100 Fragen an...Hillary Rodham Clinton

So schnell wie möglich, denn wir haben ja nicht ewig Zeit.

(SZ-Magazin, 4. Juli 2003)

"Phoenix Park Hotel", 520 Capitol Street, Washington DC: die Lobby. Elf Uhr. Ein Agent vom Secret Service checkt die Toiletten, der Hoteldiener staubt die Topfpflanzen ab. Dass sie da ist, merkt man auch daran, dass sie schon wieder weg ist - so schnell geht das. Sie trägt das krabbenfarbene Kostüm. Sie hat null Frisurprobleme (kurz geschnittene, silberweiß-blond gefärbte Haare). Sie braucht sechs Schritte oder drei Sekunden, um quer durch die Lobby zu laufen, dabei in alle Gesichter zu gucken, "How are you?" und "Thank you! Thank you!" zu rufen und im Aufzug zu verschwinden. Aufzugtüren zu. Zwanzig Minuten Interview.

Zwanzig Minuten mit einer amerikanischen Politikerin, der "klügsten Frau Amerikas" (New York Times), Ex-First-Lady, Senatorin von New York und zukünftigen Präsidentin von Amerika (Fragen zu ihrer möglichen Kandidatur sind - selbstverständlich - überflüssig, verboten und werden mit Kopfschütteln beantwortet). Das wird - wenig. Da muss, damit es irgendetwas wird, der bewährte Schraubenschlüssel "100 Fragen" angesetzt werden - los geht's! Let's go! In ihrer Suite hat man dann plötzlich wieder volle fünf Minuten Wartezeit. Elf Uhr und 25 Minuten. Die Senatorin verspätet sich. Ein Herr, der sich als Marc und Assistent ihrer Büroleitung vorstellt, berichtet, betont ernst auf seine Armbanduhr blickend, dass sich die Interviewzeit auf zirka 15 Minuten verkürzen wird. Mit der Bitte um Entschuldigung: Termine. Man wird springen müssen. Es werden Fragen, die notiert sind, aus Zeitmangel nicht gestellt und beantwortet werden können. Ja, schade.

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Frage an die Assistenz: "Wie sprechen Sie sie an? Frau Senatorin? Senatorin Rodham Clinton? Ganz anders?" Marc: "Ich sage einfach Senatorin." Danke schön, Marc. Plaudernde, lachende, lärmende Frauen treten ein. Unter ihnen: sie. Sie hat den schönen Trick drauf, sich als eine der bekanntesten Persönlichkeiten auf Erden mit vollem Namen vorzustellen: "Hi! Ich bin Hillary Rodham Clinton!" Ihre Assistentin baut ihr Tonbandgerät auf, in der zweiten Reihe sitzend wird sie mitstenografieren. Die Frau, um die es geht: sitzt da. Ganz in echt. Knapp einen Meter entfernt. Gut aussehende Frau! Das Scharfstellen ihrer Augen, Lächeln ihrer Zähne. Hände ruhen. Bänder laufen.

SZ-Magazin: Senatorin, ich werde Ihnen hundert Fragen stellen...
Hillary Rodham Clinton:
Hundert!

...Sie antworten bitte so zügig wie möglich.
Ich werde blitzschnell sein.

Passt Ihnen eine Frage nicht, sagen Sie bitte einfach "weiter".
Weiter. Okay. Wir haben einen Deal.

Sie lacht! Hopsa, ist das ein Lachen! Hillary schüttelt sich. Andere Menschen lachen ihr Leben lang nicht einmal so laut! Zurück in die Ausgangshaltung. Konzentration.

1. Ihr Lieblingsbuch über Amerika?
Moby Dick.

2. Ihr Lieblingsfilm über Amerika?
Zu viele. High Noon.

3. Ihr Lieblingssong über Amerika?
Das müsste ein Beatles-Song sein, am besten das gesamte Repertoire der Beatles. Stopp! Die Beatles sind Engländer. Ich nehme This Land Is Your Land, Pete Seeger, den alten Folksong.

