J - Jägersee

Von: Jan Heidtmann

Ist das Auto geparkt, man also voller Freizeitwut am Jägersee angekommen, erstaunen zwei Dinge: Der See ist schön, sehr schön sogar, wie er da vor dem Massiv der Radstädter Tauern liegt. Er ist aber auch klein, sehr klein sogar. Man könnte mühelos in 15 Minuten von einem Ufer zum anderen schwimmen, zu Fuß braucht es vielleicht eine dreiviertel Stunde drumherum. Dann ist da noch dieses Schild, eine rotumrandete Ermahnung inmitten freier Natur: Radfahren verboten.

Nun ist Österreich ein in Teilen wunderbares, aber in anderen Teilen auch wundersames Land. Und dass einer in seiner Freizeit mit dem Fahrrad um einen See fahren will – das darf dieses Land seinen Bürgern durchaus verbieten. Doch die Geschichte ist weitaus verwickelter und reicht zurück bis ins frühe 19. Jahrhundert. Da erwarb der russische Reichskanzler Graf Karl Wassiljewitsch Nesselrode den Wald rund um den Jägersee und dieser blieb bis heute im Besitz der Familie. Constanze Nesselrode heißt die Gutsherrin nun, mit etwas Glück kann man sie am Sonntag in der Kirche von Kleinarl antreffen, mit viel Ausdauer ihr vielleicht in der Früh auf der Jagd begegnen. Ansonsten lebt die 85-Jährige zurückgezogen in ihrem schlichten Gutshaus. Josef Haitzmann, Verwalter und Vertrauter der Gräfin, zugleich Wirt des Gasthofes am See, erklärt das Verbotsschild dann so: »Die Gräfin hat nichts gegen Radfahrer. Sie will bloß nicht, dass sie um den See fahren.« Österreich ist ein wunderbares Land. Wohnen: Hotel Guggenberger, Kleinarl, Österreich, Tel. 0043/6418/222, www.hotel-guggenberger.at, DZ pro Person ab 53 Euro.

Essen: Gasthof Jägersee, Tel. 350, freitags Forelle frisch aus dem See.