J - Japan

Die gängige Meinung: Japaner sind beim Thema Sex etwas seltsam. Stichwort Schulmädchen und Porno-Comics. Wir dachten: alles übertrieben. Jetzt war unser Kollege drei Wochen dort. Sein Eindruck: Japaner sind tatsächlich etwas seltsam.

    In Studien zum internationalen Liebesleben wird Japanern ein trauriges Zeugnis ausgestellt. Dem Spiegel zufolge „hatte ein Viertel der japanischen Ehepaare im vergangenen Jahr keinen Geschlechtsverkehr". Das ZDF-Auslandsjournal berichtet über den Schulmädchen-Fetisch älterer japanischer Männer und der Stern über die weit verbreitete Porno-Comic-Leidenschaft. Alles übertrieben? Unser Kollege war in Japan. Hier seine Eindrücke.

    Was ist dran am japanischen Schulmädchen-Fetisch?
    Zumindest habe ich spätnachts in der Nähe unseres Apartments, das wohl in einer nicht so guten Gegend war, Mädchen in Schuluniform an Straßenecken warten sehen. Offensichtlich Prostituierte - allerdings waren sie für Schulmädchen schon recht alt. Uniformen sind ohnehin sehr beliebt, es gibt achtstöckige Shops, in denen man nur Uniformen kaufen kann. Oder die „Maid-Cafés", in denen junge Mädchen in Zimmermädchen-Uniformen die Gäste mit „Master" ansprechen und ihren Tee umrühren. Ohne Sex. Werden in Japan wirklich getragene Höschen in Automaten verkauft?
    Ja, in Lovehotels und Sexshops kann man die in Automaten kaufen, übrigens auch Sextoys wie Dildos, das haben uns japanische Freunde erzählt - und gezeigt. Du denkst, du gehst in einen Videospieleladen, und ein paar Regale weiter stehst du plötzlich vor dem Porno-Sortiment. Dort gab es sogar Manga-Muschis, also nachgebildete Vaginen beliebter Comic-Heldinnen zu kaufen. Etwas dezenter ist Manga-Bettwäsche, auf die die meist sehr freizügigen und großbusigen Comic-Frauen gedruckt sind.

    Lesen die Männer im Berufsverkehr in der U-Bahn wirklich Manga-Pornos (also Comics mit recht eindeutigem Inhalt)?
    Gesehen habe ich es nicht, in Japan liest man Bücher mit einer Schutzhülle. Sex-Mangas werden in ganz gewöhnlichen Comic-Shops verkauft, dort gibt es nicht nur ein Fach, sondern gleich mehrere Regale voll davon. Harmlose Comic- oder Videospielhelden gibt es dann auch in der Hardcore-Version, allerdings nicht vom gleichen Zeichner.

    Meistgelesen diese Woche:

    Gehen junge Japaner alle ins Lovehotel, weil sie daheim nicht ungestört sein können in ihren winzigen Apartments?
    Lovehotels gibt es wirklich massenhaft, das gilt gar nicht mal als anrüchig. Bei 15-Quadratmeter-Wohnungen versteht man das.

    Gab es etwas, was dich wirklich überrascht hat?
    Ja, Körperteilkissen, also etwa ein Kissen, das wie der Schoß einer Frau aussieht. Für Frauen gab es Kissen, die wie der Oberkörper eines Mannes aussehen, die kann man dann in den Arm nehmen.

    Geht es noch skurriler?
    Es gibt sogenannte „Host-Boys", also gut aussehende Typen, die jedes Mädchen angraben und sie in einen Club kriegen wollen. Dort unterhalten sie die Mädchen, die zum Dank teure Getränke bestellen, das Ganze läuft offenbar ohne Sex ab und ist so teuer, dass vor allem einsame Prostituierte sich das leisten. Was ich bei allen Merkwürdigkeiten übrigens sehr sympathisch fand: Junge Japaner scheinen beim Thema Sex sehr unverkrampft zu sein und doch diskret. Da gehen Pärchen gemeinsam in Sexshops und kichern ein bisschen über die Produkte, ohne dass es peinlich oder schmierig wirkt.