4. Der Name einer amerikanischen Feministin, der Ihnen sofort einfällt?
Elizabeth Cady Stanton.

5. Wann zuletzt - in Gedanken - mit der Ex-First-Lady Eleanor Roosevelt ein Gespräch geführt?
Richtig, ich liebe die Vorstellung, mich mit ihr auszutauschen - obwohl ich sie selbstverständlich nie getroffen habe. Mein Buch gibt viele ihrer Weisheiten wieder. Einer meiner Lieblingssprüche lautet: Frauen sind wie Teebeutel. Du weißt nicht, wie stark sie sind. Bis du sie in heißes Wasser tauchst.

(Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite: Ein Abend mit Jackie O.)

6. Ein Abend mit Jackie O., an den Sie sich gern erinnern, vielleicht auf einer Segelyacht?
Einige unvergessene Abende fanden in ihrem Apartment in der Fifth Avenue, gegenüber vom Metropolitan Museum, statt.

7. Echt wahr, dass Stevie Wonder Ihnen einen Song gewidmet hat?
Ihre Antwort fällt aus - weil die Frage nicht gestellt wurde. Zeitmangel. Es geht nicht anders. Wir springen. Sonst fehlt es uns hinten an entscheidender Stelle. Das Ticken der Sekunden, Fliegen des Bleistifts über den Stenoblock. Warum hat man nie Zeit für tausend Fragen? Die krebsfarbene Senatorin, lächelnd.

8. Immer noch beeindruckt von Amerika?
Ich...ja. Ich liebe Amerika.

9. Traumberuf Senatorin?
Ja.

10. Der zentrale Gedanke Ihrer Abschlussrede am Frauen-College Wellesley?
Politik ist die Kunst, das möglich zu machen, was unmöglich erscheint.

11. Wie sieht ein Wikinger aus?
Bill Clinton, dem sie 1969 zum ersten Mal auf dem Campus von Yale begegnet, führt sie in ihrer Autobiografie Gelebte Geschichte mit den Worten ein: "Er sah aus wie ein Wikinger." Pardon, aber Sie sehen für mich aus wie ein Wikinger! Wer? Wie bitte? Wieder ihr Lachen, schallend laut. Mittlerweile glaubt man ihr, dass sie echt lacht. Sie schaut, lachend, ihre Assistentin an. Die schreibt mit. Schauen Sie sich die Fotos von Bill im Buch an. Roter Bart. Lange rote Haare. Das war damals der Eindruck, den ein Wikinger auf mich macht. So - laut, zufrieden mit sich, frei heraus - lachen nur Damen, die über ein tolles Selbstbewusstsein verfügen, Vermögen, Grandezza und Weltgewandtheit, oder - Pardon! - Frauen, die in Imbissbuden arbeiten. Hillary, der Lachsack. Alles sehr beeindruckend. Schick. Sympathisch.

12. Ein ausgefallener Glücksbringer auf Ihrem Schreibtisch? Es sind zu viele Glücksbringer, da ich an drei Schreibtischen arbeite - einer in meinem Senatsbüro, einer zu Hause in Washington, einer in New York. Meine Lieblingsobjekte sind Bilder von meiner Tochter und meinem Ehemann.

13. Ihr Held von 68?
Robert Kennedy.

14. Ein Bild der Revolution, das ewig leuchten wird?
Die Amerikanische Revolution. Das Jahr 1776, als wir unsere Unabhängigkeit erklärten. Ich denke an George Washington, der seine Revolutionstruppen durch Delaware führt. Durch die Dunkelheit. Den Staub.

15. Ehrensache, dass man bei den Demokraten ist?
Nein. Das ist eine Frage von Standpunkten, von Überzeugungen.

(Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite: Sie wirkt amüsiert. Gnädig amüsiert.)

16. Die letzte gute Party der Demokraten?
Vorgestern Abend, auf meiner Buchparty. Viele interessante Leute. Es war ein Wiedersehen vieler Demokraten.

