Konzert der Großmächte

Ende August treffen sich die Staats- und Regierungs­chefs zum G7-Gipfel in Biarritz. Es ist eine Bühne, auf der jeder versucht, den Ton anzugeben. Wenn diese ­Spitzenpolitiker tatsächlich Musiker wären: Wie sähen ihre Plattencover aus?

Artwork: Jonas Natterer

Genre: Punk

Mit den Titeln: Eve of Destruction, Blondes Have More Fun, The Fool On The Hill, I Think We’re Alone Now

Was die Kritiker sagen: »Seit den Sex Pistols hat niemand den Nihilismus im Herzen des britischen Klassensystems in derart hässliche Musik umgemünzt. Vor allem imponiert an diesem Album, dass es gänzlich ohne Vorbereitung entstand und sich auch nach mehrmaligem Anhören nicht im Ent­ferntesten erschließt, was dieses brachiale Klang­gewitter überhaupt soll – und was Boris Johnson damit erreichen möchte. Ob er es selbst weiß?«

Fotos: Chris Harvey / Getty Images, Adobe Stock / Maciej Czekajewski, imago images (5); Artwork: Jonas Natterer

Meistgelesen diese Woche:

Genre: Italo-Pop

Mit den Titeln: Sono un simpatico, Terra promessa, Oceano blu, Dolce Far Niente

Was die Kritiker sagen: »Sonne, Strand und Tralala – mit simplen Mitteln versuchen Matteo Salvini und sein Co-Produzent Giuseppe Conte, italienische Urlaubsfreuden heraufzubeschwören. Die Misstöne sind allerdings nicht zu überhören. Hinter der heiteren Fassade verbirgt sich ein musikalischer Kern, der in seiner Beschränktheit fast schon grausam ist.«

Foto: Getty Images; Artwork: Jonas Natterer

Genre: Neo-Folk

Mit den Titeln: Give Peace a Chance, Almost Cut My Hair, Why Can’t We Live Together, Don’t Bogart That Joint

Was die Kritiker sagen: »Vielleicht enthält dieses Album die universelle Friedensbotschaft, die wir gerade brauchen. Vielleicht ist es aber auch der größte Kitsch der Geschichte.«

Fotos: xinhua/fotofinder, imago, Hannibal Hannschke/Picture Alliance; Artwork: Jonas Natterer

Genre: Oper

Mit den Arien: Einsam in trüben Tagen, Mit frommer Brust, so fromm als tapfer, Warum denn rasen und toben die Heiden im Zorne, O wie will ich triumphieren

Was die Kritiker sagen: »Mehr routiniert als feurig arbeitet sich Angela Merkel am Singspiel über die Bedrohung durch den unheimlichen Zaren Wladimir ab. Ihr großes Ensemble hat sie aber jederzeit im Griff, und mit dem Schlussakkord liegt der Unhold im Staube, vom Taktstock der Maestra symbolisch aufgespießt.«

Artwork: Jonas Natterer

Genre: Elektro-Pop

Mit den Titeln: Mr. Roboto, Dancing Machine, Radio-Activity, Synthetic World

Was die Kritiker sagen: »Gefühle? Stören in der Popmusik nur, wie Shinzo Abe zu glauben scheint. Aber gibt es den japanischen Synthiemusiker überhaupt? Sein neues Album klingt jedenfalls so perfekt, als hätte es eine künstliche Intelligenz in einem tief unter Tokio verborgenen Geheimlabor errechnet. Das mag man ­reichlich unterkühlt finden, kann es aber genauso gut für eine liebenswerte kulturelle Eigentümlichkeit halten.«

Illustration: Andreas Marschall, Logo: Sebastian Schöpsdau

Genre: Chanson

Mit den Titeln: L’Amour et la Guerre, Non, je ne regrette rien, 69 année érotique, Ça Plane Pour Moi

Was die Kritiker sagen: »Frankreichs neuer Chanson-Star legt sich mächtig ins Zeug, trotz viel Schmelz in der sonoren Stimme und kompetenten Songwritings will der Funke jedoch nicht so recht überspringen. Denn man weiß nicht so recht: Will er der feurige Liebhaber sein? Der gnädige Papa? Der Starke, der Verletztliche, der Macho, der Süße? Emmanuel, entscheiden Sie sich!«

Illustration: Andreas Marschall

Genre: Doom Metal

Mit den Titeln: Angel of Death, Criminally Insane, Hell Awaits, Ghosts of War

Was die Kritiker sagen: »Der Metal-Newcomer Donald Trump verbreitet Angst und Schrecken, aber anders als geplant: Mit Grausen wendet man sich ab von diesem komplett missratenen Machwerk, dabei darüber nachgrübelnd, was wohl schlimmer ist: die dummdreist herausgeholzten Gitarrenriffs oder die platten Floskeln in den Texten? Ach nein, am schlimmsten ist dann doch der Künstler selbst: Er röhrt, krächzt und plärrt wie ein übersteuerter Billig-Lautsprecher.«