Reisegruppen sind für modische Fehlgriffe bekannt. Wenn diese Reisegruppe nun noch a) aus Deutschland kommt, b) ins Ausland fährt, c) einheitliche Kleidung trägt und d) aus Sportlern besteht, ist das Schlimmste zu befürchten. Man denke an Kegelclubs oder Kreisligafußballer auf Mallorca-Urlaub. Erschwerend kommt bei der Eröffnungsfeier hinzu, dass die Reisegruppe e) weltweit im Fernsehen auftritt, und das f) bei der größten Modenschau der Welt.
Der Einmarsch der deutschen Athleten war auch bei diesen Olympischen Spielen ein modisches Ohjemine. Die Spannung im Vorfeld war groß: Würde es unser Land schaffen, die hellgrün-orangefarbenen Anoraks der Winterspiele 2006 zu unterbieten? Könnte die Biederkeit der orangefarbenen Krawatten zum beigen Anzug von Athen 2004 übertroffen werden? Einerseits haben sich die deutschen Designer 2008 erfreulicherweise vom Farbton Orange verabschiedet. Dafür tragen die Herren jetzt schlecht sitzende Sakkos, deren Grauton an die Smogwolke über Peking erinnert. Die Frauen kombinieren weiße Röcke mit flamingoroten Jacken – ein Fall für den Schlussverkauf. Neidvoll blickt der Zuschauer auf die Athleten der farbenfrohen Südseestaaten, auf schicke Franzosen und traditionell verkleidete Araber. Wären Lederhose und Dirndl eine Alternative gewesen? Zumindest hätte man den Chinesen eine Freude gemacht.
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