Sie wirkt amüsiert. Gnädig amüsiert. Jetzt legt sie den Kopf zur Seite, lächelt seitlich - kokette Senatorin! Sie ist guter Dinge, aber wir, ihr Publikum, sollen ihr, bitte schön, auch dankbar dafür sein, dass sie so eine frische, fröhliche, frei von der Leber weg strahlende Senatorin ist. Sind wir. Sie hat uns ja längst. Sie ist - ja! - sehr sympathisch. Einige politische Inhalte, die die USA im Juli 2003 bewegen: toughes Zeug. Wir können auch anders. Jetzt kriegen wir sie. So einfach sind wir nun auch wieder nicht zu haben. Wir schauen auf Sie, Senatorin!

17. Flagburning - ja oder nein?

Zur Sache: In den USA tobt eine Debatte darüber, ob das Verbrennen der amerikanischen Fahne einen Tatbestand darstellt, der vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt ist. Oder nicht. Oder noch mal ganz anders. Ein Fressen für die Feuilletons.

Viel zu komplexe Frage. Ich sehe keine Möglichkeit, sie nur mit Ja oder Nein zu beantworten.

18. Abtreibung - ja oder nein?
Erneut eine zu komplexe, zu komplizierte Frage.

19. Todesstrafe - ja oder nein?
Zu komplex. Es tut mir Leid.

20. Präventivkriege - ja oder nein?
Das ist eine so ernsthafte Frage. Ich kann das in dieser kurzen Zeit nicht umreißen.

21. Den Franzosen vergeben - ja oder nein?

Ihr Gelächter. Huhu! Hahaha! Man macht sich keine Vorstellung: Sie lacht etwa zehn Sekunden lang. Aus vollem Hals, aus tiefem Herzen. Wie ein italienisches Marktweib. Eine Operndiva. Ein Filmstar. Big Frau! Big Lachen! Toll! Das lachende Gesicht von Hillary Rodham Clinton ist das Gesicht von Maria Callas, Sophia Loren, Gina Lollobrigida. Diese Richtung. Der tiefe Seufzer, der nach Lachanfällen raus muss. Was gibt es eigentlich zu lachen? Keine Gnade für Frankreich?

Die Franzosen sind unsere ältesten Verbündeten. Sie standen uns während unserer Revolution zur Seite. Wir haben nach Wegen zu suchen, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

22. Nun kommen fünf Fragen zur Stadt und zum Staat New York, die Sie im Kongress vertreten. Ihre Lieblingsboutique auf der Madison Avenue?
Ich komme ja nicht mehr zum Einkaufen! Schande!

23. Welches Lokal in Manhattan schlagen Sie vor, um einen Gentleman wie Mr. Gore Vidal zum Abendessen auszuführen?
Liebes bisschen! Hat er einen Vorschlag? Das muss Mr. Vidal selber wissen. Es ist nicht ganz einfach. Es gibt kaum noch Lokale, in denen man rauchen darf.

24. Wie hoch ist in New York City derzeit das Bußgeld, wenn man sich beim Taubenfüttern erwischen lässt?
Ich habe keine Ahnung.

25. Was kostet es, in der New Yorker U-Bahn auf zwei Sitzplätzen ein-zuschlafen?
Nein, ich habe keine Ahnung.

26. Der sicherste Ort in New York?
Kein besonderer Ort, die ganze Stadt ist sicher. Was den Rückgang der Kriminalität angeht, haben wir in den letzten zehn Jahre tolle Arbeit geleistet.

27. Die komfortabelste Damentoilette der Welt, um ungestört ein privates Schwätzchen zu halten?

Schreilachen, klar. Sonst keine Antwort. Fünf Minuten sind rum - und erst ein Drittel der Fragen! Zeitdruck. Man kriegt es mit der Angst zu tun, dass sie die ganze Zeit weglacht (obwohl ihre Fröhlichkeit, zumal eine so offensichtlich ehrliche - man hat es nun oft genug beteuert -, natürlich eine erfreuliche Sache ist). Bitte mal nicht lachen! Man kann Lachen nicht drucken! Noch in ihr Lachen hinein wird das Thema der nächsten Fragen erklärt.

