Es ist November 2016. Der Grünen Politiker Volker Beck ist in München, bei einem Gespräch mit Mitarbeiterinnen einer Beratungsstelle für Arbeitsmigration aus Osteuropa. Beck sitzt in einem schmalen Raum, an zusammen geschobenen Tischen, gegenüber den zwei Beraterinnen und hört sich die Details ihrer Arbeit an. In der Ecke hängt ein Feuerlöscher, auf dem Tisch steht eine Britta-Filterkanne. Schwarzbrotpolitik. Beck sieht es nicht so, er mag diese Termine. Nach eineinhalb Stunden schüttelt er beiden Frauen die Hand und geht zum nächsten Termin, eine Podiumsdiskussion. Am nächsten Tag wird er nach Düsseldorf fliegen, dann abends Bochum, am nächsten Tag Köln, dann einen Tag später Erfurt. Die Städtenamen ändern sich, aber die Taktung bleibt gleich.
Das vergangene Jahr begann mit einem Drogenskandal. Volker Beck wurde am späten Abend des ersten Märzes 2016 in Berlin mit etwa 0,6 Gramm Crystal Meth erwischt. 24 Stunden später konnte man davon auf den Titelblättern der Zeitungen lesen. »Grüner mit Hitlerdroge erwischt«, titelte die Bild-Zeitung. Parteikollegen wie der Baden-Württemberger Ministerpräsident Winfried Kretschmer sprachen von »schweren Fehlverhalten«. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl forderte Beck dazu auf, sein Bundestagsmandat nieder zu legen.
Aber Beck hatte einen anderen Plan gemacht. Am morgen nach der Kontrolle hat er eine Strategie entwickelt, die neben einer ersten adäquaten Reaktion auf den Vorfall, einen zweiten Schritt vorsah: das Abtauchen. Und auch einen dritten: das Wiederkommen. Und der Plan wird gelingen. Nach nur zwei Monaten ist Beck rehabilitiert. Juristisch sowieso: Gegen Zahlung einer Geldauflage von 7000 Euro wird das Verfahren eingestellt. Beck gilt nicht als vorbestraft. Politisch ebenso: Beck hat zwei Ämter zurück, er ist religionspolitischer Sprecher und migrationspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen. Und er wird wieder Vorsitzender der deutsch-jüdischen Parlamentariergruppe – auch ein Amt, dass er nach dem Drogenfund aufgegeben hatte. Die Öffentlichkeit verzeiht ihm die Sache auch: Beck sitzt wieder in Talkshows, auf Podien, in Synagogen, Bürgerzentren, Kirchen und Hörsälen. Sein Kalender sieht wieder aus wie immer. Vollgepackt, enge Taktung.
Und doch endet das turbulente Jahr 2016 mit einer Niederlage: Beck stellt sich im Dezember in Oberhausen zur Wahl. Er möchte einen sicheren Listenplatz für die kommende Bundestagswahl erreichen – aber kann sich nicht durchsetzen. Er verliert mit 66 Stimmen zu 188 Stimmen gegen einen älteren Landwirt aus dem Münsterland.
Woran hat es gelegen, wo doch das Zurückkommen nach dem Skandal so gut gelungen ist? Ist er vielleicht manchen zu gut weggekommen?
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