Die Second-Hand-Prinzessin

Da hatte man die Royals schon fast abgeschrieben, und nun überrascht Beatrice, Tochter des Skandal-Prinzen Andrew, mit einem Hochzeitskleid, das ein interessantes Signal sendet. Geborgt hat sie es sich von ihrer Oma.

Prinzessin Beatrice und ihr Ehemann Edoardo Mapello Mozzi nach der Trauung auf dem Gelände von Schloss Windsor. Das Kleid trug ihre Großmutter, die Queen, bereits im Jahr 1961.

Foto: Benjamin Wheeler/ PA Media/dpa

Von einer heimlichen Hochzeit erwartet man naturgemäß nicht das geringste, aber auch wenn man gewusst hätte, dass die britische Prinzessin Beatrice und der Immobilien-Millionär Edoardo Mapello Mozzi sich am vergangenen Wochenende das Ja-Wort geben, hätten sich die meisten nicht allzu viel davon versprochen. Mal davon abgesehen, dass wegen Corona gerade im Königreich vergleichsweise wenige Champagnerkorken knallen, ist Beatrice eine Tochter von Prinz Andrew, der wegen seiner unduchsichtigen Beziehung zum Sexualverbrecher Jeffrey Epstein aktuell keinen ganz so märchenhaften Brautvater abgibt. Auch ihre Mutter Sarah »Fergie« Ferguson hat diverse Skandale und Skandälchen hinter sich, und wer sich an diese surrealen Hüte von Beatrice und ihrer Schwester Eugenie bei der Hochzeit ihres Cousins William erinnert – sagen wir, die Nummer Neun in der Thronfolge war generell bislang eher auf den hinteren Rängen unterwegs.

Aber womöglich wird diese Enkelin der Queen einfach unterschätzt. Denn für ihre eigentlich Ende Mai geplante, wegen Corona abgesagte und nun überraschend im engsten Kreis nachgeholte Hochzeit wählte sie nicht etwa ein Brautkleid einer Luxusmarke, sondern lieh sich ein fast sechzig Jahre altes Kleid ihrer Großmutter (Queen Elizabeth II, that is) und ließ den Entwurf des britischen Designers Norman Hartnell von den königlichen Änderungsschneidern nur hier und da ein bisschen anpassen und aufmotzen. Puffärmel wurden an die Träger gesetzt, der Ballonsaum entfernt, Unterröcke rausgenommen, um den ziemlich spektakulär bestickten und mit hängenden Strass-Fäden besetzten Satin noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Als der Palast die ersten Bilder von der Trauung veröffentlichte, kriegten sich die Twitter-User gar nicht mehr ein: Bestes königliches Hochzeitskleid seit Jahren! Ach was, Jahrzehnten!, war dort zu lesen. Man könne selbst nicht glauben, was man da gerade schreibe, aber Beatrice sehe schlicht umwerfend aus.

Dass eine Prinzessin aus dem Hause Windsor etwas Gebrauchtes trägt, grenzt fast an eine Sensation

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Tatsächlich lag das Kleid von Nummer Neun ganz weit vorne. Vor allem war ihre Wahl jedoch sehr clever. »Vintage» und »Upcycling« sind zwei der größten Trends der letzten Jahre, durch die Corona-Krise gewinnt nachhaltige Mode noch einmal an Bedeutung. Hollywoodstars tragen bereits alle Nase lang Second-Hand-Designer-Roben (jedenfalls als es noch Veranstaltungen mit rotem Teppich gab), weil »Alt« das »neue Modern« ist. Aber dass eine Prinzessin aus dem Hause Windsor etwas Gebrauchtes trägt, grenzt fast an eine Sensation. Vintage ist gewissermaßen ganz oben angekommen.

Oder umgekehrt: Die Royals sind ein Stück weit mehr im echten Leben angekommen. Während Meghan und Harry noch davon reden, ist Prinzessin Beatrice bereits seit 2011 ein »real working royal«, momentan als Vizechefin des New Yorker Softwareunternehmens Afiniti. Vor allem in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist ein wiederverwertetes Kleid, das einen Bruchteil der geschätzten 250000 (Kate) beziehungsweise 110000 (Meghan) Pfund gekostet haben dürfte, genau das richtige Signal.

Außerdem wählte die 31-Jährige ja nicht irgendein Kleid ihrer Großmutter, sondern eines, das diese 1961 zum ersten Mal bei einem Staatsempfang zu Ehren des damaligen italienischen Präsidenten Giovanni Gronchi getragen haben soll. Womöglich eine romantische Botschaft an die Wurzeln ihres frisch angetrauten Ehemanns, dessen Vater Alessandro Mapelli Mozzi aus der Lombardei stammt. (Fun Fact: Die Familie ist auch adlig, und »Alex« war olympischer Skirennläufer.)

Ein Palastberichterstatter mutmaßte derweil, dass die Leihgabe des Kleids plus der berühmten Tiara, die die Queen selbst bei ihrer Heirat getragen hat, sicherlich auch ein »Akt der Solidarität« sei, nach all den Kontroversen um die Verbindung von Prinz Andrew zu Jeffrey Epstein. Tatsächlich ist der Vater der Braut bislang auf keinem der veröffentlichten Bilder zu sehen, weshalb der Sunday Mirror bereits fragte: »Wo ist Papa?« Dafür stehen Königin Elizabeth und Prinz Philip lächelnd neben dem Brautpaar – natürlich mit ausreichend Abstand. Noch so ein Stück neue Realität bei den alten Royals.

Typischer Instagram-Kommentar: »Das setzt dem Vintage-Trend die Krone auf!«
Das sagt der Bunte-Leser: »Die Ärmel erinnern mich aber sehr an das Kleid ihrer Mutter Sarah.«
Passender Song: »Nothin’ New« (Taylor Swift)