Wir werden persönlicher. Wird es Ihnen zu persönlich, Sie wissen es, sagen Sie bitte "weiter".
Verstanden. Wir haben einen Deal.

28. Schmerz, Wut, Trauer: in dieser Reihenfolge?
Zu kompliziertes Thema, um in die Einzelheiten zu gehen. Lesen Sie mein Buch!

29. Geht es wieder?
Wissen Sie, ich bin ein zutiefst zufriedener Mensch. Ich bin sehr glücklich. Mit dem, was ich tue. Mit dem, wer ich bin.

30. Was ist schlimmer: beschuldigt oder bemitleidet zu werden?
Ich denke so nicht. Lesen Sie das Buch.

(Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite: "Diese Frage begreife ich nicht")

31. Richtig, dass es Schuld nicht gibt?
Schuld? Natürlich gibt es Schuld. Diese Frage begreife ich nicht.

32. Grundsätzlich: Wer vergibt zuerst, der Kopf oder das Gefühl?
Es ist ein so persönlicher Prozess. Der entscheidende Punkt ist, dass Vergebung die Grundlage für den Menschen ist, um hinter den Schmerz, hinter die Verletzungen zu kommen. Um Schmerz und Verletzungen zu verarbeiten. Vergebung ist eine Grundlage für den Frieden von Gesellschaften. Wie wir auch von Nelson Mandela und anderen Führern wissen.

Das war die erste ausführliche, annähernd ernsthafte Antwort. Glückwunsch. Danke.

33. Was ist sexy an den Bermudas?
Waren Sie nie da? Es ist so wunderschön da. Die Strände. Das Licht.

34. Wer ist "wir"?
Wenn ich in meinem Buch "wir" sage, meine ich damit gewöhnlich die von uns, die das politische Fortkommen meines Ehemanns unterstützten, seine Kampagne, seine Präsidentschaft, seine Ideen.

35. Eine Riesenfrage, Mrs. Rodham Clinton: Was ist Liebe?
Was ist was? Wie viele Stunden haben Sie?

36. Die nächste Riesenfrage. Wie definieren Sie Immoralität?
Zu kompliziertes Thema.

37. Wann sieht Ihr Terminkalender das nächste Treffen mit Bill vor?
Wir reden jeden Tag und so lang, wie es eben möglich ist. Wir versuchen, unsere Verpflichtungen aufeinander abzustimmen, damit wir so viel Zeit wie nur irgend möglich miteinander haben.

38. Ihr letzter Streitpunkt?
Ich gebe niemals Auskunft über die Gespräche, die ich mit meinem Ehemann führe.

39. Ihr letzter gemeinsamer Grund zu lachen?
Dauernd. Immer wieder. Jeden Abend. Gestern Nacht, bis spät in die Nacht hinein am Telefon. Sprechen und lachen.
Sie lacht sich langsam wieder warm. Ahaha.

40. Sein letztes Liebeszeichen?
Oh, wir haben eine tolle Zeit zusammen. Unsere Liebe verknüpft jede Faser unserer beider Leben.

41. Ihr letzter Liebesbeweis?
Nein.

42. Drei Worte, mit denen Sie Ihrer Tochter ihren Vater erklären würden?
Ein guter Vater.

43. Gerade Lust, bisschen über seine Hände zu schwärmen?
Ihr Brüllgelächter. In "Gelebter Geschichte" schwärmt sie für Bills Hände! Man hätte sich für ihre Antworten auf diese Fragen interessiert. Jetzt egal. Nützt alles nichts. Sie lacht, sie jauchzt es weg. Sie kann es nicht fassen. Man sieht ihr an, wie sie denkt, sie hört nicht richtig. Nächster Versuch, sie zum Beantworten der Fragen zu bringen, die sich stellen. Es wird sich fortlaufend - bis zum Ende des Interviews - abwechselnd schallend laut lachend und glucksend verständig gemacht.

