Zwischen Osten und Westen

Fotografie hat im SZ-Magazin schon immer eine herausragende Stellung eingenommen. Daher stellen wir Ihnen hier junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Frederic Lezmi.

    Name: Frederic Lezmi
    Geboren: 1978
    Ausbildung: Folkwang Hochschule, Essen
    Webseite: www.lezmi.de

    Herr Lezmi, für Ihre Diplomarbeit reisten Sie letztes Jahr über Land von Wien bis nach Beirut. Wieso?
    Frederic Lezmi: Ich bin Halb-Libanese und als Araber immer in eine Schublade gesteckt worden. Irgendwann habe ich beschlossen, mich mal - ohne ins Flugzeug zu steigen - bis in den Nahen Osten vorzuarbeiten, um zu verstehen: Was liegt zwischen mir und dieser anderen Welt? Wo sind die Grenzen zwischen Europa und dem Orient? Und wo hört der europäische Einfluß auf, wo beginnt die orientalische Improvisationsfähigkeit?

    Haben Sie diese Grenzen denn gefunden?
    Nein. Wo die Grenzen zwischen Osten und Westen verlaufen, ist mir trotz einmal hin- und einmal zurückreisen immer noch nicht klar. In Bosnien zum Beispiel
    steht in einem Dorf eine Moschee auf dem Marktplatz, im nächsten Ort ragt eine Kirchturmspitze hervor. Und das, obwohl mein Großvater immer gesagt hat: Hinter Wien fängt der Orient an. Trotz dieser Reise soll Ihre Arbeit aber nicht als Reisereportage angelegt sein.
    Es geht mir nicht um eindeutige Dokumente einer Reise, sondern vielmehr um ein Labyrinth meiner Eindrücke. Der Blick
    auf die verschiedenen Schichten und Zustände wird durch Spiegelungen und Brechungen verdoppelt, verkehrt, kondensiert und geteilt, um die Wahrnehmungen der kulturellen Differenzen auf die Probe oder in Frage zu stellen.

    (Interview: Susanne Steiger)