Frau Stattmann, was ist Keramikpapier?
Keramikpapier lässt sich falten und stanzen wie normales Papier, aber wenn man ein gefaltetes Keramikpapier im Brennofen behandelt, bekommt es die Eigenschaften von Keramik. Es ist dann hitzebeständig, wasserfest und zerbrechlich – hat aber immer noch die Form des gefalteten Papiers.
Was lässt sich aus Keramikpapier herstellen?
Noch gibt es keine spezielle Verwendung für dieses neue Material. Das Keramikpapier wird in Zusammenarbeit zwischen der Papiertechnischen Stiftung in München und der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen/Nürnberg entwickelt. Einige der ersten hundert Meter von dem Keramikpapier haben die Forscher aber direkt uns gegeben, damit wir damit experimentieren können.Und? Wir haben das Papier an die besten Origami-Künstler der Welt geschickt und sie gebeten, Strukturen zu falten. Die Ergebnisse schicken sie an uns, und wir werden sie in Keramik umwandeln. Der Brennvorgang ist streng geheim, weil an dem Material ja noch geforscht wird. Wofür könnte man das Keramikpapier in Zukunft benutzen?
Eine Möglichkeit wäre, Leichtbaukonstruktionen zu entwickeln, die extrem hohe Temperaturen aushalten. Das gebrannte Keramikpapier hält bis zu 1600 Grad aus, ungefähr 400 Grad mehr als normale Haushaltskeramik.
Steht das Keramikpapier vor einer großen Karriere?
Die Eigenschaften dieses Materials sind besonders spannend. Und: Es ist ein sehr günstiger Werkstoff.
Nicola Stattmann ist Diplom-Designerin und leitet ein Büro für Produktentwicklung. Die Ausstellung »paperlab – technische Papiere für 3-dimensionale Produkte« ist vom 14. bis 17. Juni auf der Messe »The Design Annual« in Frankfurt zu sehen.
Oben links: Papierobjekt "Tetrahedron" des Origami-Künstlers Richard Sweeney. Zurzeit versucht man die Figur aus dem neuen Material Keramikpapier zu bauen. Oben rechts: Wellpappen-Leichtbaukonstruktion nach der Umwandlung in Keramik vom PTS München und der FAU Erlangen.