Vor Museen: riesige Schlangen. In der Altstadt: Touristen im Entenmarsch. An Sehenswürdigkeiten: vor lauter Handykameras kaum ein Durchkommen. Kommt Ihnen bekannt vor? Viele der schönsten Reiseziele sind mittlerweile überlaufen – eben weil sie so schön sind. Aber wie lange noch? Immer mehr Menschen reisen, immer genervter sind die Einheimischen.
Wir haben mit dem italienischen Tourismusexperten Duccio Canestrini über den massenhaften Tourismus unserer Zeit gesprochen. Er spricht von einer »Carrying Capaycity«, einer Aufnahmekapazität von Städten, die in vielen Orten tatsächlich deutlich überschritten ist. »Es gibt dort ein Übermaß an Touristen, was für sie selbst wie für die Einwohner eine Zumutung ist.«
Müssen Venedig, Florenz oder Barcelona bald vor Überfüllung geschlossen werden? Tatsächlich plant das griechische Santorin für nächstes Jahr eine maximale Touristenquote pro Tag, in Cinque Terre in Italien sollen in diesem Jahr angeblich nur noch 1,5 Millionen Besucher zugelassen werden statt der zuletzt 2,5 Millionen, um die sensible Küstenregion zu schützen.
Canestrini, der »Anthropologie des Tourismus« an der Universität Pisa unterrichtet, erzählt noch von anderen Möglichkeiten, das Problem in den Griff zu bekommen. »Es gibt interessante Überlegungen, bestimmte Attraktionen zu klonen.«
Kopien statt des Originals – welcher Tourist soll sich damit zufrieden geben? Canestrini erklärt, inwieweit das Prinzip schon funktioniert. Und warum es uns überhaupt so wichtig ist, im Urlaub möglichst viel zu sehen, erleben, abzuhaken. »Urlaub ist mehr und mehr eine Performance geworden. Wir sind alle stänig gestresst, von der Arbeit, von der Familie, wir sehnen uns danach, die graue Realität zu verlassen, und am Ende muss man den Erfolg der Reise mit tollen Fotos und einheitlicher Bräune belegen. Wer keinen Urlaub macht, ist irgendwie eine komische Person.«
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Foto: dpa