44. Springt Ihr Hund Buddy noch immer jeden Abend zu Ihnen ins Bett?

Diese Frage - Achtung, ein Klassiker unter Hillary-Interviewern. Anhand der scheinheiligen Erkundigung nach dem Hund lässt sich herausfinden, ob das Ehepaar Clinton noch ein Ehebett teilt. Kapiert? Und? Springt Buddy?

Buddy ist gestorben. Ja, traurig. Letztes Jahr hat ihn ein Auto erwischt. Wir haben nun Seamus, Buddys Großneffen. Er schläft in seinem eigenen kleinen Bett in der Ecke unseres Schlafzimmers.

Gemeinsames Schlafzimmer! Schau an!

45. Ihr letzter friedlicher Moment, den Sie gemeinsam in einer Hängematte verbracht haben?
Wir haben das noch einige Male geschafft. Der im Buch abgebildete Moment auf der Hängematte war einer von vielen, in denen wir keinen Schimmer davon hatten, dass wir gerade fotografiert wurden.

46. Soll man Ihre Ehe vielleicht eine Traumehe nennen?
Sie ist mein Traum!

47. Was unterschätzen die Menschen an Ihrer Beziehung?
Nein, ich denke nicht so, es tut mir Leid. Ich muss mein Leben leben. Ich hoffe, andere Menschen leben ihres.

48. Das Geheimnis Ihrer Ehe?
Es liegt zwischen uns. Wir teilen es. Es ist etwas, das wir hegen und pflegen und nun seit mehr als dreißig Jahren teilen.

Triumphierende Senatorin. Nein. Sie gibt's nicht her: die Antwort, den Hammer, das zitierfähige Material. Es dämmert einem nun, dass Lachen eine weitere gekonnte Art ist zu sagen, dass man nichts weiter sagen möchte. Es ist eine höfliche, die wohlklingende Art, sich zu verweigern.

49. Wären Sie mutig genug, mit Bill einen Tag lang die Handys zu tauschen?
Nein. Wir sind beide ein wenig ungeschickt, wenn es um technische Geräte geht.

Die uninterviewbare Senatorin. Was soll man machen? Politische Fragen beantwortet sie nicht, weil die Zeit nicht reicht. Persönliche Fragen beantwortet sie nicht, weil sie persönlich sind. Es hilft nur: Tempo erhöhen. Aufs Pedal. Vollgas.

50. Ihr Männergeschmack! Senatorin - nun aber! George Clooney oder Robert Redford?
Beide.

51. Paul Auster oder David Letterman?
Beide. Ich liebe Männer.

52. Tina Brown oder Susan Sontag?

Tina Brown, Chefredakteurin des Magazins The New Yorker. Susan Sontag, Essayistin, neuerdings Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.

Beide! Beide! Das sind doch beides faszinierende, interessante Frauen!

53. Ihr Lieblingsintellektueller auf dem Erdball?
Auf dem Erdball? Himmel! Das ist zu viel. Das kann ich beim besten Willen nicht beantworten.

Weiter geht's. Hillary und der Feminismus - die entscheidenden Fragen. Der Kracher, Klassiker, herrliches Thema. Bitte mal nicht lachen. Bitte antworten. Bitte. Danke, Senatorin.

54. Hillary backt Kekse. Was für Kekse werden das?

Wir spielen auf das berühmte "Kekse und Tee"-Zitat an, in dem sich die Ehefrau Rodham Clinton, damals noch Gouverneursgattin in Arkansas, die Frechheit rausnimmt, nicht jeden Abend "zu Hause zu sitzen, Kekse zu backen und Tee zu kochen". Ein Ausspruch, der ihr jahrelang nachhing.

