Der schönste See Bayerns ist der Gardasee. Gut, ein Italiener mag in diesem Satz einen Fehler finden, aber für einen Münchner ist der Lago di Garda einfach ein Stück Heimat. Er liegt ja auch so nah: Die kleine Propellermaschine von Air Dolomiti braucht über die Alpen gerade mal eine wacklige Flugstunde. Sich am Freitagabend durch den Münchner Berufsverkehr bis zum nächsten Biergarten zu kämpfen dauert genauso lang. Dann doch lieber gleich der gute alte Gardasee! Mit ihm ist es wie mit der großen Liebe: Egal, wie oft man sich sieht, das Gefühl, jemand ganz Besonderen vor sich zu haben, bleibt. Wenn die Sonne hier langsam untergeht, schaut man ihr am besten von der Terrasse des RISTORANTE SIGNORI in Sirmione zu. Eine Anlegestelle für Boote gibt es in der Via Romagnoli ebenso wie Liegestühle für den Aperitif danach. Gut so. Der Oberkellner übersetzt jeden neuen Gang des Menüs ins Deutsche, das ist nett gemeint, aber »Risotto mantecato con carciofi e zafferano« klingt viel liebevoller als »Reis mit Artischocken«. Die Norditaliener sind die am geschmackvollsten gekleideten Menschen überhaupt, nach einem Einkaufsbummel durch Sirmione gibt der Münchner das gern neidlos zu. Freitag ist Anreisetag, Sonntag Abreise, darum ist Samstag der geeignete Tag für einen Abstecher weg vom Gardasee ins nahe Mantua.

Der Tipp, sich den PALAZZO DUCALE der einstigen Herrscherfamilie anzusehen, stammt von einem freundlichen Italiener namens Carlo Canale, der als Hugh-Grant-Double viel Geld verdienen könnte, aber lieber für einen großen Käsehersteller arbeitet. Carlo empfiehlt, den Palazzo nur mit Sportschuhen zu besuchen und sich gleich eine ganze Woche Zeit zu nehmen für die unzähligen, prachtvollen Räume der Residenz. Die nötige Kraft dafür gibt eine Portion Tortellini di zucca im RISTORANTE AQUILA NIGRA, die so lecker sind, dass man den Koch umarmen möchte, wovon Carlo aber abrät. Das Ristorante versteckt sich in einer kleinen Seitenstraße gleich beim Palazzo Ducale. Wer es findet, darf im Inneren Fresken aus dem 15. Jahrhundert bewundern. Wieder so ein Tipp von Carlo, der in jedem Gässchen ein tolles Restaurant, einen schicken Laden oder ein nettes Hotel kennt. Carlo erzählt, dass die Bauern hier früher die großen Grana Padano-Käseräder als Bürgschaft bei der Bank abgeben konnten. Es sei schade, dass die Deutschen den Hartkäse immer nur über ihre Nudeln reiben. Carlo isst den kleinen Bruder des Parmesan am liebsten in großen Stücken zu Carpaccio oder in dünnen Scheiben, wie Chips gebacken. Und dabei dachte man doch, man wisse schon alles über Italien. Bis Carlo kam. Danke, Carlo! Bis demnächst. Es ist ja nicht weit zu dir.