Heiliger Bimbam

Justin Bieber trägt bei den Brit Awards einen Rosenkranz. Will er damit Buße tun für seine Songs? Zeigen, dass er sich mit christlicher Symbolik in der Mode auskennt? Oder sich um eine Papstaudienz bewerben? Unsere Modekolumnistin kennt die Antwort.

Zerrissene Jeans, Bomberjacke, Tattoos – Justin Bieber gab sich bei den Brit Awards wieder einmal alle Mühe, auszusehen wie ein richtiger Rockstar. Ein Detail passte allerdings so gar nicht zum Draufgänger-Image: Zum gerippten Unterhemd trug Bieber einen Rosenkranz um den Hals. Geht es dem Popstar jetzt um Beten statt Beats?

Zwar wurde er längere Zeit nicht gesichtet, doch der als Accessoire interpretierte Rosenkranz ist kein Neuling in popkulturellen Gefilden. Sein erstes modisches Hoch hatte er Anfang der 2000er, irgendwo zwischen Paris Hiltons Nicki-Anzügen, Ed Hardy und David Beckham, der 2004 auf dem Cover der Vanity Fair mit wenig mehr als einer 800-Euro-Rosenkranz-Kette von Dolce & Gabbana posierte. Verschiedene kirchliche Instanzen rügten damals die Trivialisierung der katholischen Gebetskette, die im Zuge ihres Trend-Vorstoßes plötzlich beim Textil-Discounter um die Ecke Einzug hielt.

Blasphemie oder nicht – christliche Symbolik hat in der Mode eine lange Tradition. Designer wie Jean Paul Gaultier, Alexander McQueen oder Dolce & Gabbana sind dafür bekannt, in ihren Entwürfen immer wieder religiöse Bilder aufzugreifen: Gaultier etwa bedruckte einst die Kleider seiner Couture-Kollektion mit Engelsmotiven und setzte seinen Models Heiligenscheine auf, Riccardo Tisci ließ ein Givenchy-Sweatshirt mit dem verzerrten Antlitz einer Madonna-Figur bedrucken, und in den letzten Saisons fanden sich auf den Laufstegen auffällig viele Elemente der züchtigen Kloster-Bekleidung.

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Auch Popstars spielen mit religiösen Symbolen. Königin dieser Art der Provokation ist und bleibt Madonna, doch auch Lady Gaga zeigte sich schon als Nonne im Lackoutfit.

Bei Bieber scheint die Gebetskette aber nicht dem Willen, zu schocken oder der schlichten Begeisterung für einen Modetrend zu folgen. Auf dem Cover seines aktuellen Albums »Purpose« zeigt er sich betend mit freiem Oberkörper und großem Kreuz-Tattoo und Ende letzten Jahres sprach der Sänger in Interviews mehrfach über seinen wiedergefundenen Glauben. Sätze wie: »I, personally, love Jesus and that was my salvation.[...] I just wanna honestly live like Jesus« fielen da. Amen.

Überhaupt scheint es unter Biebers Peergroup gerade einen gewissen Trend zur Spiritutalität zu geben. Biebers Freundin Hailey Baldwin, die Schauspielerin Vanessa Hudgens und verschiedene andere junge Hollywood-Promis bekundeten zuletzt über Social-Media-Kanäle ihre Teilnahme an Gottesdiensten der sogenannten Hillsong Church, einer evangelischen Kirche aus Australien, unter anderem mit Standorten in New York und Los Angeles. Und die kürzlich gewählte Miss Germany, eine 26-jährige Religionslehrerin aus der Nähe von Münster, erhofft sich durch ihren neuen Titel die Chance auf eine Papstaudienz.

Ob das letztlich auch Justin Biebers Ansinnen ist? Fest steht: Wenn Bieber sich mit Rosenkranz zeigt, werden ihm Millionen von »Beliebern« folgen.

Wird getragen von: Fußballern, Mönchen
Wird getragen mit: rasierter Brust, weit aufgeknöpftem Hemd
Das sagt der Fan: Do you belieb?

Foto: Gettyimages / David J. Hogan