Die mit Schokoladensplittern. Ausgezeichnete Kekse! Ich habe einen Backwettbewerb mit diesen Keksen gewonnen - ja, kein Witz! Ich habe mich gegen Barbara Bush in einem Wettbewerb durchgesetzt, meine Kekse gegen ihre Kekse, und meine waren die Sieger. Es ist eine der großen Auszeichnungen in meinem Leben, auf die ich zurückblicken kann.

55. Langweilt es Sie zu beteuern, dass Sie keine radikale Feministin sind?
Ich lebe jenseits radikaler Tendenzen. Ich bin nur ich selber.

56. Wie bittet man Mrs. Tammy Wynette um Entschuldigung?

Ist auch schon lange her. Vor gut zwanzig Jahren äußerte sich die damalige Gouverneursgattin Hillary despektierlich über die Countrysängerin Tammy Wynette, ein amerikanisches Nationalheiligtum, und ihren Hit "Stand By Your Man", den Song, der die amerikanische Hausfrau dazu auffordert, ihrem Ehemann durch dick und dünn zur Seite zu stehen.

Oh ja, ich sprach mit ihr, ich habe mich ausgiebig erkundigt. Was ich im Einzelnen auch gesagt habe - ich habe sie dabei nicht persönlich gemeint. Sie war sehr großzügig.

Man scherzt nicht über Tammy Wynette. Besser nicht. Besser nicht in Amerika. Nicht, wenn man dreißig Jahre später eventuell Präsidentin werden möchte.

57. Ein typisches Männerspiel, bei dem Sie unschlagbar sind?
Ich liebe Sport. Aber ich fürchte, dass ich selber nicht besonders sportlich bin.

58. Inwiefern denken Frauen anders als Männer?
Es gab zahlreiche Untersuchungen. Sie zeigen, dass wir uns, was die Verhaltensmuster angeht, die aus Evolution und Erziehung resultieren, unterscheiden. Wir haben verschiedene Hormonhaushalte. Wir sollten gemeinsamen Boden betreten, unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede respektieren.

Huhu! Man erfährt nun, was passiert, wenn die Senatorin mehrere Sätze hintereinander spricht, ohne sich durch ihr eigenes Gelächter selber zu behindern. Ja. Mäßig spannend. Auch nicht so komisch.

59. Wie verarbeiten Sie, dass Ihnen das X-Chromosom fehlt?
Indem ich arbeite. Was soll mir fehlen?

60. Mal daran gedacht, sich einen Mann als Privatsekretär zuzulegen?
Ich arbeite mit Männern. Ich tue es heute, in diesem Moment.

Gelächter.

61. Wo bleibt die Pille für den Mann?

Riesengelächter. Keine Antwort. Schade. Es war doch auch eine ernst gemeinte Frage.

62. Für Sie eine Selbstverständlichkeit, dass der Schlüssel zum Weltfrieden in der Befreiung der islamischen Frau liegt?
Ich habe in meinen Jahren im Weißen Haus hart daran gearbeitet, islamische Frauen zu erreichen und ihre Bemühungen zu unterstützen im Kampf für die Rechte und Verantwortungen, die sie verdient haben.

Ein Tonfall tiefer. Diese letzten Worte kamen ernst und getragen. Da kann sie selbstverständlich blitzschnell umschalten: vom Lachsack zur Staatsfrau. Ihre Assistentin unterbricht, hebt die rechte Hand mit dem Stenostift. Erste Mahnung. 15 Minuten sind rum. Fragen zu Hillarys Lifestyle. Man versucht, sie mit Komplimenten und den immer schönen Themen Kosmetik, Einkaufen, Einrichtung zu kriegen.

Wunderbares Kostüm, das Sie da tragen!
Danke.

63. Die ausgefallenste Kostümfarbe, mit der Sie je experimentiert haben?
Ich habe die kräftigen Farben, glaube ich, alle durch.

64. Welchem Haarspray vertrauen Sie?
Keinen Schimmer. Ich benutze, was immer mein Friseur empfiehlt.

65. Mal Cowboystiefel ausprobiert?
Ich habe drei Paar, aus Texas, natürlich.

66. Können Sie heute zugeben, dass Sie 1969 ein wenig wie Joan Baez aussehen wollten?
Wir alle sahen so aus. Es waren herrlich unkomplizierte Zeiten. Haare ließ man wachsen. Haare durften einfach Haare sein.

