Haus / Bück dich hoch / Rauf und wieder runter / Schweiß und Tränen / Leider geil / Niveau weshalb warum / Powered by Emotion / Evergreens / Denken Sie groß / Show ’n’ Shine / Gut dabei / Pling pling / Pferd im Stall / Königlich royal / Bon Voyage«.

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Do you want love or you want fame?
Lady Gaga

Schließt Ruhm eine glückliche Beziehung aus? Wissenschaftler aus Michigan und Singapur haben die Ehen von 1023 Schauspielern von 1930 bis 2005 untersucht. Das Ergebnis: Männliche Oscar-Gewinner ließen sich im ers-ten Ehejahr dreimal häufiger scheiden als weniger berühmte Schauspieler. Eine Studie aus Toronto stellte 2011 fest, dass die Ehen von Oscar-Siegerinnen häufiger in die Brüche gehen als die der nur nominierten Frauen. Ein Tipp: Sich als Paar Liebesfilme anzusehen und über die gezeigten Eheprobleme zu reden, halbiert Wissenschaftlern zufolge das Risiko einer Trennung um fünfzig Prozent.

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Foto: Kevin Mazur/Getty Images

Do you ever feel like a plastic bag drifting through the wind, wanting to start again?
Katy Perry

Es kann nicht jeder Songschreiber ein Dylan sein, geschenkt, aber die verwehte Plastiktüte ist eine denkbar schlechte Metapher für einen Wunsch auf ein neues Leben. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe wird in Europa nicht einmal jede zehnte Plastiktüte recycelt, und acht Prozent der Tüten trägt der Wind ins Meer, wie Zahlen des Europaparlaments zeigen. Was könnte Katy Perry stattdessen singen? »Do you ever feel like yesterday’s newspaper, drifting through the wind, wanting to start again?« Schon besser.

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Viele weitere Fragen aus Songtexten beantworten Marc Baumann und Hakan Tanriverdi in dem Buch Should I Stay Or Should I Go?: Die überraschendsten Antworten auf die großen Fragen der Popmusik, das am 14. Dezember im Heyne-Verlag erscheint.