Name: Ulla Deventer
Geboren: 1984
Ausbildung: Hochschule für bildende Künste Hamburg
Website: www.ulladeventer.de
Frau Deventer, Ihr Fotoprojekt "Abschied" findet in einem versteckten Häuschen im Wald statt. Was verkörpert dieser Ort für Sie und wie haben Sie ihn gefunden?
Ulla Deventer: Ich wollte mich bei dieser Serie mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen. Ich verbinde mit diesem Haus viel, es steht gegenüber von meinem Elternhaus. Dort wohnte lange Zeit eine ältere Frau, zu der ich eine besondere Beziehung hatte. Ich wusste, dass dieser Ort nicht mehr lange bestehen wird, da die Frau schon über 90 Jahre alt war und bald sterben werden würde. Von daher war das Fotoprojekt eine Möglichkeit, mich mit der Trennung von der Frau und dem Umfeld meiner Kindheit zu beschäftigen. Inwiefern ist der dargestellte Abschied echt oder inszeniert? Zum Beispiel die Löffel in der Spüle...
Am Anfang des Projekts war nichts inszeniert. Nach dem Tod der Frau habe ich aber zum Beispiel die Makroaufnahmen mit dem Tisch oder dem Mantel komplett in Szene gesetzt. Für mich war auch wichtig, die Veränderung des Hauses über den Tod hinaus noch einige Zeit fotografisch zu begleiten. Auch die Frage, wie die Angehörigen mit dem Verlust umgehen, hat mich immer wieder zu dem Ort zurückkehren lassen.
Wie lange haben Sie an dem Projekt gearbeitet?
Ungefähr ein halbes Jahr. Die stärksten Bilder sind eher am Ende entstanden. Die fertige Serie beinhaltet nur noch einen Bruchteil des gesamten Materials; immer wieder habe ich die Auswahl überarbeitet und Aufnahmen aussortiert. Die elf stärksten Aufnahmen der Serie sind zur Zeit in einer Ausstellung in Lyon zu sehen.
Wohnt heute wieder jemand in dem Haus?
Das Haus gibt es noch, es sind eigentlich zwei Häuser. Ich habe hauptsächlich das größere Wohnhaus fotografiert. Die Häuser stehen auf einem etwa 3000 Quadratmeter großen Grundstück, das im Moment zum Verkauf steht. Wenn es abgerissen wird, werde ich vielleicht noch mal weitere Aufnahmen machen.
(Interview: Nicolai Helling)