Wie langweilig und armselig meine Jugend war, habe ich letzte Woche erfahren. Zwei Bekannte von mir unterhielten sich über die Zahl ihrer Geschlechtspartner. Sie: eine Größe des Berliner Nachtlebens, er: einer, der in jeder Gesprächsrunde zum Mittelpunkt wird, vorlaut, dabei klug, eigentlich verletzlich, Frauentyp. Die beide überlegten also, mit wie vielen sie schon hatten. Sie überschlugen, schätzten grob, in Zehnerschritten. "Mehr als 30" - "Ja, klar. Bitte, mehr als 30 hat jeder". Ich schwieg schon hier. "Eher 50." - "Bei mir echt fast dreistellig." Ihr Blick fiel auf mich, sie öffnete kurz den Mund, eine Frage an mich schon auf der Zunge, dann sahen sie wohl meinen blick, und fragten netterweise nicht. "und bei dir?", wäre die Frage gewesen, die Antwort hätte sie staunen lassen, oder verstört, vielleicht hätten sie Mitleid empfunden. So einstellig ist meine Zahl. Mit 37 Jahren. Das müssen die beiden mit 16 schon übertroffen haben.
Dafür liege ich im deutschen Mittel: 6,3 Partner hatte der Deutsche in seinem Leben hochgerechnet. Da bin ich 0,7 bis 1,7 drüber. Ich bin mir nicht sicher wegen der Zahl, ich müsste eine Frau noch mal fragen, wie sie das sieht, ob das damals, ob es zählt. Ich finde sieben nicht wenig, wenn einem jeder wichtig war und man jeden davon richtig gern hatte. Sieben zu finden, die man richtig gern hat.
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Ein Prozent der Deutschen ist standhaft und wartet bis zur Hochzeitsnacht.