67. Ihr Kommentar zur Brille von 1979?
Viel Glas. Viele Dioptrien.

68. Wie erklären Sie sich die elitäre Power von Perlenketten?
Ja, interessante Frage. Ich liebe Perlen. Sie reflektieren das Licht. Sie lassen Frauen glitzern.

Lachende Senatorin. Ein Lachen zu viel. Der Stenostift winkt, zweite Mahnung. Es ist ein Drama. Man will: zu viel. Man versucht, in 15 Minuten die Persönlichkeit einer aufregenden Frau - derzeit wohl die aufregendste - aufzufächern. Das geht: kaum. Lächelnde Senatorin. Ab sofort fragt man, ohne fragen zu dürfen.

69. Einverstanden, dass Sie neuerdings ein wenig wie Lady Di aussehen wollen?
Fällt aus wegen Zeitmangel. Schade.

70. Der amüsanteste Tischpartner aller Zeiten?
Fällt aus.

71. Ein Gesprächsthema, das am besten bei Tischgesellschaften mit Übersetzer funktioniert?
Fällt aus.

Wir springen zum Weißen Haus, dem Mythos, sicherlich unter den Top Ten der spannendsten Themen aller Zeiten. Im Weißen Haus hat sie acht Jahre lang residiert. Wann kann man eine Ex-First-Lady schon mal zu Ihrem Ex-Zuhause befragen? Jetzt. Hier. Enjoy.

72. Das gemütlichste Plätzchen im Weißen Haus?
Ich liebte die westliche Wohnhalle. Da war ein großes Erkerfenster, ich hatte einen Ohrensessel, in dem ich las, telefonierte und Leute zu Gesprächen empfing.

73. Korrekte Information, dass auf Ihr Betreiben hin der Pool im Weißen Haus reaktiviert wurde?
Nein. Das war Präsident Gerald Ford.

74. Welche Größe hat der sagenumwobene rote Knopf, der Atomraketen zündet?
Darüber darf ich doch nichts sagen.

75. Froh, dass Sie wieder bei den Jungs mitspielen dürfen?
Natürlich. Ich freue mich immer wieder, wenn ich Zeit mit den Leuten verbringen kann, denen das wichtig ist, was mir wichtig ist.

76. Wer ist der gefährlichste Kopf der "rechten Verschwörung"?

Auf dem Höhepunkt der Lewinsky-Affäre hatte die damalige First Lady von einer Verschwörung gesprochen, die gegen ihren Mann laufe: Man versuche, seine Persönlichkeit zu zerstören, da er politisch nicht zu besiegen sei.

Es gibt zu viele von ihnen. Wir haben nicht die Zeit, sie alle zu erwähnen.

77. Der toughste New Yorker Journalist?
Fällt aus wegen Zeitmangel.

78. Der am übelsten riechende Senator?
Fällt aus.

79. Ehrlich wahr, dass hundertjährige Republikaner im Senat aufspringen und Sie minutenlang umarmt halten, weil Sie Ihre Arbeit im Senat so exzellent machen?
Fällt aus.

Dritte Mahnung. Der Bleistift der Assistentin nun dauerhaft oben. Sobald gesprochen wird, muss sie weiterschreiben und kann nicht zum Aufhören mahnen - also weiterfragen! Nächster Punkt: Hillarys Eignungstest zur ersten Präsidentin der USA. 2008 muss sie ran, weil George W. Bush 2004 nicht zu schlagen sein wird.

80. Haben Sie inhaliert?
Nein!

81. Ihr Mittel gegen nervöse Einschlafstörungen?
Keine Probleme.

82. Kennen Sie eine subtilere Waffe als Lächeln?
Lächeln? Oh, eine Superübung. Es hält dein Gesicht in Form.

83. Welche menschliche Schwäche wirkt bei potenziellen Wählern immer besonders sympathisch?
Du solltest du selber sein. Mehr nicht.

