Mia san Lachsfarben

Die Fußballerinnen des FC Bayern bekommen – endlich! – ihr eigenes Trikot. Entworfen wurde es von Lena Gercke. Aber ist das nun wirklich ein Fortschritt?

Nanu, spielt Lena Gercke (Mitte) jetzt bei Bayern?

Foto: Instagram

Die Sache war bestimmt gut gemeint: Der FC Bayern gibt der Frauenmannschaft ein eigenes Trikot. Also nicht nur eines, das ein bisschen anders geschnitten ist – von wegen andere Körperform –, sondern so richtig, mit ganz neuem Design. Sensation! Das gab’s nämlich in der 54-jährigen Vereinsgeschichte, in der man Damen hier mitspielen lässt, noch nie, und das gibt’s auch bei den meisten anderen Vereinen nicht.

Soll also bitte keiner sagen, man fördere den Frauenfußball nicht genug, im Gegenteil. Damit erfülle sich ein lang gehegter Wunsch der Spielerinnen, so war es in der Pressemitteilung zu lesen. An diesem Freitag im Spiel gegen Leipzig werden sie ihre persönlichen Trikots zum ersten Mal auf dem Platz tragen. Volltreffer. Oder?

Nicht ganz. Irgendwo auf halber Strecke kam nämlich jemand auf die Idee, das Ganze PR-mäßig noch ein bisschen aufzublasen oder »aufzuladen«, wie das im energetischen Marketingsprech heutzutage heißt. Das Design also nicht einfach dem Trikotsponsor Adidas zu überlassen oder gar den Frauen selbst, sondern sich ein bisschen prominente Unterstützung zu holen. Wie genau sie dabei auf Lena Gercke kamen, muss die Folge einer ziemlich abenteuerlichen Assoziationskette gewesen sein. Das Model spielt nämlich weder Fußball, noch hat sie eine näher bekannte Verbindung zum FC Bayern, aber sie ist mit ihrer Marke »LeGer« mittlerweile unter die Designer gegangen – und: Sie war eine Zeitlang mit Sami Khedira zusammen, ergo mal Spielerfrau. So wird natürlich gleich ein Schuh draus, oder halt ein Trikot. Ein schwarz-lachsfarbenes mit Nadelstreifen, um genau zu sein. Verkaufsstart pünktlich zum Weltfrauentag am vergangenen Freitag.

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Die Reaktionen der Fans fielen nicht ganz so euphorisch aus, wie man sich das beim Verein wahrscheinlich erhofft hatte. »Was für eine absurd peinliche Marketingmasche«, schrieb eine Nutzerin auf der Instagramseite des FC Bayern. »Da braucht es keine Lena Gercke dazu. Was gab es da groß zu designen?«, fragte ein Fan. Ein anderer befand, damit erweise man dem Frauenfußball wieder mal »einen Bärendienst«. Kommentarspalten müssen natürlich kein Maßstab sein, aber die meiste Kritik erscheint einigermaßen berechtigt. Hätte es Gercke, oder eine andere Prominente, wirklich gebraucht? Kriegen die Männer auf den Fotos mit neuen Trikots etwa einen hübschen Sidekick wie die Elevator Boys zur Seite gestellt? Will man den Frauen hier »endlich« ihr eigenes Trikot geben? Oder mit der Berichterstattung über Gercke in Bunte und Gala noch mehr teuren Merchandise verkaufen?

Dass das erste eigene Frauenshirt sich von denen der Männer abhebt, ergibt erst mal Sinn. Mehr Aufmerksamkeit, bessere Unterscheidung, sicher gibt es viele (weibliche) Fans, die gern deutlicher zeigen, welche Bayern-Mannschaft sie da unterstützen. Insgesamt ist das Design jedoch wenig überraschend. Sehr viel kreativer waren da die »eigenen« Trikots der schwedischen Frauennationalmannschaft bei der WM 2019, deren Rückennummern aus einer Collage von Köpfen berühmter Spielerinnen bestanden.

Wer den Frauenfußball – oder den »Fußball der Frauen«, wie es ganz korrekt heißt – wirklich gleichstellen will, soll ihm die gleiche Behandlung und Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen, hört man oft. Den Spielerinnen also etwa das gleiche Stadion geben, was der FC Bayern ihnen erstmals im Viertelfinale der Champions League 2022 ermöglichte. Auch die Frauen des FC Barcelona »dürfen« gelegentlich auf dem gleichen Rasen auflaufen wie die Männer. Damit sich das Stadion dann aber genügend füllt, sind die Ticketpreise um ein Vielfaches günstiger. Ganz ohne Subventionen und gezielter Werbetrommel geht es noch nicht. Und von gleichen Gehältern sind die Spielerinnen noch weit entfernt.

Es bleibt kompliziert. Das erste eigene Frauentrikot des FC Bayern wäre eigentlich ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Eigentlich.

Immerhin ist es nicht Pink.

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