The place to rutsch

Die Stars von Hollywood lassen für ihre Kinder palastgroße Sandkästen bauen. Aber dann gehen sie doch lieber auf den öffentlichen Spielplatz. Und zwar alle auf denselben. Warum nur?

Wer Paparazzi-Fotos anschaut, auf denen der Nachwuchs von Sharon Stone, Gwen Stefani oder Heidi Klum auf dem Spielplatz tollt, dem entgeht es nicht: Die Rutschen und Klettergerüste, auf denen sich die Kinder vergnügen, sind immer dieselben. Dabei gibt es im Großraum Los Angeles Hunderte vorbildlich ausgestatteter Spielplätze. Warum also muss es immer der Coldwater Canyon Park sein?

Ein Besuch dort gibt Aufschluss: Erstens stimmt die Postleitzahl, 90210, geläufig aus der gleichnamigen Fernsehserie – wir sind also da, wo Beverly Hills am reichsten ist. Die Beckhams etwa wohnen fast um die Ecke.
Außerdem ist der Parkplatz großzügig und der Weg dahin betoniert, also auch für hohe Absätze geeignet. Man hätte zwar gedacht, dass in den Gärten der Stars mindestens ebenso viele Wipp- und Kraxelteile stehen wie hier, aber vermutlich zählt der zwischenkindliche Kontakt: Die Beckham-Boys sollen mit Gwen Stefanis Söhnen sehr schön gespielt haben. Den Geländewagen, die vorfahren, entsteigen meist mexikanische Nannys mit sehr viel hellhäutigeren Kindern; dann wendet die mutmaßliche Mutter am Steuer den Wagen wieder in Richtung der Einkaufsstraßen von Beverly Hills. Es lungern heute auch keine Paparazzi herum. Die kommen, wenn sie, zum Beispiel, von Victoria Beckhams Assistentin informiert werden, dass Mrs. Beckham mit den Kindern zum Spielplatz fährt. Sie ist nicht die Einzige, die die Fotografen vorab wissen lässt, wann sie wo zu sehen ist, mit Kindern oder ohne.

Die Früchte dieser Liaison zwischen Prominenten und Presse können wir in den Klatschmagazinen bewundern, die vor Mutter-Kind-Fotos strotzen. Viel ist über Hollywoods neue Mamamania geschrieben worden, über das Kind als neues Accessoire. Weil sich die Diven früherer Zeiten nie öffentlich mit ihrem Nachwuchs zeigten: Die Studios fürchteten um den Sex-Appeal der Stars. Aber das ist lange her. Neu ist nicht Hollywoods Gebärfreude, sondern die unersättliche Gier nach Glamourfotos. Jeder hat heute ein Handy mit Kamera. Nicht überall wirkt sich das so heftig aus wie in Los Angeles, wo jede Nanny weiß, bei wem sie für ein Bild von Heidi Klums Sohn auf der Rutsche Geld bekommt.