84. Wie viele nette Milliardäre in Ihrem Freundeskreis?
Milliardäre? Warum Milliardäre? Keine Ahnung.

85. Die längste Zeit, die Sie in einem Bus überleben können?
Stunden, Tage, zwei Wochen am Stück. 1992 während der Kampagne waren wir im Bus quer durchs ganze Land unterwegs. Ein Riesenspaß.
Fragen zur Weltlage: Hillary for President!

86. Wie geht es Amerikas berühmtester Soldatin, Jessica Lynch, die im letzten Irakkrieg verletzt, gefangen genommen und befreit wurde und nun auf einer Intensivstation in Washington liegt?
Ich weiß nichts Genaues. Ihr Zustand ist nach wie vor ernst.

87. Ihr Kommentar zur Tatsache, dass praktisch die ganze Welt kifft?
Ist das so? Glaube kaum.

88. Immer noch Wahrheitsfan?
Ich denke, das sollte jeder sein.

89. Die größte Lüge über die amerikanische Familie?
Keine Ahnung.

Lüge! Lüge! Geschenkt.

90. Ein Grund, warum Mr. Eminem trotzdem ein guter Amerikaner ist?
Ich denke, was wir in Amerika pflegen, ist Individualität. Ist Freiheit des Andersdenkenden. Ich hoffe, wir geben diese Werte niemals auf.

91. Marie-Antoinette, Jeanne d'Arc, Lady Macbeth, Madame Pompadour, Mutter Teresa, Eva Perón - mit welchem Ihrer Über-Ichs können Sie sich am ehesten identifizieren?
Ich hänge an der Idee, dass ich eine gute Senatorin bin.

Elf Uhr, 52 Minuten. Beide Frauen, die Assistentin und die Senatorin, stehen auf. Die Assistentin: "Es ist vorbei. Keine weiteren Fragen, bitte. Danke." Hillary - Grande Dame. Man wäre damals im Weißen Haus gern bei einer ihrer lustigen Abendessentafeln eingeladen gewesen. Sie, Senatorin, hält einem lächelnd die Hand hin. Wir begreifen. Es ging wenig. Es ging trotzdem - etwas. Erstaunlich ist doch, zu welchem Freudentaumel sich der Politprofi hinreißen ließ. Da können Worte nicht folgen. Hi-Hi-Hillary! Bye-bye, Mrs. President! Stehend, die letzten Fragen.

92. Manchmal traurig darüber, dass Sie nicht Madonna sind?
Nein. Niemals. Sie ist eine sehr kreative, erfolgreiche Frau. Ich bewundere das.

93. Zwei Bildungsfragen zu Ihrem Blitzbesuch in Deutschland: In welcher Stadt liegt wohl der weltberühmte Kölner Dom?
In Köln? Jetzt haben Sie mich! Und ich werde ihm sogar einen Besuch abstatten.

94. Mal von einer Person namens Angela Merkel gehört?
Oh ja, das haben wir.

95. Ist das Leben nur Arbeit, Arbeit, Arbeit?
Nein. Es ist sehr viel mehr.

96. Ihre intime Beichte an Mick Jagger?
Keine Beichte. Ich liebte ihn. Die Beatles, die Stones sind mein Jahrgang. Verstehen Sie? Mr. Jagger gibt Hoffnung - all denen, die jeden Tag älter werden. Weil er selber immer weitermacht.

97. Der historischste Moment in Ihrem Leben?
Zu viele. Die Geburt meiner Tochter.

98. 2008 dann wieder das Duell Rodham Clinton gegen Giuliani?
Keine weiteren Fragen.

99. Macht es klug, Hillary Rodham Clinton zu sein?
Wir haben einen Deal, Sie erinnern sich? Herzlichen Dank. Es hat Spaß gemacht.

100 Ihr nächster Termin?
Ein Interview.